LOKALMIX

Anstatt Schienen gab es Holzleitern zum Abtransport

ls; 07.10.2025, 16:10 Uhr
WERBUNG
Fotos: Leif Schmittgen --- Sarah-Sophie Riedel (li.) und Katja Wonneberger-Kühr zeigen die Eingänge auf der historischen Karte.
LOKALMIX

Anstatt Schienen gab es Holzleitern zum Abtransport

ls; 07.10.2025, 16:10 Uhr
Reichshof – Mit der Grubenausstellung wird in der Kur- & Touristinfo in Eckenhagen Regionalgeschichte lebendig – Weitere Exponate willkommen.

Von Leif Schmittgen

 

Es ist eine über 700-jährige Geschichte,die die Gemeinde Reichshof mit dem Bergbau verbindet. Im Jahr 1167 wurde der Bergbau erstmals urkundlich erwähnt, 1911 wurden die letzten Gruben verfüllt. Sie waren nicht mehr rentabel. Wissenschaftliche Dissertationen über die prägende Epoche gibt es wenige, weshalb man mit der Grubenausstellung nun mehr Licht ins (Bergbau-) Dunkel bringen möchte.

 

Seit 2021 hat sich Sarah-Sophie Riedel akribisch mit dem Thema beschäftigt und bis zur Eröffnung von wenigen Wochen viele „Puzzleteile“ zu einem Bild zusammengesetzt. Dabei gab es zahlreiche Kooperationsgespräche, zum Beispiel mit dem Landschaftsverband Rheinland (LVR) und Besuche bei einschlägigen Institutionen wie zum Beispiel dem Bergbaumuseum in Bochum. Allesamt öffneten nach Anfrage ihre Archive und stellten entsprechende Literatur zur Verfügung, die nun ein möglichst komplettes Bild zeigen soll. Abgerundet wird der Wissensfundus durch Anekdoten, welche die Nachfahren der Steiger und Bergleute überlieferten. Ebenso gab es etliche regional bedeutende Exponate.

 

WERBUNG

„Nicht nur Wildberg war berühmt, über das heutige Gemeindegebiet verteilen sich 42 Eingänge“, weiß Riedel auch anhand einer historischen Karte, auf der die Eingänge genau verzeichnet sind. Eine Replik davon kann in den Ausstellungsräumen ebenso besichtigt werden wie zeitgenössische Arbeitsgeräte, historische Postkarten oder Grubenlampen. „Das Öl für die Beleuchtung mussten die Arbeiter selber bezahlen, wenn sie für zwölf Stunden unter Tage gingen, um dort Silber zu gewinnen“, weiß die Kunsthistorikerin. Abtransportiert wurde über Holzleitern, Metall war bis dahin genauso ein Fremdwort wie die Stollenstützen. Loren oder gar ein Schienensystem kamen beim Reichshofer Bergbau nie zum Einsatz. Meist waren die Arbeiter festangestellt, oft aber boten auch Tagelöhner ihre Dienste an. Niemand durfte das Gefundene behalten, sondern wurde mit Geld für seine Mühen entlohnt. Reichshof Taler -  im Original aus dem 18. Jahrhundert – sind in verschiedenen Silberprägungen ausgestellt. Ihre Repliken werden bis heute an verdiente Bürger verliehen.

 

[Reichshof Taler: Replika in der Hand, Original im Schrank.]

 

Im Gegensatz zu der Vorgängerausstellung – gezeigt wurden Mineralien aus aller Welt – setzten die Initiatoren auf zwei neue Schwerpunkte: Regionalität und Interaktivität. „Bei den Grenzen Reichshofs ist Schluss“, sagt die Kur- & Touristinfo-Leiterin Katja Wonneberger-Kühr. Externe Künstler hat man ins Boot geholt, um einen Grubeneingang, Vegetation und gemaltes Berwerkinneres so detailgetreu wie möglich zu zeigen. Für die passende Atmosphäre werden die Exponate in dunklem Licht ausgestellt.„Leider gibt es keine offenen Gänge mehr“, sodass wir uns an historische Vorlagen halten mussten. Eine davon ist ein Zinnteller der Wildberger Minen um 1900, der zeigt, wie berühmt der Bergbauort Wildberg vor über 100 Jahren gewesen sein muss. Das „Merchandise“ von anno dazumal hat es ebenfalls als Exponat in die Dauerausstellung geschafft (Foto unten).

 

 

Mit dem neuen Konzept möchte die Gemeinde ein jüngeres Publikum erreichen und die Ausstellung soll weiter wachsen. Ob Besucher in Zukunft mit VR-Brillen selbst einen Gang durch das Bergwerk erleben können, steht noch in den Sternen. „Es ist noch nichts spruchreif“, sagt Wonneberger-Kühr, die auf verschiedene Fördertöpfe zur Finanzierung hofft. Einzig fest steht, dass das „Steigerlied“ – bislang erklingt es beim Betreten des Raumes als MP3 aus dem Internet – zeitnah vom Musikzug Bergerhof eingespielt werden soll, um noch mehr Heimatverbundenheit zu schaffen.

 

 

Gesucht werden auch weitere Exponate. Wer noch „Schätze“ sein Eigen nennt und diese zur Verfügung stellen möchte, kann sich per Mail bei der Initiatorin unter sarah-sophie.riedel@reichshof.de oder unter Tel.: 02265/94 25 melden. Einzelgäste sind ebenso wie Gruppen willkommen. Es werden Führungen angeboten und der Eintritt ist kostenlos. 

BILDERGALERIE

WERBUNG