LOKALMIX

Abgewickelt - so geht kalter Kapitalismus

bv; 25.07.2020, 16:14 Uhr
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Abgewickelt - so geht kalter Kapitalismus

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bv; 25.07.2020, 16:14 Uhr
Gummersbach - Das Karstadt-Aus bringt die Kreisstadt in Bedrängnis - Wenn jetzt nicht überlegt gehandelt wird, droht Gummersbach zur Büro- und Behördenstadt zu werden.

Das war es also. Nach 45 Jahren der Abpfiff für Karstadt in Gummersbach. Abgewickelt und auf den Müllhaufen deutscher Warenhäuser geworfen. Zahlen? Spielen keine Rolle. Gummersbach? Wo bitte ist Gummersbach? Beschäftigte? Sie haben keine Chance, so sehr sie sich auch für 'ihr' Unternehmen eingesetzt haben. In Konzernzentralen zählen persönliche Schicksale rein gar nichts. Und jetzt wissen wir: Positive Renditeentwicklungen auch nicht. Die Kreisstadt hatte in den vergangenen Wochen nie eine Chance, alles andere war Wortgeklingel. Längst hatten die Abwickler des Konzerns den Daumen gesenkt. Zu klein - also weg damit. Seht her, so geht Kapitalismus. Wohl dem, der in oft schon lange familiengeführten mittelständischen Unternehmen seinen Arbeitsplatz hat. Hier gelten üblicherweise andere Regeln. Zum Glück.

 

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Und jetzt? Gummersbach hat ein veritables Problem. Da gibt es keinen Zweifel. Und dieses Problem ist nicht mit anderen der vergangenen Jahrzehnte vergleichbar. Als mit Steinmüller ein Aushängeschild der Stadt sein Leben aushauchte, hatte man vernünftigerweise schnell den Daumen auf dem Areal, gestaltete es neu und bog in die Erfolgsspur ein. Jetzt aber sind die Stadtverantwortlichen nur bedingt in der Offensive. Sie können versuchen zu überzeugen - Immobilen-Eigentümer und diejenigen, die sich vielleicht ansiedeln wollen. Eine echte Handhabe hat man nicht. Das kann man in der Stadt besichtigen. Außerhalb der Haupteinkaufszone Kaiserstraße siecht der Einzelhandel dahin. Ohne Karstadt wird der Bergische Hof nicht mehr so sein wie vorher. Weitere Läden wollen schließen. Im Forum-Einkaufszentrum sind die blumigen Worte der Vergangenheit längst schnöder Realität gewichen. Hohe Fluktuation ist dafür der beste Beweis.

 

Und hinzu kommt der mit Siebenmeilenstiefeln vorbeiziehende Onlinehandel, der alle schönen neuen Pläne der kommenden Wochen und Monate rasch einem Realitäts-Check unterzieht. Also düstere Aussichten? Ja, wenn man mit alten Rezepten versucht, die Stadt mit ein bisschen Schminke aufzuhübschen. Nein, wenn man das Karstadt-Aus zum Anlass nimmt, alles auf den Prüfstand zu stellen und nur eine einzige Vorgabe macht: Nämlich, Einkaufs- und Wohlfühl-Atmosphäre in besonderem Maße zu schaffen, sodass Shoppen zum Erlebnis wird. Gelingt dies nicht, droht Gummersbach zur Büro- und Behördenstadt zu werden. Das kann niemand wollen.

 

Artikel: Konzern kündigt Mietvertrag: Keine Hoffnung mehr für Karstadt

KOMMENTARE

1

Krokodilstränen sind nach wie vor fehl am Platz, von wem auch immer. Schlimm für die Beschäftigten, gar keine Frage, aber ich bin auch seit 4 Monaten in Kurzarbeit und mache mir Sorgen um meinen Job. Aber Gummersbach hat seine Chancen schon viel früher vertan, als der Betonklotz EKZ gebaut wurde und das alte Gummersbach dafür geopfert und verschandelt wurde. Also jetzt die Chance nutzen, abreißen das Ding und einen schönen Park anlegen. Wie hieß es einst ? Gummersbach, die Lindensstadt .Über Forum und Co wurde an anderer Stelle schon genug diskutiert, leider zu spät. Jetzt könnte der Bürgermeister nochmal glänzen, anstatt weiter öffentlichkeitswirksam zu heulen.

