LOKALMIX

Bundeswehr kommt zur Unterstützung

lw; 18.09.2020, 18:20 Uhr
Fotos: Lars Weber --- Kreisdirektor Klaus Grootens (v.li.), Landrat Jochen Hagt und Gesundheitsamtsleiterin Kaija Elvermann und Sozialdezernent Ralf Schmallenbach (nicht im Bild) informierten über die aktuelle Entwicklung der Pandemie im Kreis.
LOKALMIX

Bundeswehr kommt zur Unterstützung

  • 3
lw; 18.09.2020, 18:20 Uhr
Oberberg – Ab nächster Woche helfen Soldaten bei der Nachverfolgung von Kontaktpersonen – Regionale Lockdowns sollen verhindert werden – Maskenpflicht in Schulen ein Thema.

Von Lars Weber

 

Innerhalb von nur fünf Tagen hat sich das Infektionsgeschehen im Oberbergischen Kreis sprunghaft entwickelt. Am Montag gab es 39 aktuell positive Fälle, am heutigen Freitag sind es 94, eine Person wird im Krankenhaus behandelt. In Waldbröl und seit heute auch in Wiehl (Bonhoeffer-Gymnasium, Schließung bis 25. September) gab es Schulschließungen, auch Kindergärten sind von Einschränkungen betroffen. Die Sieben-Tage-Inzidenz, also die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen, liegt nun beim Wert 28,6 und nähert sich damit der kritischen 35 an. Der Krisenstab des Oberbergischen Kreises, zu dem heute auch die Bezirksregierung Köln und das Landeszentrum für Gesundheit zugeschaltet waren, hat Maßnahmen beschlossen, um der weiteren Ausbreitung entgegen zu treten. Das Ziel: Weitere Lockdowns, auch lokaler Natur, verhindern. Die wichtigsten Erkenntnisse aus der Pressekonferenz, an der neben Landrat Jochen Hagt und Kreisdirektor Klaus Grootens auch Gesundheitsamtsleiterin Kaija Elvermann und Sozialdezernent Ralf Schmallenbach teilnahmen:

 

WERBUNG

Superspreader unterwegs

 

Einen Anteil an der Entwicklung haben laut Elvermann die Lockerungen, die nach und nach im Alltag wieder eingeführt wurden. Durch sie gibt es wieder mehr Bewegung im Kreis. Dies habe es zumindest begünstigt, dass asymptomatisch Erkrankte das Virus breit streuen konnten, sie hätten es in verschiedene Kommunen hineingetragen. Elvermann sprach von „Superspreadern“. Deshalb gebe es im Oberbergischen auch nicht einen Hotspot, sondern das Infektionsgeschehen verteile sich im gesamten Kreis, auch wenn ein Schwerpunkt im Moment in Waldbröl liege (aktuell 30 positiv Getestete). Wichtig dabei laut Elvermann: Der Schutz der Risikogruppen, „die Abschottung von Alt und Jung“, beispielsweise in Seniorenheimen oder bei Pflegediensten, funktioniere bislang.

 

[Konsequente Nachverfolgung, gesicherte Testkapazitäten und eine Sensibilisierung für das Einhalten aller Regeln: Mithilfe dieser Schwerpunkte möchte Landrat Jochen Hagt das Infektionsgeschehen wieder verlangsamen.]

 

Fokus auf Nachverfolgung

 

Ein wichtiges Instrument, um das Virus unter Kontrolle zu halten, sei die Nachverfolgung der Kontaktpersonen. Die Quote bei der Ermittlung der Infektionsketten sei laut Hagt beim Gesundheitsamt mit 82 Prozent weit über dem Landesschnitt bei mehr als 50 Prozent. Ein Beispiel zeigt, wie sehr die Telefondrähte in Elvermanns Amt glühen müssen. Im August gab es 110 positiv Getestete. Für diese mussten 1.600 Kontakte nachverfolgt werden (14 Kontakte pro Person im Durchschnitt). Der Aufwand ist riesig. So riesig, dass zusätzlich zu den 50 Mitarbeitern des Gesundheitsamts und den 77 Mitarbeitern aus anderen OBK-Ämtern nun auch die Bundeswehr Hilfe entsendet, wie Hagt mitteilte. Die 15 Soldaten aus Münster werden ab Montag für zunächst drei Wochen das Amt vor Ort unterstützen. Neu werde diese Aufgabe für sie nicht sein, sie bringen bereits Erfahrung mit. Das Hilfsangebot sei vom Land gekommen.

 

Testkapazitäten sichern

 

Landrat Hagt zeigte sich froh darüber, frühzeitig die Testkapazitäten mit den Drive-In-Stationen in Gummersbach, Waldbröl und Hückeswagen mit Hilfe des DRK ausgebaut zu haben. Hinzu kommt noch eine Teststation in Wehnrath, wo künftig mit den niedergelassenen Ärzten zusammengearbeitet werden solle. Genügend Möglichkeiten zur Testung zu haben sei wichtig, um das Geschehen in den Griff zu bekommen.

