LOKALMIX
„Die unendliche Geschichte“ hat ein Happy End
Morsbach – Nach fünf Jahren der Sanierung werden am Samstag wieder Badegäste im Schwimmbad begrüßt – Eigentlich wollte man nach anderthalb Jahren fertig sein.
Von Leif Schmittgen
Morsbachs Bürgermeister Jörg Bukowski und Schwimmmeisterin Monika Oberdries sind sichtlich erleichtert: Am kommenden Samstag, 30. August, wird im Hallenbad Morsbach die Wiedereröffnung gefeiert (siehe Kasten) und ab Montag, 1. September, finden die ersten Kurse statt. Michael Endes Romantitel „Die unendliche Geschichte“ könnte das Szenario an der Hahner Straße wohl kaum besser beschreiben. Denn eigentlich hatte man eine Umbauzeit von maximal anderthalb Jahren kalkuliert.
Der Tag der Schließung am 14. März 2020 hat sich vor allem bei der Schwimmmeisterin tief im Gedächtnis manifestiert. „Eigentlich sollte die Sanierung erst Ende April beginnen. Aufgrund der Corona-Pandemie haben wir uns für den früheren Baubeginn entschieden“, so Oberdries. Und was dann folgte, sollte sich für die Verantwortlichen als wahre Odyssee entpuppen, die nach nunmehr über fünf Jahren in einem Happy End mündet. Aber der Reihe nach. Erste Verzögerungen traten auf, nachdem sich ganze Trupps mit Corona infiziert hatten. „Die Gewerke müssen ineinandergreifen und so gab es weitere Verzögerungen“, erinnert sich Bukowski an die Störungen in der Anfangszeit.
Ohne das Fertigstellen des einen konnte der nächste Bauabschnitt nicht fortgesetzt werden. Außerdem wurden in den Folgemonaten wegen Materialmangels Lieferketten unterbrochen, die „Zahnräder“ griffen erneut nicht ineinander. Ein Beispiel lässt den Bürgermeister bis heute ins Mark erschüttern. Ein großes Loch klaffte für rund ein Jahr in der Außenwand des Bades. Dem Handwerker aus Wilhelmshaven war das Material ausgegangen und wegen dieser Kleinigkeit sei es für ihn unwirtschaftlich gewesen, wieder zur Baustelle nach Morsbach zu fahren. Deswegen habe er so lange gewartet, bis andere Unternehmen ihre Aufgaben beendet hatten und er mit weiteren Schritten an anderer Stelle gebündelt weitermachen konnte.
Die Eröffnung am Wochenende
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Die Gemeinde Morsbach lädt zur Eröffnung des Hallenbades ein. Am Samstag, 30. August, wird Bürgermeister Jörg Bukowski das Hallenbad zusammen mit dem Vorstand des Fördervereins um 13 Uhr eröffnen. Es gibt Aktionen: Für das leibliche Wohl ist gesorgt. Das Hallenbad kann am Eröffnungstag bis 15 Uhr besichtigt werden. Von 16 bis 19 Uhr sind alle Kinder ab 7 Jahren und Jugendliche bis 18 Jahre eingeladen, das neue Bad kostenlos auszuprobieren. Voraussetzungen sind das Schwimmabzeichen „Seepferdchen“ sowie eine gute Schwimmfähigkeit. Am Sonntag, 31. August, heißt es von 7 bis 12 Uhr: Eintritt frei für alle.
„Ich bin oft auf die Situation von besorgten Bürgern angesprochen worden“, so Bukowski. „Mal eben“ ein anderes Unternehmen zur Beseitigung des Problems zu beauftragen, so der vielfache Wunsch aus der Bevölkerung, sei allerdings aufgrund der strengen Förderrichtlinien (die Maßnahme wird teilweise bis zu 90 Prozent gefördert) nicht möglich gewesen. „Wir hätten das Projekt europaweit ausschreiben müssen, was Zeit und Geld gekostet hätte“, rechtfertigt der Bürgermeister das für Außenstehende nur schwer nachvollziehbare, komplizierte Prozedere.
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In einem anderen Fall wäre es wohl fast zu einem Rechtsstreit gekommen. „Der Fliesenleger verweigerte die Gewährleistung, weil die Estricharbeiten eines anderen Unternehmers aus seiner Sicht nicht korrekt ausgeführt wurden“, so der Bürgermeister. Ratschläge, einen Juristen zu beauftragen, schlug Bukowski aus, das hätte bis zu einem Urteilsspruch womöglich Jahre in Anspruch genommen. Stattdessen beauftragte die Verwaltung einen unabhängigen Gutachter. Das Ergebnis, der Estrich sei nicht fachgerecht angebracht worden, wurde vom ausführenden Unternehmer nicht akzeptiert. Daraufhin bezahlte man ihn und ließ die Arbeiten gemäß der Fliesenlegerempfehlung und Ausschreibung neu durchführen.
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Ein weiterer Schock ereilte die Verantwortlichen dann an Rosenmontag 2025: Rund ein Jahr nachdem das neue 16 × 8-Meter-Edelstahlbecken verbaut worden war, konnte erstmals Wasser eingelassen werden. Zum Schock aller Beteiligten drang Wasser bis in den Keller vor. Der Schwimmbadtechniker konnte die für den Tag geplante Arbeit nicht beginnen und gab den Verantwortlichen maximal 24 Stunden zum Flicken des Lecks Zeit. Ansonsten würde er erst im Oktober weitermachen. „Ich habe mit Engelszungen auf den Beckenmonteur am Telefon eingeredet, den Schaden schnell zu beheben. Glücklicherweise hat das funktioniert“, zeigt die Schwimmmeisterin noch heute zumindest in diesem Punkt erleichtert. Als Ursache für die Leckage wurde schließlich eine defekte Schweißnaht ausgemacht.
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Rückblickend gibt es auch Positives zu berichten. „Bei den Details hatte ich freie Hand“, freut sich Oberdries zum Beispiel über grün-grau gestaltete Spinde in den Umkleiden, die dem "Mief" des Ende der 1960er Jahre eröffneten Bades nach der Kernsanierung endgültig den Garaus machten. Moderne Sanitärtechnik, neu gestaltete Wände und wegen schlechter Akustik abgehangene Decke sind nur einige der zahlreichen Neuerungen, die mehr Gäste ins Schwimmbad locken sollen.
Obendrein wurde auch das Kursangebot deutlich erweitert und die Mitarbeiter haben Fortbildungen besucht, um durch Krankenkassen bezahlte Präventionsmaßnahmen anzubieten. Seit 1998 ist die aus Wissen stammende Schwimmmeisterin nun ohne Unterbrechung bei der Gemeinde Morsbach angestellt und freut sich, ab dem Wochenende wieder mit ihren Kernaufgaben betraut sein zu können. In vielen anderen Bereichen war Monika Oberdries in den vergangenen fünf Jahren interimsmäßig weiterbeschäftigt worden.
