LOKALMIX

„Was haben wir daraus gelernt?“

lz; 28.01.2024, 11:30 Uhr
Fotos: Lene Zautke --- Ruth Schulhof-Walter wurde als Ehrengast zur Gedenkstunde eingeladen.
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„Was haben wir daraus gelernt?“

lz; 28.01.2024, 11:30 Uhr
Nümbrecht – Knapp 100 Gäste versammelten sich gestern im Rathaus bei einer Feierstunde zum Gedenken an die Opfer des Holocaust.

Von Lene Zautke

 

Am gestrigen Abend wurde zu einer Feierstunde zum „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“ in das Foyer des Nümbrechter Rathauses eingeladen. Im Jahr 1996 erklärte der damalige Bundespräsident Roman Herzog den 27. Januar zum nationalen Gedenktag. Dieser soll an die  Opfer des Holocaust erinnern und durch den Blick in die Vergangenheit eine Orientierung für die Zukunft bieten.

 

Die stellvertretende Bürgermeisterin Gisa Hauschildt hieß die knapp 100 Gäste willkommen: „Lassen Sie und stark sein und gemeinsam gegen Hetze, Rassismus und Antisemitismus kämpfen“. Den musikalischen Rahmen lieferte Geiger Prof. Igor Epstein, der die Gedenkstunde gemeinsam mit Paria Oliyaii und Sebastian Nikolaus vom Hollenberg-Gymnasium in Waldbröl mit drei Stücken untermalte. 

 

[Prof. Igor Epstein engagiert sich mit seiner Musik für jüdische Projekte.]

 

Ruth Schulhof-Walter ist Vorsitzende des Vereins „Jüdisches Leben in Europa“, der es sich zur Aufgabe macht, den Menschen das jüdische Leben zu zeigen und näherzubringen. „ Wir möchten die Gelegenheit nutzen, Begegnungen zu schaffen. So wie heute Abend“, meinte Schulhof-Walter. In einer bewegenden Rede zog sie eine Parallele vom Geheimtreffen von Hitler und Papen am 4. Januar 1933 zu den in Potsdam diskutierten Pläne der AfD einer Remigration und stellte betroffen die Frage: „Was haben wir daraus gelernt?“. Ihr Wunsch sei es, dass Juden keine Angst mehr haben und Deutschland nicht verlassen müssen. Schulhof-Walter betonte den Wert eines jeden Menschenlebens unabhängig von seiner Hautfarbe, Beruf oder Religion.

 

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Im Anschluss stellten Manuela Michel und Leonie Nagel von der Waldbröler Gesamtschule ihr Projekt „Von Mäusen und Katzen – Antisemitismus in und um Waldbröl“ vor. Dieses wurde 2022 zum ersten Mal mit dem Margot-Friedländer-Preis ausgezeichnet (OA berichtete) und erhielt 2023 den Projektpreis „Demokratisch Handeln“. Die Idee dazu lieferte das im Deutschunterricht gelesene Graphic Novel „Maus – Mein Vater kotzt Geschichte aus“ von Art Spiegelman, das die Geschichte des jüdischen Polen Wladek Spiegelman erzählt. Vor zwei Jahren begaben sich die 13 Schüler der Projektgruppe in Waldbröl auf die Spur nach jüdischem Leben. „Wir waren uns schnell einig, dass wir die Geschichte der jüdischen Familien Waldbröls für alle Interessierten zugänglich machen wollten“, berichtete Leonie Nagel.

 

[Marion Reinecke brachte die Angst vieler Menschen in der heutigen Zeit nah.]

 

Marion Reinecke, Vorsitzende des Freundeskreises Nümbrecht-Mateh Yehuda, betonte, dass besonders heute viele Menschen Angst vor drohender Remigration und Umsiedlung haben. Eine so große Notwendigkeit, an diesem Abend des 27. Januars zusammenzukommen, habe es laut Reinecke in der Form noch nicht gegeben. Sie schloss mit den Worten der Auschwitz Überlebenden Margot Friedländer: „Sagt Eure Meinung, seid wachsam, seid Menschen!“

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