LOKALMIX

„Mobiles Aggertal“ am Limit

ks; 15.11.2021, 12:16 Uhr
Foto: „Mobiles Aggertal“ --- Vereinsvorsitzender Ulrich Pollkläsener (Foto) macht gemeinsam mit Hubert Friedrich, 2. Vorsitzender des Vereins, auf den Ärztemangel in Dieringhausen und Umgebung aufmerksam.
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„Mobiles Aggertal“ am Limit

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ks; 15.11.2021, 12:16 Uhr
Gummersbach – Mit einem Offenen Brief an Bürgermeister Helmenstein und Landrat Hagt macht der Verein „Mobiles Aggertal“ auf die medizinische Notlage der Bevölkerung aufmerksam.

Mal eben zum Supermarkt, zum Arzt oder zum Bahnhof – das kann insbesondere für ältere und hilfsbedürftige Menschen im ländlichen Raum eine oftmals nicht zu bewältigende Herausforderung sein. In den Gummersbacher Ortsteilen Dieringhausen und Vollmerhausen sowie angrenzenden Dörfern bietet der im Jahr 2017 gegründete Verein „Mobiles Aggertal“ dringend benötigte Hilfe. „Allerdings wenden sich immer mehr Menschen an den Verein, die in Dieringhausen und Umgebung keinen Hausarzt mehr finden können; viele Praxen haben den Betrieb eingestellt. Wenn die Leute dann anderswo, etwa in Gummersbach, Niederseßmar oder Ründeroth einen Arzt finden, der sie überhaupt noch annimmt, dann haben viele ein Problem, dorthin zu kommen“, schildert Lothar Winkelhoch, Geschäftsführer von „Mobiles Aggertal“.

 

Allein im Einzugsgebiet des Vereins seien dem Ehrenamtler zufolge in den vergangenen Jahren von sechs Hausärzten vier Ärzte ausgeschieden. „Von Fachärzten ganz zu schweigen“, ergänzt Winkelhoch. Die Lage sei äußerst prekär und wirke sich ganz direkt auf die Anwohner aus. „Viele Menschen sind verzweifelt und wissen nicht, was sie machen sollen. Sie sind auf Hilfe angewiesen“, so der Geschäftsführer, der dabei unter anderem an geh- und sehbehinderte Personen denkt. In einigen abgelegenen Dörfern sei die nächste Bushaltestelle über zwei Kilometer entfernt, eine Taxifahrt sei für den ein oder anderen unerschwinglich und die Unterstützung der Familie, falls überhaupt vorhanden, auch nicht immer möglich.

 

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Fahrten außerhalb des Wirkungsbereiches könnten von den Ehrenamtlichen des Vereins jedoch nicht aufgefangen werden, sodass nicht mal Fahrten zum Gummersbacher Krankenhaus möglich seien. „Wir sind am Limit. Wenn wir aus dem Gebiet rausfahren, dann verdoppelt sich die Fahrtzeit und dann kriegen wir das alles nicht mehr geregelt“, erklärt Winkelhoch, der nicht zuletzt auf das Verständnis der Fahrgäste hofft. Bis zu 100 Fahrten organisieren die Vereinsmitglieder wöchentlich; in manchen Wochen absolvieren die Ehrenamtler gar mehr als 100 Fahrten – kostenfrei. Die Verantwortlichen machen deshalb deutlich: „Gerne würden wir helfen – doch wir können nicht.“

 

Um auf die Situation und damit nicht zuletzt auf den Ärztemangel in Dieringhausen und Vollmerhausen hinzuweisen, haben sich Uli Pollkläsener und Hubert Friedrich als Vorsitzende von „Mobiles Aggertal“ mit einem Offenen Brief an Bürgermeister Frank Helmenstein und Landrat Jochen Hagt gewandt - doch eine Antwort erwarten die besorgten Ehrenamtlichen laut Winkelhoch nicht. Auf Nachfrage bei der Stadt Gummersbach erfuhr Oberberg-Aktuell, dass Bürgermeister Helmenstein Landrat Hagt bezüglich einer gemeinsamen Abstimmung kontaktiert habe. Eine Stellungnahme – auch seitens des Kreises – steht bislang aus.

 

Die Absender machen deutlich, dass es ihnen nicht um Kritik an der Kommune und dem Landkreis gehe, sondern um eine Beschreibung der Lage vor Ort: „Wir wissen, dass es nicht einfach ist, dem Problem des Ärztemangels schnell beizukommen, doch wir wollen nicht versäumen, auf die sehr schwierige Situation in unserer Umgebung hinzuweisen.“ Auch Winkelhoch hofft, dass die Kassenärztliche Vereinigung sowie die „große Politik“ die Realitäten der Menschen endlich sehen und gegensteuern – andernfalls befürchtet er nicht nur eine Zuspitzung des Ärztemangels, sondern damit auch eine höhere Sterblichkeit in der Bevölkerung.

KOMMENTARE

1

Sehr gut die Herren Pollkläsener und Friedrich.
Ein Problem, welches sich schon lange abgezeichnet hat, aber leider überhaupt nicht auf der Tagesordnung ist.
Es ist ja auch wichtiger eine Halle 51 bzw. einen Bismarckplatz zu bauen, der nicht anders aussieht als vorher.
Ärzte sind mittlerweile Mangelware in Oberberg. Zeit sich mal Gedanken zu machen.

Älter werdend, 15.11.2021, 15:14 Uhr
2

Genau so sieht es im Oberbergischen Kreis aus. Selbst wenn sie einen Hausarzt haben warten sie bis zu 5 Monate auf einen Untersuchungstermin. Die Praxen sind vollkommen überlastet auch wegen dem Impfen. Meine Boosterimpfung habe ich demnächst in Hagen und werde von Nachbarn mitgenommen. Vielleicht sollte man sich hier im Kreis mal Gedanken machen wie man dem Ärztemangel hier entgegen steuert, zum Wohle der Bevölkerung.

Ellen Poos , 16.11.2021, 07:46 Uhr
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