LOKALMIX
Die „Spielmacherin“ verlässt das Feld
Reichshof – Seit mehr als sechs Jahren hat Annemarie Halfar die Gesamtschule Reichshof geleitet – Nun wurde sie in den Ruhestand verabschiedet.
Fast ihr halbes Leben hat Annemarie Halfar an der Gesamtschule Reichshof unterrichtet, nun wurde die Schulleiterin in den Ruhestand verabschiedet. „Das ist kein einfacher Tag“, gab Halfar zu, als sie am Freitag bei dem Festakt im Kulturforum des Schulzentrums ans Mikrophon trat. Im August 1995 kam sie an die Gesamtschule, lehrte Englisch und Latein und gab Sportunterricht. 2011 übernahm sie die didaktische Leitung, im Juni 2018 die Gesamtleitung. Dabei hat sie in all den Jahren zahlreiche Generationen von Schülern auf ihrem Weg durch das Schulleben begleitet.
Ob Reichshofs Bürgermeister Rüdiger Gennies, der stellvertretende Schulleiter Jörg Schmoock, Carlos Sanchez als schulfachlicher Dezernent der Bezirksregierung Köln, Michael Rohr als Vorsitzender der Elternpflegschaft, Katja Ludwig vom Mensaverein sowie Vertreter der Schülervertretung (SV), des Lehrerrats und des Schulleitungsteams: Annemarie Halfar wurde bei der rund zweieinhalbstündigen Abschiedsfeier reich beschenkt – allen voran mit herzergreifenden Worten, aber auch mit dem ein oder anderen haptischen Geschenk.
„Alles kann man nicht richtig machen“, sagte Bürgermeister Gennies. „Aber man kann Vieles richtig machen – und das haben Sie getan.“ Die Zusammenarbeit von Gesamtschule und Gemeinde sei gut gewesen, auch wenn letztere nicht alle Wünsche der Schule habe erfüllen können. Trotzdem hinterlasse Halfar eine „attraktive Schule“, die viele Zertifizierungen wie die „Gute gesunde Schule“, „Schule der Zukunft“ und „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ erhalten habe und darüber hinaus mit Partnern aus der Wirtschaft kooperiere. Als Dank überreichte der Bürgermeister unter anderem eine Nachprägung des Wildberger Silbertalers.
Moderiert wurde die Veranstaltung von Joline aus der Q1, Nicole aus der 7b und Pedro aus der 9a, die zu Beginn ihren stellvertretenden Schulleiter Jörg Schmoock ans Rednerpult baten. Er erinnerte zunächst an einige Highlights wie das Fest zum 30-jährigen Bestehen der Schule und die Neugestaltung der Mensa. Als „größte Herausforderung“ bezeichnete Schmoock die Corona-Pandemie, als es darum gegangen sei, den Schulbetrieb aufrechtzuerhalten und die Gesundheit aller zu schützen. „Du hast die Schule mit dem Team durch Krisen geführt und weiterentwickelt […] und in turbulenten Zeiten einen kühlen Kopf bewahrt“, sagte der Stellvertreter.
Das Lehrerkollegium sorgte für einen Klassiker auf Abschiedsfeiern und sang „Niemals geht man so ganz“. Und so ganz wird Annemarie Halfar die Gesamtschule wahrscheinlich nicht verlassen. 1998 ist sie mit ihrer Familie von Rösrath nach Eckenhagen gezogen, wohnt nur rund 500 Meter Luftlinie von der Schule entfernt. Und falls sie mittags mal der Hunger packt, könnte sie auch in Zukunft in der Mensa aufschlagen. Katja Ludwig vom Mensaverein überreichte Halfar einen „Goldenen Mensa-Chip“, den es so kein zweites Mal gibt und der Halfar dazu berechtigt, lebenslang kostenfrei in der Mensa essen zu dürfen: „Das ist wie ein VIP-Pass, nur viel besser. Niemand hier oder sonst auf der Welt hat so einen“, sagte Ludwig.
Das Schulleitungsteam bezeichnete Halfar als „Spielmacherin in Königsblau“ und überreichte dazu ein Trikot des FC Schalke 04. Auch Michael Rohr dankte Halfar für ihre Arbeit, sagte, dass den Schülern unter ihrer Leitung nicht nur Wissen, sondern auch Werte vermittelt worden seien. Moderatorin Joline wandte sich für die SV an Halfar: „Sie haben uns immer wieder neue Horizonte ermöglicht, waren eine wichtige Wegbegleiterin und haben uns Schülern gezeigt, dass unsere Stimme etwas zählt.“ Und auch Katja Ludwig bedankte sich zum Abschied und sagte: „Sie haben nicht nur die Schule, sondern auch die Herzen der Menschen hier geleitet.“
Ob die Auswirkungen der Datenschutz-Grundverordnung, die Corona-Pandemie (verbunden damit eine Sieben-Tage-Woche und ständige Erreichbarkeit), der zunehmende Lehrermangel oder auch die Integrationsarbeit: die sechseinhalb Jahre als Schulleiterin seien nicht immer einfach gewesen, gab Halfar zu. Sie erzählte auch von ihren Anfängen als Lehrerin, davon, 1985 ihr Zweites Staatsexamen in der Tasche gehabt aber aufgrund des damaligen Einstellungsstopps keine Anstellung gefunden zu haben. Halfar schlug einen anderen Weg ein – und erhielt zehn Jahre später einen Anruf von Klaus Müller, dem Gründungsdirektor der Gesamtschule Reichshof. „Mut zur Veränderung ist unheimlich wichtig im Leben“, sagte sie mit Blick auf ihren eigenen Werdegang.
Empfangen wurde die Schulleiterin am Freitagmorgen von über 1.000 Schülern. „Ich bin stolz auf diese Schule und gehe mit einem lachenden und einem weinenden Auge.“ Sie wolle sich nun mehr ihrer Familie widmen, sich weiterhin im Gemeindesportverband Reichshof engagieren, reisen, Klavier spielen, vielleicht Schreiben – und genug Zeit haben, um einfach mal nichts zu tun. Das Bewerbungsverfahren für ihre Nachfolge laufe noch, aber Halfar ist sich sicher, dass die Schule „in gute Hände“ kommt. Abschließend sagte sie: „Dieser Tag ist unvergesslich für mich. […] Eine schönere Verabschiedung kann man nicht haben.“
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