LOKALMIX

Bürokratie verhindert Bürgerbusfahrten zum Impfzentrum

pn; 21.01.2021, 12:59 Uhr
Foto: Jaeger/Bürgerbusverein Waldbröl.
LOKALMIX

Bürokratie verhindert Bürgerbusfahrten zum Impfzentrum

  • 5
pn; 21.01.2021, 12:59 Uhr
Oberberg – Koordination von Impfterminen technisch derzeit nicht umsetzbar – Bürgerbusverein kritisiert starre Vergabe.

Von Peter Notbohm

 

In der Theorie klang die Idee von Michael Jaeger, Vorsitzender des Bürgerbusvereins Waldbröl, gut. Bürgerbusse sollten im Rahmen der Corona-Schutzimpfungen den begleiteten Transport von Bürgern, die über 80 Jahre alt sind, in das oberbergische Impfzentrum in Gummersbach übernehmen. Bei den Bürgerbusvereinen aus Nümbrecht, Reichshof, Waldbröl, Morsbach und Engelskirchen gab es entsprechende Pläne für das Projekt, um Senioren, die für den Weg in das Einkaufszentrum Bergischer Hof nicht auf ihre Familie zurückgreifen können, den Weg zu vereinfachen (OA berichtete). Geplant war es, Impftermine zu koordinieren und drei bis vier Personen gleichzeitig zu transportieren.

 

In der Praxis scheitert das Angebot allerdings an der Bürokratie. Schuld sind laut Jaeger die starren Regelungen bei der Vergabe der Impftermine. „Aus technischen Gründen ist es nicht möglich, Termine zu koordinieren“, teilte man dem Vereinsvorsitzenden am Bürgertelefon des NRW-Gesundheitsministeriums mit. In dem Brief, den alle über 80-jährigen Menschen mittlerweile erhalten haben müssten, steht eine Kennnummer, mit der man sich ab dem 25. Januar telefonisch einen Termin im Impfzentrum sichern kann. Über das Callcenter werden diese automatisch generiert. Das kann dazu führen, dass Ehepaare an zwei völlig unterschiedlichen Tagen ihren Termin für den Pieks in der Kreisstadt erhalten und jeweils einzeln anreisen müssen.

 

WERBUNG

Bei Jaeger sorgt das für viel Unverständnis: „Das wird die Impfbereitschaft bei vielen alten Menschen nicht gerade erhöhen und viele werden dann wahrscheinlich lieber warten, bis die Impfung auch beim Hausarzt möglich ist.“ Man müsse daher über dezentrale Lösungen - zumindest für die Generation Ü80 - nachdenken. Persönlich kennt er Ehepaare, bei denen ein Partner den anderen überhaupt nicht alleine lassen kann, da dieser pflegebedürftig ist.

 

Die Bürgerbusvereine haben ihre Pläne jedenfalls erst einmal auf Eis gelegt, eine Hintertür lässt Jaeger aber noch offen. „Wir überlegen zumindest einen Notdienst für Menschen anzubieten, die überhaupt keine Möglichkeit haben, nach Gummersbach zu reisen.“ Zudem hofft er, auf ein Umdenken in der Verwaltung durch den um eine Woche verzögerten Impfstart. „Wenn das Ministerium weiß, dass man derzeit keine gemeinsamen Termine vergeben kann, könnte man diese Woche zusätzliche Zeit zum Nachprogrammieren nutzen.“

KOMMENTARE

1

Unglaublich sowas, da müssen zwei Personen aus einem Haushalt die vielleicht sowieso nicht mehr so rüstig sind und über 80 Jahre an zwei unterschiedlichen Tagen zu einem Impftermin + den zweiten Impftermin ?? Da Unterstützen schon die Kommunen schon in dem Fall mit den Bürgerbussen und wieder kommt unsere tolle Bürokratie. Dann setzt man lieber die Vorbelasteten die vielleicht keine Möglichkeit haben auf Angehörige oder Nachbarn zurück zu greifen in öffentliche Verkehrsmittel.
Manche Personen die solche Entscheidungen treffen sind wirklich da oben fehl am Platz.

Tom, 21.01.2021, 14:11 Uhr
2

Bürokratismus pur, wo man nur hinschaut!
Immer schön nach dem Motto: Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht!

Kirsten Dyck, 21.01.2021, 17:22 Uhr
3

„Aus technischen Gründen ist es nicht möglich, Termine zu koordinieren“, Da fehlen einem einfach die Worte. Wie blamabel ist so eine Aussage im EDV-Zeitalter. Was braucht man ? 1. Einen Kalender (am besten EDV-gestüzt) auf den mehrere berechtigte Personen zugreifen können um freie Termine zu erkennen und vergebene Termine einzutragen. 2. Personen welche in der Lage sind Anrufe entgegen zu nehmen, Termine zu vereinbaren und diese dann in den Kalender eintragen können. Aber wieder einmal typisch, es muß kompliziert und unpraktikabel sein. Frei nach dem Motto "Einfach kann jeder - wir können mehr" Einfach nur lachhaft !!!

PB, 21.01.2021, 18:00 Uhr
4

Das ist mal wieder typisch deutsch, Starr und unflexibel.Ein Hoch auf die deutsche Bürokratie und die Vorgaben.Man könnte lachen wenn es nicht so trairig wäre.Aber ein hoch auf die Paragraphenreiter.

Ritter, 21.01.2021, 20:41 Uhr
5

Wenn ein Ehepartner nicht allein gelassen werden kann, da er/sie pflegebedürftig ist, kann man dann nicht gewährleisten, dass wenigstens beide zuHause geimpft werden können?
Das muss doch machbar sein, da sowas die Hausärzte im Bedarf als Notwendigkeift ausstellen können, oder...?
Und kann ein Bürgerbus vielleicht alternativ dazu genutzt werden, den Impfstoff für die ambulante Impfung zu nutzen? Wie ist hier eigentlich die Kontrolle nach dem Impfen gewährleistet (ich vermute, im Impfzentrum muss man noch eine Weile bleiben, um einen anaphylaktischen Schock auszuschließen)?

Maiki, 22.01.2021, 07:29 Uhr
0 von 800 Zeichen
Jeder Nutzer dieser Kommentar-Funktion darf seine Meinung frei äußern, solange er niemanden beleidigt oder beschimpft. Sachlichkeit ist das Gebot. Wenn Sie auf Meinungen treffen, die Ihren Ansichten nicht entsprechen, sehen Sie von persönlichen Angriffen ab. Die Einstellung folgender Inhalte ist nicht zulässig: Inhalte, die vorsätzlich unsachlich oder unwahr sind, Urheberrechte oder sonstige Rechte Dritter verletzen oder verletzen könnten, pornographische, sittenwidrige oder sonstige anstößige Elemente sowie Beschimpfungen, Beleidigungen, die illegale und ethisch-moralisch problematische Inhalte enthalten, Jugendliche gefährden, beeinträchtigen oder nachhaltig schädigen könnten, strafbarer oder verleumderischer Art sind, verfassungsfeindlich oder extremistisch sind oder von verbotenen Gruppierungen stammen.
Links zu fremden Internetseiten werden nicht veröffentlicht. Die Verantwortung für die eingestellten Inhalte sowie mögliche Konsequenzen tragen die User bzw. deren gesetzliche Vertreter selbst. OA kann nicht für den Inhalt der jeweiligen Beiträge verantwortlich gemacht werden. Wir behalten uns vor, Beiträge zu kürzen oder nicht zu veröffentlichen.
WERBUNG