Jürgen, 25.07.2020, 16:42 Uhr
2

Das Thema mit der vorgabe Gummersbach wird Verwaltungsstadt ist nicht Neu.
Sondern diese Aussage ist in dem Kreisblatt im Rahmen der damaligen Gebietsreform Oberbergischer Kreis nachzulesen und schmückte auch die Titelseite.

Werner Rahnenführer, 25.07.2020, 16:47 Uhr
3

Der Einzelhandel siecht dahin ????
Wenn die Gummersbacher Städteplaner ein klein wenig Zeit übrig haben würden könnten Sie am Beispiel Bielstein sehen wie geht !

Oliver Hombach, 25.07.2020, 17:46 Uhr
4

Nix kapitalismus, dass ist Marktwirtschaft, alle Politiker schreien nach Globalisierung und Digitaliesirung und dazu gehört auch der Einkauf im Netz und wenn es dann ans eigemachte geht ist das Geschrei groß. Das wird nicht der letzte sein der das Handtuch schmeißt , weitere werden folgen. Das Internet ist halt konkurrenzlos. Herr Helmensteim ist ein guter Bürgermeister der sich einsetzt wo es nur geht, aber hier bestimmen andere Spielregeln das geschehen.

Oberberger , 25.07.2020, 18:48 Uhr
5

Was erwartet man denn? Amazon und Co. sind doch einfach zu bequem für die deutsche Mentalität...
Auf der anderen Seite das (scheinheilige) Jammern "Oh mein Gott - wie konnte das passieren? Wir müssen was tun!" Und am nächsten Tag wird dann wieder fleißig online bestellt...
Wenn wir die Vorort Wirtschaft wirklich unterstützen wollen, geht das nur mit Vorort einkaufen - auch wenn es teurer und mit Aufwand verbunden ist! Dazu noch eine Absage an Amazon und Co., ein verpflichtendes Porto für Rücksendungen - damit wäre schon viel geholfen... Leider wohl alles viel zu spät und die Folgen sind halt solche Schließungen, leider!

Carsten Engels, 25.07.2020, 23:58 Uhr
6

Einzige Chancen sind c&a dort hin zu bewegen bzw.. Primarkt...

Benjamin, 26.07.2020, 00:23 Uhr
7

Ich arbeite 100 m von der Fußgängerzone einer Großstadt entfernt und bestelle dennoch online. Warum? Ich finde vor Ort nicht mehr, was ich benötige, sogar die großen Kaufhäuser haben ihr Sortiment auf Standardprodukte deutlich reduziert. Hellblaue Schuhcreme? Fehlanzeige. Bauwollnähgarn? Nur noch im Internet. Nylonstrumpfhosen für Hellhäutige? Bei Amazon gibt es sie noch. Also, was soll ich in Geschäften? Weil mir das Musikgedudel angeblich ein Wohlgefühl vermittelt? Wohl kaum, das Gegenteil trifft zu. Einkaufen gehen ist nervtötend und Zeitverschwendung. Aufsuchen würde ich Geschäfte für Spezialprobleme, mit ausreichendem und fachkundigem Personal (die es in meiner Gegend aber nicht mehr gibt, wie z.B. Computerläden), alles andere ist bereits oder wird völlig überflüssig. Panta rhei.

Carmen Oschmann, 26.07.2020, 01:23 Uhr
8

"Einkaufs- und Wohlfühl-Atmosphäre in besonderem Maße zu schaffen, sodass Shoppen zum Erlebnis wird."