 

[Grafik: OBK ---Verlauf der Corona Fallzahlen im Oberbergischen Kreis.]

 

 

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser

 

„Die Coronaverordnung gilt noch immer!“, erinnerte Hagt. Um zum Beispiel die Einhaltung der Maskenpflicht oder die Hygienekonzepte bei Veranstaltungen stärker zu kontrollieren, habe er gemeinsam mit den Bürgermeistern stärkere Kontrollen durch Polizei und Ordnungsämtern beschlossen. Besondere Schwerpunkte sind beispielsweise Haltestellen und Busse, aber auch Restaurants. Elvermann betonte, dass die AHA-Regeln (Abstand halten – Hygiene beachten – Alltagsmaske (Mund-Nasen-Bedeckung)) sehr wirksam seien und nannte als Beispiel die Zeit nach den Sommerferien, als an weiterführenden Schulen im Unterricht Maskenpflicht galt. „Es gab nur vereinzelte Fälle durch Reiserückkehrer.“

 

Was passiert, wenn…

 

„Es wird nicht einfach alles dicht gemacht werden“, sagte Landrat Hagt, auch wenn die Sieben-Tage-Inzidenz den Wert 35 erreiche. Stattdessen solle „passgenau“ und „individuell“ reagiert werden und es zu Maßnahmen dort kommen, wo es Sinn macht, sagte Kreisdirektor Grootens. Das könnte zum Beispiel wieder eine Maskenpflicht an weiterführenden Schulen in einem Gebiet sein. Andere Maßnahmen, wie dass es keine größeren Veranstaltungen geben darf, seien vom Land vorgeschrieben. Es solle immer die Entwicklung im Blick gehalten werden. Schließlich könnte der Wert auch nur einen Tag über 35 steigen. Dadurch, dass tags drauf aber wieder einige Menschen aus der Statistik rausfallen, direkt wieder unter 35 gehen. „Wir dürfen nicht auf jede Zahl springen“, sagte Hagt. „Das Leben soll weitergehen, aber die Gesundheit steht weiter an erster Stelle.“

KOMMENTARE

1

Bleibt abzuwarten, ob auch wirklich kontrolliert wird. Wenn ich alleine sehe, wieviel Menschen ohne Maske am Gummersbacher Busbahnhof herum laufen, finde ich das erschreckend. In dieser gesamten Woche habe ich ein einziges Mal das Ordnungsamt durch den Busbahnhof fahren sehen ohne einzuschreiten. Und dann war es auch zu einer Uhrzeit, wo klar ist, das kaum Personen da sind. Zu den Zeiten, wo viel los ist, wird nicht kontrolliert. Die gleiche Situation ist genau so in Waldbröl Busbahnhof , Wiehl Busbahnhof, Derschlag und auch Bergneustadt. So bekommt man die momentane Situation nicht in den Griff.

Rainer, 18.09.2020, 20:12 Uhr
2

Ich bin mir ziemlich sicher das wir einen weiteren Lockdown bekommen werden, in welchem Größenumfang ist die einzig ausbleibende Frage.

Bernhard von der Semmel, 18.09.2020, 21:26 Uhr
3

Wenn das Militär kommt, bedeutet dasnichts gutes ...vielleicht sollte die Politik Klartext sprechen und direkte Maßnahmen einleiten, bevor die Situation nicht mehr aufzuhalten ist.

Gummersbacher , 18.09.2020, 23:17 Uhr
0 von 800 Zeichen
Jeder Nutzer dieser Kommentar-Funktion darf seine Meinung frei äußern, solange er niemanden beleidigt oder beschimpft. Sachlichkeit ist das Gebot. Wenn Sie auf Meinungen treffen, die Ihren Ansichten nicht entsprechen, sehen Sie von persönlichen Angriffen ab. Die Einstellung folgender Inhalte ist nicht zulässig: Inhalte, die vorsätzlich unsachlich oder unwahr sind, Urheberrechte oder sonstige Rechte Dritter verletzen oder verletzen könnten, pornographische, sittenwidrige oder sonstige anstößige Elemente sowie Beschimpfungen, Beleidigungen, die illegale und ethisch-moralisch problematische Inhalte enthalten, Jugendliche gefährden, beeinträchtigen oder nachhaltig schädigen könnten, strafbarer oder verleumderischer Art sind, verfassungsfeindlich oder extremistisch sind oder von verbotenen Gruppierungen stammen.
Links zu fremden Internetseiten werden nicht veröffentlicht. Die Verantwortung für die eingestellten Inhalte sowie mögliche Konsequenzen tragen die User bzw. deren gesetzliche Vertreter selbst. OA kann nicht für den Inhalt der jeweiligen Beiträge verantwortlich gemacht werden. Wir behalten uns vor, Beiträge zu kürzen oder nicht zu veröffentlichen.
WERBUNG