LOKALMIX

„Aggerverband seinen Stempel aufgedrückt“

lw; 22.09.2022, 14:27 Uhr
Fotos: Lars Weber --- Prof. Lothar Scheuer bei seinem Abschiedsvortrag während des Mitgliederforums.
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„Aggerverband seinen Stempel aufgedrückt“

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lw; 22.09.2022, 14:27 Uhr
Gummersbach – Vorsitz Prof. Lothar Scheuer geht Ende des Monats in den Ruhestand – Viele lobende Worte bei Mitgliederforum – Verband gut aufgestellt.

Von Lars Weber

 

Wer Prof. Lothar Scheuer bei seinem Vortrag über die Strategie 2030 des Aggerverbands beim Mitgliederforum in der vollen Halle 32 gestern Nachmittag zuhörte, bekam nicht unbedingt den Eindruck, dass der Verbandschef wenige Tage vor seinem Ruhestand liegt. Weiterhin gewissenhaft, technisch versiert und mit frischen Ideen skizzierte der 66-Jährige die Wege, die der Aggerverband in den kommenden Jahren noch beschreiten soll, oder auf die der Vorstand den Verband schon geführt hat. Erst nachdem er über die Suche nach weiteren Retentionsflächen, die stärkere Beanspruchung der Talsperren oder auch die Herausforderungen beim Thema Energie gesprochen hatte, verlor er wenige, doch gehaltvolle Worte über seinen Abschied. Er dankte den Mitgliedern, vor allem auch seinem Team. „Es hat Spaß gemacht.“

 

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Die Würdigung der Arbeit und der Person Lothar Scheuer, der seine Frau und seine Tochter mitgebracht hatte, übernahmen an diesem Tag selbstverständlich andere. Dass die Bedeutung des Aggerverbands heute und in der Zukunft als Thema ausgerufen war, störte dabei nicht: An dem Verbandschef führte dabei ohnehin kein Weg vorbei.

 

„Du hast den Aggerverband gut für die Zukunft aufgestellt“, sagte Verbandsratsvorsitzender Ulrich Stücker (Foto), der seit acht Jahren eng mit Prof. Scheuer zusammengearbeitet hat. Dieser habe stets die Mitglieder und die Einheit des Verbands im Blick gehabt. Seit insgesamt 34 Jahren ist Scheuer Teil des Aggerverbands. „Diese Ära geht nun zu Ende“, so Stücker. Thorsten Falk, ständiger Vertreter des Vorstands, widmete seinem Chef gleich einen ganzen Vortrag, betitelt: „Ein Leben für die Wasserwirtschaft“. Der Masterplan Kläranlagen, der bis 2050 umgesetzt werden soll (als nächstes werden die Anlagen Brunohl und Weiershagen zusammengelegt), die Projekte für die Fließgewässer wie „ProBröl“ oder den Bau weiterer Rückhaltebecken, weil Scheuer den Klimawandel und seine Folgen schon länger im Blick hatte: „Du hast dem Verband deinen Stempel aufgedrückt“, wendete sich Falk an Scheuer, den er als „verlässlichen Menschen und Chef“ bezeichnete.

 

[Thorsten Falk, ständiger Vertreter des Vorstands, erzählte auch so manche Anekdote über Prof. Scheuer.]

 

Die Festrede zur Verabschiedung hielt Viktor Haase, Staatssekretär für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes NRW. Er ging auf das Leben und Wirken Scheuers sowie auf die Wasserwirtschaftlichen Herausforderungen des Landes NRW am Beispiel des Aggerverbands ein. Unter anderem ging es um die Reduktion von Mikroschadstoffen in Gewässern, so zum Beispiel Arzneimittel, Waschmittel, Kosmetika oder Biozide. Diese würden in konventionellen Kläranlagen nur in sehr begrenzten Umfang zurückgehalten. Im Verbandsgebiet sei daher der Ausbau für drei Kläranlagen geplant. Der Aggerverband habe sich schon früh in diese Diskussion mit eingebracht, insbesondere zum Einsatz der Membrantechnik.