Vielleicht sollte man zur Kenntnis nehmen, dass die Zeit, in der Auswärtige in eine so kleine Stadt "zum Shoppen" fuhr, schon lange vorbei ist und es schlichtweg nicht annähernd genug Kunden gibt, die das noch auf sich nehmen wollen. Gummersbach wird nie groß und verkehrstechnisch ausreichend gut angebunden sein, um ausreichend Kunden für größere Läden anzuziehen und wird auch den Trend hin zum Interneteinkauf nicht zurückdrehen können.

Michael, 26.07.2020, 09:11 Uhr
9

Wozu braucht man Gummersbach oder den Karstadt dort?

In Köln ist man schnell, in Lüdenscheid und in Siegen ebenfalls mit ihren Centern oder Galerien.

Zum Einkaufen fahre ich schon seit Jahren nach Bergneustadt, alle Discounter dort vertreten und K O S T E N L O S E Parkmöglichkeiten.

Rolf.L, 26.07.2020, 11:27 Uhr
10

Was haben die armen Karstadt Mitarbeiter in den letzten Jahren alles ertragen müssen. Der stetige Hoffnung nach einem Wechsel der Eigentümer, die jedoch stets nur Kapital aus dem Unternehmen zogen. Selbst der, wenn auch sicherlich für solche Personen wie Benko nur geringe Ertrag, schreckt vor einer Schließung der Filiale Gummersbach nicht zurück. Richtig erschreckend ist jedoch die nur kurze Zeit, zwischen der Verkündung und der Schließung. Ich hoffe dass einem Großteil der Mitarbeiter die Möglichkeit verbleibt in den verdienten Ruhestand überzugehen und alle anderen endlich einen sicheren Arbeitsplatz finden, wo sie endlich nicht immer wieder Existenzängste verspüren müssen. An den Mitarbeitern vor Ort hat es auf jeden Fall nicht gelegen. Sie haben wirklich alles gegeben.

Volker Hagen, 26.07.2020, 11:32 Uhr
11

Es war leider zu erwarten gewesen. Wie Herr Vorländer geschrieben hat: Wo bitte ist Gummersbach?
Für die Mitarbeiter ist es eine persönliche Tragödie. Für mich als Kunde ein Problem.
Ich versuche zwar nach Möglichkeit den Einzelhandel vor Ort zu unterstützen, aber mir wird es immer schwieriger gemacht.

z. B. Wipperfürth : Früher gab es Spielwaren Flossbach mit Modellbauabteilung, Heute habe ich Glück, dass in Hückeswagen mit Heinhaus ein Fachgeschäft vorhanden ist.
Modellbau: Spisla in Bechen. Sonst müsste ich nach Wuppertal oder Köln fahren.
Wenn es diese beiden irgendwann nicht mehr gibt, bedeutet es für mich, dass ich zwangsläufig auf den Internethandel setzen muss. Für ein Legoset lohnt es sich für mich nicht ca. 45 Minuten zu fahren.

Der-Olli, 26.07.2020, 13:17 Uhr
12

… und immer dreht es sich bei dem Thema letztlich um Immobilienbesitz bzw. den Mieterträgen daraus. Vielleicht sollte man angesichts des Wandels im Konsumgüterbereich den wohlhabenden Immobilienbesitzern raten, ihr Geld jetzt lieber in Lagerkapazitäten und Warenverteilzentren von großen Onlinehändlern zu investieren. So lassen sich die absehbaren Mindereinnahmen durch die Gewerbeimmobilien in Gummersbach doch noch einigermaßen verkraften. Und vielleicht reicht es sogar, seinen Lebensmittelpunkt in eine andere, lebenswertere Stadt zu verlegen – da, wo das Stadtbild noch attraktiv ist, man gerne shoppen geht, sich in der Pause in einem gepflegten Park ausruht und abends noch beim Lieblingsitaliener vorbeischaut.
Gummersbach ... war da was?

