LOKALMIX

Die Burg erwacht aus dem Dornröschenschlaf

ks; 22.01.2021, 13:20 Uhr
Quelle: Entwicklungsgesellschaft Gummersbach, Leif Schmittgen --- Der Garten der Alten Vogtei könnte nach dem Umbau für eine Außengastronomie genutzt werden.
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Die Burg erwacht aus dem Dornröschenschlaf

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ks; 22.01.2021, 13:20 Uhr
Gummersbach – Mit der Alten Vogtei wird das älteste weltliche Gebäude der Innenstadt umfassend saniert und um einen Anbau erweitert.

Von Katharina Schmitz

 

1700 wurde das Vogteihaus außerhalb der damaligen Ortschaft Gummersbach erbaut. Heute liegt es im Zentrum der Kreisstadt – zwischen der Kaiserstraße und dem Steinmüllergelände. Im Rahmen des Integrierten Entwicklungs- und Handlungskonzepts Gummersbach 2030 wird die Alte Vogtei nun saniert. Bei dem historischen Gebäude handelt es sich um das zweitälteste der Innenstadt. Lediglich die Evangelische Kirche wurde früher erbaut. In seiner über 320-jährigen Geschichte wurde das Vogteihaus, das auch als die Burg bekannt ist, für unterschiedliche Zwecke genutzt und immer wieder verändert. „Trotzdem wurden über die Jahrhunderte bauhistorisch bedeutende Bauteile erhalten“, sagt Jürgen Hefner, Technischer Beigeordneter sowie Geschäftsführer der Entwicklungsgesellschaft der Stadt Gummersbach.

 

[Hinter der Vogtei wird sich der zweigeschossige Anbau befinden und einen direkten, barrierefreien Zugang zum Altbau ermöglichen.]

 

Im Erdgeschoss der Alten Vogtei liegen Hefner zufolge historische Grauwackeplatten. Breite Eichendielenböden sind im Obergeschoss vorzufinden. Darüber hinaus gehörten zur Grundstruktur des Gebäudes die teils verputzten sowie teils verschlämmten Bruchsteinwände, im Inneren des Gebäudes ein mit Lehm überzogenes Fachwerk sowie Kölner Decken. „Natürlich möchten wir von dem Ursprungsgebäude möglichst viel erhalten und zeigen. Allerdings müssen wir in einigen Fällen auch historisch bedeutsame Bauteile zugunsten bedeutenderer Bauteile entfernen. So werden wir beispielsweise eine barocke Stuckdecke entfernen, um die darunter liegende Kölner Decke aus der Entstehungszeit des Gebäudes wieder sichtbar zu machen“, erklärt Hefner.

 

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Über die Jahrhunderte habe auch die Statik gelitten. Tragende Wände haben sich abgesenkt, Decken und Böden seien in Schieflage geraten. „Der Zustand vieler Bauteile ist so schlecht, dass man sie kaum erhalten kann. Unter anderem sind Holzbalken von Schädlingen befallen und Feuchtigkeit ausgesetzt gewesen. Diese Schäden müssen wir beheben. Das Gebäude muss wieder stabilisiert werden, so dass es auch noch 300 weitere Jahre stehen wird“, meint Hefner. Allerdings sollten entfernte Bauteile nicht möglichst originalgetreu nachgebaut werden, sondern sich in ihrem Erscheinungsbild von den historischen Teilen absetzen.

 

[Auch der Zugang von der Kaiserstraße soll barrierefrei möglich sein. Hier gilt es, einen Höhenunterschied von etwa drei Metern auszugleichen.]

 

Bereits im Dezember des vergangenen Jahres wurde mit den Rückbauarbeiten begonnen. „Hinter dem Gebäude wurde bereits die Garage abgerissen. Im nächsten Schritt werden die historischen Grauwackeplatten im Erdgeschoss ausgebaut. Unter diesen Platten soll eine Dämmung eingebaut werden. Außerdem sollen tragende Wände errichtet werden“, schildert Hefner. Zudem müsse auch der Boden befestigt werden. „Der Zustand des denkmalgeschützten Gebäudes ist wirklich sehr schlecht. Dementsprechend ist die Sanierung auch ein finanzieller Kraftakt“, so Hefner. Die Gesamtinvestition samt Ankauf von der Entwicklungsgesellschaft belaufe sich auf acht Millionen Euro, 80 Prozent würden durch Bundes- und Landesmittel gefördert werden.

 

 

[Nach der Sanierung wird die Alte Vogtei über eine Nutzfläche von 380 Quadratmetern verfügen. Der Anbau soll eine weitere Fläche von 435 Quadratmetern bieten.]  

 

Bis Ende 2022 soll der Umbau abgeschlossen werden. Anschließend soll die Burg den Gummersbachern mit einem multifunktionalem Nutzungskonzept sowie barrierefrei zur Verfügung stehen. „Das Vogteihaus wird als soziokulturelle Begegnungsstätte fungieren. Das heutige Kaminzimmer soll künftig als ‚Gute Stube der Stadtgesellschaft‘ für Lesungen, Kammerkonzerte, Einträge ins Goldene Buch der Stadt sowie Feierlichkeiten genutzt werden“, schildert Hefner. Auch Seminare, Hochzeiten, private Feiern und Ausstellungen sollen künftig in der Alten Vogtei veranstaltet werden. Im Altbau soll zudem ein Infopoint angesiedelt werden.

 

Der moderne Anbau wird sich vor allem durch eine Gastronomie sowie einen großen Multifunktionsraum auszeichnen. „Künftig können Brautpaare im Trauzimmer der Alten Vogtei den Bund fürs Leben schließen und anschließend in weiteren Räumlichkeiten des Hauses feiern“, sagt Hefner und schwärmt dabei von dem Ambiente, das das Gebäude nach seiner Sanierung bieten wird. Spätestens dann wird die Burg wieder mit Leben gefüllt werden.

KOMMENTARE

1

8 Millionen, das ist Sportlich!!!

Für das Geld bauen andere 25 schicke Einfamilienhäuser.

Gertrud Schmitt, 22.01.2021, 19:35 Uhr
2

"Allerdings sollten entfernte Bauteile nicht möglichst originalgetreu nachgebaut werden, sondern sich in ihrem Erscheinungsbild von den historischen Teilen absetzen.“

Ist klar, das sollte sich mal jemand erlauben, der ein denkmalgeschütztes Haus privat saniert. Die Stadthalle mit Ihrem verhunzten (modernen) Anbau ist schon versaut......wird jetzt an der Vogtei weiter gemacht?

Andreas Cramer, 23.01.2021, 08:51 Uhr
3

Ein Projekt bei dem zu jedem der vielen Gewerke ein "Dankeschön" abgeliefert werden muss ?

exil oberberger, 23.01.2021, 21:16 Uhr
4

Da freuen sich diverse Damen und Herren bestimmt schon jetzt auf den Fototermin nach der Fertigstellung.....
Wie wäre es mal mit einem tollen Gebäude für die Jugend?? Anstatt der
" Guten Stube " der Stadtgesellschaft!!

Bibi, 24.01.2021, 14:07 Uhr
5

Ich freue mich, dass dieses schöne Gebäude gerettet wird. Hoffentlich bleiben die Bäume auf dem Grundstück auch erhalten.

Karsten Will, 25.01.2021, 05:08 Uhr
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