Gummersbach - Im Rahmen des Formats „lit.Cologne trifft Bergisches RheinLand“ diskutierten Vertreter der Region sowie der Bestseller-Autor Frank Schätzing und die Ökonomie-Professorin Maike Sippel über den nachhaltigen Umgang mit heimischen Ressourcen.

Von Ute Sommer

 

Ob bewusst oder unbewusst- mit Betreten des Veranstaltungsortes in der Halle 32 waren die rund 400 Besucher gestern bereits mitten drin im Thema „Alles Ressource!“, steht doch die ehemalige Firmenhalle auf dem Gummersbacher Steinmüllergelände als Beispiel par excellence für die gelungene Umnutzung ausgedienter Industriegebäude. Auf Einladung der Regionale-2025 Agentur, der Kreissparkasse Köln und dem Oberbergischen Kreis erörterten Fachleute aus unterschiedlichen Blickwinkeln die nachhaltige und effiziente Handhabe der heimischen Schätze Wasser, Wald, Gras und Stein. Besonderer Gast: Bestseller-Autor Frank Schätzing.

 

Gerade vor dem Hintergrund des beschleunigten Klimawandels sind Antworten gefragt für die intelligente und nachhaltige Nutzung natürlicher Rohstoffe in Gesamtwirtschaft und Privathaushalt. In einer ersten Gesprächsrunde, moderiert von Rainer Osnowski, dem lit.Cologne-Geschäftsführer und Dr. Reimar Molitor, dem Geschäftsführer der Regionale, unterstrich Landrat Jochen Hagt die natürlichen Potentiale der Region, die unter dem Kunstbegriff Bergisches RheinLand firmiert.

 

Er versicherte, dass die Themen Umweltschutz und nachhaltiges Wirtschaften auch nach der Kommunalwahl höchste Priorität im Oberbergischen Kreis genössen, man das Programm Klima- Umwelt-Natur Oberberg fortschreiben und die interkommunale Zusammenarbeit weiter intensivieren wolle. Zwar sei die weltwirtschaftliche Lage für hiesige Mittelständler wie ONI, Jockey oder Schwalbe durchaus herausfordernd, doch sei die Verantwortung gegenüber der Region und ihrer Menschen in deren Geschäftsmodellen verankert und begründe das stetige Bemühen hin zur CO2-neutralen Produktion und nachhaltigem Wirtschaften.

 

[Sie bildeten das erste Podium zu den Potentialen in der Region: Dr. Reimar Molitor, Jochen Hagt, Karsten Schwanke, Thomas Pennartz und Rainer Osnowski.]

 

Als Lösungsansatz für die dramatischen Folgen der globalen Erwärmung in der Region verwies ARD-Wetterexperte Karsten Schwanke auf die klimatischen Vorteile der regionalen Mittelgebirgslage und deren Wälder, die sukzessive klimaresistent umgebaut werden müssten. Angesichts zunehmender Wetterextreme mahnte er ein  kluges Wassermanagement und den Zubau von Speicherkapazitäten an, um für künftige Trinkwasser-Verteilungsfragen gewappnet zu sein.

 

Thomas Pennartz, Mitglied des Vorstandes der Kreissparkasse Köln, beschrieb die Investitions-Zurückhaltung von Firmen und Privathaushalten, angesichts unklarer politischer Rahmenbedingungen, die einen flächendeckenden Umbruch des Wirtschaftens und Haushaltens verhinderten.

 

["Gastgeber" Dr. Reimar Molitor hieß als Ehrengäste Gummersbachs Bürgermeister Frank Helmenstein, Regierungspräsident Dr. Thomas Wilk, den Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse Gummersbach, Frank Grebe, und den Vorstand des Aggerverbandes, Dr. Uwe Moshage, willkommen.]

 

Im sich anschließenden, unterhaltsamen Bühnengespräch präsentierten der Kölner Bestseller-Autor Frank Schätzing und Prof. Dr. Maike Sippel, Professorin für nachhaltige Ökonomie und Mitglied der Deutschen Gesellschaft Club of Rome, Ansätze zur aktiven Transformation hin zu einer lebenswerten Zukunft. In seinem 2012 erschienenen Sachbuch „Was, wenn wir einfach die Welt retten?“ gab Schätzing Impulse, um die Menschheit ins Handeln zu bringen, Sippel veröffentlichte aktuell „Die Welt, der Wandel und ich“, in dem sie zwölf Gedanken formuliert, „um die Welt positiv zu gestalten“.

 

 

Im kenntnisreichen und unterhaltsamen Rede-Ping-Pong, geleitet von WDR-5 Moderatorin Julia Schöning, betonten beide die globale Dimension der Klimabedrohung und die herrschende „Fassungslosigkeit“ auf Seiten der Menschen. Um die komplexe Klima-Problematik  „fassbarer“ und verständlicher zu machen leiste sie mit ihrem Buch quasi Übersetzungsarbeit, sagte Sippel, die als diplomierte Architektin, Mutter und promovierte Wirtschaftswissenschaftlerin über mehrere Zugänge zur elementaren Ressourcen-Frage verfügt. „Der Klimawandel ist nicht alternativlos“, ermutigte sie undogmatisch dazu, im beruflichen und privaten Umfeld Mitstreiter für eine enkeltaugliche Zukunft zu suchen.

 

[Angesichts weltweiter Poli-Krisen sei das persönliche Gespräch umso wertvoller betonte Moderatorin Julia Schöning.]

 

„Vorauseilender Pessimismus“ verneine Gestaltungsspielräume, ermunterte Frank Schätzing zum kleinteiligen Konsumverzicht des Einzelnen, der in Summe auch zu mehr Nachhaltigkeit für alle führe. Um gesellschaftlichen Wandel zu initiieren reiche eine Avantgarde von mutigen Vorreitern und visionären Schrittmachern, erklärte Schätzing mit Verweis auf ein Experiment, das er in Zusammenarbeit mit Physiker und Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar durchführte.

 

Den musikalischen Rahmen der Veranstaltung gestalteten Roman und Julian Wasserfuhr und Cellist Jörg Brinkmann mit Jazz-Kompositionen aus der Produktion „Echoes-Sound of Home“.