 

[Fast wie ein Abschiedsgeschenk: Staatssekretär Viktor Haase (l.) übergab Prof. Scheuer den Planfeststellungsbeschluss der Bezirksregierung Köln für die Gewässerentwicklung der Agger in Lohmar-Peisel.]

 

Weiter umriss Haase die Bemühungen des Verbands im Rahmen der Maßnahmenprogramme nach EG-Wasserrahmenrichtlinie, beispielsweise in Sachen Gewässerrenaturierung. „Diverse Rückbauten von Wehren machen Bäche und Flüsse in der Region für Fische und Kleinstlebewesen durchgängig.“ Daher habe sich der Aggerverband seit Jahren auch für die Wiederansiedlung von Wanderfischen engagiert. Haase führte weiter aus, dass in der Zukunftsstrategie besonders Starkregenereignisse im Fokus stünden. „Da müssen wir dringend besser werden“, sagte er natürlich mit Blick auf die Flutkatastrophe 2021. Für Projekte seien nun Mittel in den Nachtragshaushalt des Landes eingebracht worden, erzählte Haase aus seiner Arbeit in Düsseldorf.

 

[Prof. Lothar Scheuer (r.) mit seiner Familie.]

 

Den Klimawandel und seine Folgen griff Prof. Scheuer später nochmals auf. Fast seit Mitte der 90er-Jahre weisen die Jahresmitteltemperaturen an der Aggertalsperre eine Abweichung nach oben auf. An die häufiger werdenden Trockenperioden und auch die Starkregenereignisse müssten die Anlagen des Aggerverbands angepasst werden. Neben der Suche nach weiteren Hochwasserrückhalteräumen geht es dabei zum Beispiel um die Umsetzung des Perspektivplans Forst oder um die Stärkung des Mess- und Überwachungssystems. Auch an die Betriebspläne für die Talsperren müsse man ran. „Es muss ein schnellerer Wechsel möglich sein zwischen Plänen für Niedrigwasser oder auch Hochwasserschutz.“

 

Prof. Scheuers Vortrag machte deutlich: Seinem Nachfolger sollte es so schnell nicht langweilig werden. Noch ist in dieser Frage aber keine Entscheidung gefallen, verriet Verbandsratsvorsitzender Stücker. Momentan finden noch Gespräche statt. Bis die Nachfolge geregelt ist, übernimmt Thorsten Falk die Aufgaben des 66-Jährigen.  

 

Zur Person
 

Geboren wurde Lothar Scheuer 1956 in Eschweiler. Aufgewachsen ist er in Aachen, wo er nach dem Abitur und dem Wehrdienst an der RWTH Aachen Bauingenieurwesen studierte. Zum Aggerverband wechselte er 1988. Vier Jahre später wird er stellvertretender Geschäftsführer und Technischer Leiter. 2011 wird er zum neuen Vorsitz gewählt. Den Posten tritt er Anfang 2012 an. Seitdem wurde er zweimal im Amt bestätigt. Beide Wahlen fielen einstimmig aus. Zudem ist er seit 1992 als Lehrbeauftragter und seit 2005 als Professor bei der Technischen Hochschule Köln und kümmert sich um den Nachwuchs auf dem Gebiet der Wasserversorgung.

KOMMENTARE

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Michael Richter hat ab Ende der 90er Jahre den damals etwas "verstaubten" Verband auf einen guten, "modernen" Kurs gebracht, den Prof. Scheuer zwar anders, aber auch gut weiter geführt hat.
Bleibt zu hoffen das der nun ja noch zu findende Nachfolger den Grundprinzipien treu bleibt und in den immer schwieriger werdenden Zeiten den großen Wasserwirtschafts-Verband für uns Bürger weiterhin effizient, nützlich und sparsam auf Kurs hält!

Jochen Dahmen, 22.09.2022, 21:42 Uhr
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