LOKALMIX

Vorsicht ja, "aber es gibt keinen Grund zur Panik"

bv; 02.03.2020, 15:51 Uhr
Symbolfoto: Klinikum Oberberg.
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Vorsicht ja, "aber es gibt keinen Grund zur Panik"

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bv; 02.03.2020, 15:51 Uhr
Oberberg - Hausärzteverbands-Chef Dr. Ralph Krolewski zum Coronavirus und der Verantwortung aller Bürger, mit einfachen Maßnahmen sich und andere zu schützen.

Von Bernd Vorländer

 

OA: Das Coronavirus ängstigt derzeit die Menschen. Man befürchtet sich anzustecken, in häusliche Quarantäne zu müssen oder in einem Absperrgebiet zu wohnen. Es kommt zu Hamsterkäufen. Sind die Sorgen berechtigt?

Krolewski: Man sollte erst einmal auf die Fakten schauen. Wir haben ein Virus, das weltweit unterwegs ist, das neue Eigenschaften hat und das in China von Tieren auf den Menschen übersprungen ist. Wir lernen das Virus jeden Tag besser kennen, es ist zudem entschlüsselt. Wenn es wärmer wird, so die Virologen, schwächst sich das Virus ab. Es geht jetzt darum, den Zeitraum bis zum Sommer mit den von den Behörden eingeleiteten Maßnahmen zu überbrücken. Die Hamsterkäufe sind völlig unsinnig und irrational, denn eine Gefahr der Abriegelung ist nicht sehr hoch. Grundsätzlich, auch ohne das Virus, sollte jeder Haushalt pro Kopf für 14 Tage Lebensmittel vorrätig haben. Niemand muss hier Angst haben zu verhungern. Ganz wichtig: die übergroßen Ängste sind unbegründet, es gibt keinen Grund zur Panik. Wenn Menschen jetzt massenhaft in die Praxen stürmen, schaffen sie nur Risiken für sich und andere.

 

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OA: Wie wird sich die Verlaufszahl entwickeln?

Krolewski: Alle Experten gehen davon aus, dass sich das Virus weltweit verbreiten wird, wir es also bald mit einer Pandemie zu tun haben. Wir wissen allerdings derzeit nicht, mit welcher Geschwindigkeit. Das hängt ab von den Schutz- und Präventionsmaßnahmen, die auf nationaler Ebene organisiert werden. Die Weltgesundheitsorganisation hat drei kurzfristige Ziele ausgegeben: Schutz aller derer, die im Gesundheitswesen tätig sind, damit diese ihren vielfältigen Aufgaben gerecht werden können. Dann die Stärkung von armen Ländern und natürlich der Schutz von Risikogruppen. Man muss es einmal deutlich sagen: Bürger unter 40 Jahren, Frauen unter 50 Jahren, haben kaum ein Risiko schwer oder gar tödlich an dem neuen Virus zu erkranken. Sie können aber das Virus übertragen. Und das Risiko steigt mit dem Lebensalter. Besonders gefährdet bei einer Corona-Erkrankung sind Diabetiker, Menschen mit einer chronischen Herz- oder Lungenerkrankung, einer Immunschwäche oder diejenigen, die sich einer Chemotherapie unterziehen.   

 

OA: Was können und sollten wir privat tun, um uns und andere zu schützen?

Krolewski: Wir werden uns für die kommenden Monate im Alltag vorsichtig verhalten müssen. Ausreichende Händehygiene ist Pflicht, ebenso Husten und Niesen in die Ellenbeuge. Der Gesprächsabstand sollte am besten zwei Meter betragen und auf das Händeschütteln muss man konsequent verzichten. Wer als junger Mensch Grippesymptome hat, sollte den Kontakt zu Älteren, die ja mehr gefährdet sind, vermeiden. Grundsätzlich sollte niemand Panik bekommen, denn es ist die Regel, dass man wieder gesund wird. Aber - jeder muss jetzt auch Verantwortung für sich und sein Umfeld übernehmen, und dafür sorgen, dass er niemand ansteckt. Das ist eine Frage der gesellschaftlichen Solidarität.

 

OA: Reichen die derzeitigen Maßnahmen der Behörden aus?

Krolewski: Ja, das denke ich schon. Erkrankungen zu erfassen, Kontakte zu ermitteln und Quarantäne zu verhängen ist alles sinnvoll. Das kann die Verbreitung ausbremsen. Wir müssen aber auch die Patienten und die Mitarbeiter in den Praxen schützen, auch dort sind Schutzmaßnahmen das Gebot der Stunde. Menschen mit Infektanzeichen sollten sich nicht im Wartezimmer aufhalten, sondern zunächst den jeweiligen Hausarzt anrufen und mit ihm abstimmen, wann man kommen kann. Wenn wir die Geschwindigkeit der Ausbreitung des Virus klein halten, haben wir gute Chancen, dass unsere Gesundheitseinrichtungen sich allen Betroffenen widmen können. Sollten die Bürger aber die notwendigen Vorsichtsmaßnahmen ignorieren und zudem dauernd zu Großveranstaltungen gehen, dann wird das so explodieren, dass wir vielen Kranken gar nicht mehr helfen können. Es liegt an der Klugheit der Bevölkerung und der Besonnenheit derer, die sich damit beschäftigen, um das Virus schnellstmöglich hinter uns zu lassen. Wer sich informieren will, hat dazu auch auf der Seite des Hausärzteverbandes Oberberg Gelegenheit.

 

 

KOMMENTARE

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Ich teile diese Angst nicht, rate auch nur zur Vorsicht (Hygienemaßnahmen, Immunsytem stärken...)
Die Angst von chronisch Kanken kann ich nachvollziehen, diese extremen Hamsterkäufe nicht. Soll jeder tun, was er für richtig hällt, aber so viel einzukaufen, dass für andere nichts mehr übrig ist, empfinde ich als egositisch.
Selbst wenn man betroffen sein sollte, gibt es Nachbarn, Freunde, Familie... die in der Zeit Einkäufe erledigen können.
Man ist dann krank, nicht im Krieg (Verhungern)
Was ich schlimm finde: Wie die Medien permanent damit Angst machen. "Ist der Virus nun da angekommen?" "Neuer Verdacht in unserer Stadt" und so weiter- liest man den Artikel, entpuppt sich das als heiße Luft. Sowas sorgt für Panikmache und da tragen meiner Meinung nach auch die Medien eine Mitschuld.

Maiki, 03.03.2020, 07:46 Uhr
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