LOKALMIX

"Gegen den Trend" bleibt die Erfolgsformel

lw; 25.01.2024, 15:56 Uhr
Fotos: Lars Weber --- Jörn Richling (Vorstandsmitglied, v.li.), Frank Dabringhausen (stellvertretender Vorstandsvorsitzender), Ingo Stockhausen (Vorstandsvorsitzender), Dr. Udo Meyer (Vorsitzender des Aufsichtsrats) und der designierte neue stellvertretende Vorstandsvorsitzende Andreas Neumann.
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"Gegen den Trend" bleibt die Erfolgsformel

lw; 25.01.2024, 15:56 Uhr
Oberberg – Kontinuität und Wachstum zeichnen Bilanzzahlen der Volksbank Oberberg für das vergangene Jahr aus – Vorstandsvorsitzender Ingo Stockhausen kündigt Rückzug an – Nachfolger steht bereit.

Von Lars Weber

 

Kooperationen, Fusionen, aber vor allem auch Geschäftsstellenschließungen und Personalabbau kennzeichnen die Entwicklung vieler Kreditinstitute in der Finanzbranche. Nicht erst seit gestern, sondern schon lange Jahre. Die Volksbank Oberberg fährt seit jeher eine andere Strategie. Und der Erfolg gibt der Genossenschaftsbank recht, wie die Zahlen einmal mehr belegten, die der Vorstand heute bei der Bilanzpressekonferenz präsentiert hat. „Das Spektakulärste bei uns ist die Kontinuität“, sagte Vorstandsvorsitzender Ingo Stockhausen, der dann doch noch eine überraschende Neuigkeit hatte. So wird der 61-Jährige Mitte des Jahres in den Ruhestand gehen. Wie es im Führungsgremium weitergehen wird, ist schon klar.

 

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In seiner letzten Bilanzpressekonferenz brauchte sich Stockhausen nicht umstellen. Trotz dauerhaften, inzwischen gleichzeitig stattfindenden Herausforderungen – von Pandemie über die Lagen in der Ukraine und im Nahen Osten bis zu hohen Inflationsraten und niedrigem Wirtschaftswachstum – durfte er „mehr als zufriedenstellende“ Zahlen der vergangenen zwölf Monate vorlegen.

 

Die Bilanzsumme wuchs im abgelaufenen Jahr auf mehr als 4,5 Milliarden Euro (+3,1 Prozent) an. Das Kundenkreditgeschäft war zwar weiter von den schwierigen gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen betroffen, entwickelte sich aber dennoch planvoll. Das betreute Kreditvolumen stieg um 173 Millionen Euro auf 3,9 Milliarden Euro (2022: 3,6 Milliarden Euro) an. Das gesamte betreute Kundenvolumen wuchs um 553 Millionen Euro auf 7,9 Milliarden Euro (+7,6 Prozent).

 

Erhöht hat sich auch die Zahl der neu gewonnenen Vollbankverbindungen. Ein „kräftiges Plus“ von vier Prozent sei ein „Spitzenwert“. Dass sich die geschäftspolitische Strategie – dezentrale Ausrichtung, investieren in Standorte und Personal – auszahle, bewiese die erhöhte Zahl der Mitglieder um 2,6 Prozent auf rund 44.000. Damit gehöre die Volksbank Oberberg laut aktuellen Zahlen bundesweit weiter zu den zehn größten Flächen-Banken unter den Genossenschaftsbanken.

 

Umgehen musste das Finanzinstitut weiterhin mit einer turbulenten Geld- und Kapitalmarktsituation. Trotzdem wird der Jahresüberschuss für 2023 wird mit 10,6 Millionen Euro den des Vorjahres nochmals leicht übersteigen (2022: 10,5 Millionen Euro Bilanzgewinn). Die sogenannte Cost-Income-Ratio, eine zentrale betriebswirtschaftliche Kennzahl der Effizienz eines Kreditinstituts, verbesserte sich nochmals von 56,6 auf 54,3. Von diesen Erfolgen profitieren sollen die Mitglieder: Als Dividendenzahlung soll bei der Vertreterversammlung im Juni eine Steigerung auf 3 Prozent vorgeschlagen werden.