R. Gerhards, 26.07.2020, 13:30 Uhr
13

Was wird denn hier von Karstadt erwartet? Weil Gummersbach so schön ist,lassen wir Karstadt in Gummersbach weiter bestehen? Mitnichten.Die Devise lautet immer noch,wie bei allen anderen Privatunternehmen:"Angebot und Nachfrage." Noch heißt das Wirtschaftsmodell Marktwirtschaft!

Durruti, 26.07.2020, 15:14 Uhr
14

Vernünftige Staddtentwicklungsplanung ist langfristig angelegt... und langfristig zeichnete sich auch der Tod der klassischen Warenhäuser schon ab. Stattdessen baut man eine neue Mall, die nach kurzer Zeit schon halb leer steht und gibt damit dem Einzelhandel den Todesstoß und bei Karstadt sollte wohl das Prinzip Hoffnung bis ganz zum Schluss helfen... die "Einkaufsstadt" Gummersbach ist bald ganz passe, wenn man sich nicht sehr mutig auf ganz neue Wege begibt und innovative Ideen, die woanders noch nicht gedacht wurden, entwickelt.

E. Leibelt, 26.07.2020, 16:03 Uhr
15

Ja, das mit Karstadt ist sehr schade und die Mitarbeiterinnen sowie Mitarbeiter werden es sehr schwer haben, in Covid-19-Zeiten einen Job zu finden. Fakt ist aber auch, dass in den letzten Jahren bei Karstadt zunehmends Personal abgebaut wurde und man nur mit Mühe mal Personal fand, dass einem bei Fragen weiterhelfen konnte. Das Ende kommt für mich nicht unerwartet. Ich bezweifele übrigens, dass Gummersbach und seine jetzigen Entscheider fähig für innovative Innenstadt-Konzepte in Bezug auf Wohnen und insbesondere Einkaufen sind.

Pe, 26.07.2020, 17:05 Uhr
16

Wer weiß, vielleicht ist in naher Zukunft doch auch wieder die Zeit der Tante-Emma-Läden oder verbraucherfreundlichen Einzelhandels gekommen.
Schön wäre es. Allein der Glaube fehlt mir manchmal, dafür sinkt das Schiff in ganz Deutschland zu schnell...

Sorge, 27.07.2020, 08:52 Uhr
17

Der Niedergang des Bergischen Hofs wurde eingeläutet, als man in Groessenwahn verfiel und das Steinmuellergelaende zur Einkaufsmetropole Gummersbachs gestalten wollte.
Das Ergebnis kann heute jeder sehen der Augen im Kopf hat.
Es hat in vielen anderen Orten nicht funktioniert und in Gummersbach schon garnicht.
Wenn schon Geld ausgegeben wird, das man nicht hat, dann doch bitte schön nicht für Dinge die niemand braucht.
Einen schönen Park, endlich mal kostenlose Parkplätze, evt. noch das ein oder andere Restaurant, das wäre schön gewesen.
Mit den dort verwirklichten grossmannssuechtigen Projekten hat man Gummersbach zerstört.

Zeleken, 27.07.2020, 08:52 Uhr
18

Gratuliere Kommentar 17 trifft voll meine Meinung:
Eugen-Haas-Halle zu klein,
Schauspielhaus zu marode,
Kino zu klein,
alteingesessene Geschäftsleute gaben auf, weil die Kundenströme
umgeleitet wurden.
Saturn wurde aus der Hindenburgstr, abgeworben um als Hauptmieter
das Forum zu finanzieren.
Sowas nennt mal Denkmäler setzen

Alles nur meine Meinung
Geschäfte aus der Hindenburgstr, schließen und angrenzende
Geschäftsstr. verweist.

Alles geopfert für das Forum

Mauli aus der Ferne, 27.07.2020, 21:41 Uhr
19

Vielen Dank für Nichts, Herr Helmenstein - und im Forum kündigen bereits weitere Mieter. Aber denen wird bestimmt keine Mietvergünstigung angeboten. Hier muss endlich mal vorausschauend gehandelt werden.

Klaus, 28.07.2020, 13:00 Uhr
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