LOKALMIX
„Deutlich weniger Klatscher auf der Windschutzscheibe“
Lindlar - Dem Thema Insekten widmet sich eine neue Ausstellung im Freilichtmuseum, die ab morgen besichtigt werden kann.
Von Leif Schmittgen
75 Prozent Insektenrückgang in den vergangenen 30 Jahren: So lautet das Ergebnis der sogenannten Krefelder Studie aus dem Jahr 2017 und das merkt man auch im Alltag. „Es gibt deutlich weniger Klatscher auf der Windschutzscheibe“, sagte Carolin Gilgenbach bei der heutigen Projektvorstellung. Die ökologische Volontärin im LVR-Freilichtmuseum Lindlar hat gemeinsam mit Stephan Hahn vom Fachbereich Ökologie die Ausstellung „Bedroht und faszinierend – die Welt der Insekten“ konzipiert. Diese ist ab morgen, 3. September, der Öffentlichkeit zugänglich und wurde stilecht im neu aufgestellten Bienenhaus von 1905 untergebracht. Lebende Objekte sucht man im Inneren allerdings inzwischen vergeblich, aktive Honigbienen gibt es auf dem Museumsgelände beim Imker um die Ecke.
[Die Expertin Carolin Gilgenbach bietet regelmäißg Insektenführungen auf dem Gelände des LVR-Museums für Familien an.]
In der Dauerausstellung geht es vielmehr um den Lebensraum, mögliche Ursachen des Sterbens, Nahrung und das Verdrängen heimischen Tiere - zum Beispiel durch den asiatischen Marienkäfer. Monokulturen, der Einsatz von Pestiziden und Dünger in der Landwirtschaft haben nach Angaben der Organisatoren einen Anteil am massiven Rückgang. „Den größten Raum aber nimmt das Unbekannte ein“, so Gilgenbach. Nach den Ursachen werde intensiv gesucht, auch das erfährt man in der Ausstellung.
Auf dem Gelände wird auch ein wenig Forschung betrieben. An zwei Fallen findet ein "Insektenmonitoring" statt, die Tiere werden durch Licht angezogen und fallen dann in eine mit Ethanol getränkte Flasche. Auch wenn die Studie noch bis zum Ende des Jahres läuft, „kann ich jetzt schon sagen, dass wir kaum Tiere fangen werden“, so die Volontärin. Den Insekten werden zusätzlich DNA-Proben entnommen, um Arten genau zu bestimmen. Die Ergebnisse sollen mit den Krefelder Insektenkundlern geteilt werden.
[Insektenmonitoring wird an zwei Stellen im Museum betrieben.]
Zudem soll bis Oktober die Insektenwand neugestaltet werden, dort werden verschiedene Nistmöglichkeiten aufgezeigt. Schließlich bieten die Experten regelmäßig Insektenrundgänge für Familien an, bei denen vor allem Kindern zum Beispiel die Anatomie einer Biene erklärt wird und die Besucher durch ein Glas schauen und so erleben können, wie ein Insekt seine Umwelt wahrnimmt.
Finanzierung
Gefördert wurde das Projekt von der Kultur- und Umweltstiftung der Kreissparkasse Köln mit 10.000 Euro. Referentin Rosemarie Katzenbach nahm an der heutigen Projektvorstellung teil. Der museumseigene Förderverein steuerte die übrigen 5.000 Euro zu den Gesamtkosten bei.
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