 

Abschied und Neuanfang

 

Erst zu Jahresbeginn feierte Ingo Stockhausen 25 Jahre im Vorstand der Volksbank Oberberg (OA berichtete), von denen er 18 Jahre Vorsitzender ist. Insgesamt ist er bereits 43 Jahre im Dienst der Volksbank Oberberg. Nun kündigte er an, dass am 1. Juni sein Ruhestand beginnt. Dr. Udo Meyer als Vorsitzender des Aufsichtsrats lobte sein Fachwissen, seinen Umgang mit Mitarbeitern und Partnern. „In Zeiten schwieriger Krisen hat er den Kurs gehalten“, so Dr. Meyer. Er habe mit dafür gesorgt, dass nicht nur keine Filialen geschlossen wurden, sondern stattdessen neue eröffnet wurden.

 

Stockhausens Nachfolger wird sein Stellvertreter Frank Dabringhausen werden, Jörn Richling bleibt Vorstandsmitglied. Neuer stellvertretender Vorstandsvorsitzender wird ab Juni der 37-jährige Andreas Neumann (Foto). Seit mehr als 17 Jahren ist er schon bei der Volksbank Oberberg, absolvierte dort seine Ausbildung zum Bankkaufmann. Stationen im Firmenkundengeschäft - und Kreditgeschäft folgten. Letzteren Bereich leitet er seit März 2023. Er dankte für das in ihn gesetzte Vertrauen. „Es ist ein großes Privileg.“ Künftig wolle er, dass die Volksbank Oberberg ein verlässlicher Partner bleibt.

 

Beim Blick in die Glaskugel befürchten Ökonomen laut Stockhausen für das aktuelle Jahr, dass es zu keinem wirklichen Aufschwung kommen wird, gerechnet werde mit einem Wachstum von maximal einem Prozent, bei weiterhin schwacher Weltkonjunktur angesichts geopolitischer Unsicherheiten. Dafür erwartet Stockhausen ein leicht sinkendes Niveau bei den langfristigen Zinsen. „Die EZB sollte ihre zuletzt restriktive Geldpolitik spätestens im zweiten Halbjahr aufgeben und mit Leitzinssenkungen aufwarten.“ Dies sollte den Wohnungsbau beleben und für Rückenwind an den Aktienmärkten sorgen. Klassische Bankeinlagen werden aber im Umfeld weiterhin vorhandener hoher Liquidität durchaus attraktive Verzinsung bieten.

 

„Erfolgsfaktor Nummer Eins“ blieben die Mitarbeiter für die Volksbank Oberberg. Die Zahl der Angestellten bleibt konstant (aktuell 478). Sie machen die Filialen lebendig – „und die Kunden freuen sich darüber. Vertrauen wächst nur, wenn man sich kennt“. 37 junge Menschen werden aktuell zu Bankkaufleuten ausgebildet. „Wir müssen alle Anstrengungen unternehmen, um uns als attraktiver Arbeitgeber zu zeigen“, so Stockhausen mit Bezug auf die Suche nach Fachkräften, für die die Volksbank auch an den Schulen sehr präsent ist. Aber auch 29 externe Einstellungen gab es im vergangenen Jahr, darunter Quereinsteiger, die an der eigenen Akademie lernen, worauf es ankommt, so Frank Dabringhausen, stellvertretender Vorstandsvorsitzender.

 

Gesellschaftliches Engagement

 

Die Volksbank Oberberg hat im vergangenen Jahr erneut heimische Vereine und Einrichtungen mit rund 500.000 Euro unterstützt. Dazu gibt es im Rahmen des Kooperationsnetzwerkes von Unternehmen und Schulen „KURS“ 14 Partnerschaften mit weiterführenden Schulen. Eine Premiere gab es für die vier Schülergenossenschaften der Volksbank Oberberg mit einem gemeinsamen Workshop.

 

Stolz ist die Volksbank auf ihre Mitarbeiter, die sich selbst für soziale Zwecke engagieren. So wurde zum Beispiel die Jugendfeuerwehr Nümbrecht mit der Aktion „Abrunden für den guten Zweck“ mit 5.000 Euro unterstützt oder dem Verein „Freunde und Förderer der Hospizarbeit in Wiehl“ selbstgebackene Plätzchen überreicht, die auf Weihnachtsmärkten verkauft wurden. Zudem lohnt sich immer wieder ein Blick auf das Crowdfunding-Portal „Viele schaffen mehr“.

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