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40 Jahre Begegnungsstätte Hackenberg – Ein Stadtteil feiert Geburtstag
Bergneustadt - Mit einem Gala-Abend, buntem Weltkindertags-Programm und vielen Erinnerungen feierte die Begegnungsstätte Hackenberg ihr 40-jähriges Bestehen - Weggefährten blickten zurück, Kinder bauten ein „Haus der Demokratie“ – und sogar Käpt’n Blaubär schaute vorbei.
„BGS Hackenberg – Der Treffpunkt für Jung und Alt seit 40 Jahren!“ Unter diesem Motto feierte die Begegnungsstätte im Bergneustädter Stadtteil Hackenberg jetzt einen besonderen Geburtstag. Am 20. September 1985 hatte der damalige Bürgermeister Karl Siegfried Noss die Einrichtung eröffnet und sich gewünscht, dass hier „viele Menschen, junge und alte, ein frohes Miteinander finden“. Ein Wunsch, der sich erfüllt hat: Seit vier Jahrzehnten ist die BGS Anlaufpunkt für Stadtteilarbeit, offene Kinder- und Jugendarbeit und lebendiges Miteinander.
[Friedhelm Julius Beucher (Mitte) erzählt über die Entstehung der BGS Hackenberg.]
Zum Auftakt der Jubiläumsfeierlichkeiten lud das BGS-Team am Freitagabend zu einem Gala-Abend ein. Im Mittelpunkt stand ein „Couch-Talk“, moderiert von BGS-Weggefährtin Diana Hirte und Michael Zwinge, Sozialarbeiter in der Begegnungsstätte. Hirte erinnerte in ihrer Begrüßung daran, dass die BGS seit vier Jahrzehnten ein Ort der Gemeinschaft, der Offenheit und des Miteinanders sei – ein Haus, in dem neue Freundschaften entstanden, Ideen gewachsen und Träume Wirklichkeit geworden seien. Zwinge betonte, dass das Jubiläum die Chance biete, nicht nur zurückzuschauen, sondern auch den Blick nach vorne zu richten. Gemeinsam holten sie Gäste auf die Couch, die von ihren ganz persönlichen Geschichten mit der Begegnungsstätte erzählten.
Einer der Gesprächspartner war Friedhelm Julius Beucher, ehemaliger Schulleiter auf dem Hackenberg, früherer Bundestagsabgeordneter und heute Ehrenpräsident des Deutschen Behindertensportverbandes. Er schilderte, wie problematisch die Lage im Stadtteil in den frühen 1980er-Jahren gewesen sei – Schlagzeilen über den drohenden „Abstieg ins Ghetto“ prägten das Bild. „Wir hatten sehr kreative Jugendliche, aber auch viele ohne Abschluss, und vor allem eine hohe Jugendarbeitslosigkeit. Das führte zu einem schlechten Ruf des Stadtteils“, so Beucher.
Zusammen mit dem Sozialarbeiter Michael Klaka, engagierten Lehrkräften, Eltern, Vertretern der Stadt und Mitgliedern der Politik entstand die Idee, den Jugendlichen ein eigenes Haus zu schaffen. 1983 gründete man den „Verein der Freunde und Förderer des Jugendzentrums Bürgerhaus Hackenberg“ und setzte sich gemeinsam für den Bau einer Begegnungsstätte ein. Dank Landesfördermitteln konnte das Projekt schließlich verwirklicht werden – und im September 1985 öffnete die BGS ihre Türen.
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[Die „Mutter der BGS“, Gitta Esch, schwelgt in Erinnerungen.]
Wie eng die Menschen mit der Einrichtung verbunden sind, machten auch die Stimmen von Wegbegleiterinnen und Besucherinnen deutlich. Gitta Esch, die von 1990 bis Ende 2021 als Sozialarbeiterin in der Begegnungsstätte tätig war, erklärte: „Ich denke, dass dieser Abend eine Anerkennung ist – dass die Leute kommen und damit 40 Jahre dieser Arbeit würdigen.“ Neben Kinder- und Jugendarbeit entwickelte sie vielfältige Angebote für Mädchen, Erwachsene und Senioren, von Ferienprogrammen über den Zirkus Orlando bis hin zu Beratungen in schwierigen Lebenslagen.
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[Neslihan Güney (li.) und Canan Steinicke (Mitte) waren jahrzehntelange Begleiter der BGS Hackenberg.]
Neslihan Güney erinnerte sich an ihre eigene Kindheit: „Ich bin 1983 auf den Hackenberg gezogen, da war ich zehn Jahre alt. Zuerst haben wir noch auf dem Platz gespielt, bevor die BGS überhaupt gebaut wurde. Kurz vor meinem zwölften Geburtstag wurde das Haus eröffnet – für viele türkische Eltern war das damals noch ungewohnt, aber ich war mit meiner Freundin fast jeden Tag hier.“ Später half sie selbst bei der Hausaufgabenbetreuung, leitete ein Mädchencafé, war als freie Mitarbeiterin aktiv und zehn Jahre beim Kinderzirkus Orlando dabei.
Für Canan Steinicke ist die BGS ein Stück Heimat über Generationen hinweg: „Für mich ist das eine ganz emotionale Geschichte. Gefühlt bin ich wirklich seit 40 Jahren hier zu Hause. Die Begegnungsstätte ist einfach mein Zuhause, meine Kindheit, meine Jugend – und jetzt die Kindheit meines Kindes und hoffentlich auch weiterhin irgendwann die Jugend meines Sohnes.“
Den Abschluss der Jubiläumsfeierlichkeiten bildet am 3. Oktober die große Geburtstagsparty „BGS & Friends“. Ab 11 Uhr sind ehemalige Mitarbeitende sowie Besucherinnen und Besucher eingeladen, alte Zeiten aufleben zu lassen und gemeinsam zu feiern. Weitere Informationen gibt es unter www.bgs-and-friends.com.
„Kinderrechte – Bausteine für Demokratie!“
Unter diesem Motto stand am heutigen Samstag das traditionelle Fest zum Weltkindertag. Die Besucher erwartete am Nachmittag ein buntes Programm rund um die Begegnungsstätte.
Bürgermeister Matthias Thul zeigte sich erfreut über den Geburtstag: „Wer hätte vor 40 Jahren gedacht, dass sich die BGS auf dem Hackenberg so erfolgreich entwickeln würde? Viele hätten damals Zweifel gehabt, doch inzwischen hat die Einrichtung ganz wesentlich dazu beigetragen, dass der Stadtteil so lebenswert ist“, so Thul.
Der Weltkindertag auf dem Hackenberg sei längst zu einem festen Ritual geworden, in diesem Jahr jedoch durch das Jubiläum etwas ganz Besonderes. „Kinderrechte sind ein Anliegen, das man eigentlich jeden Tag vertreten müsse – umso mehr freue ich mich, dass dieses Thema heute so prominent und präsent zur Sprache kommt.“
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[Das Haus der Demokratie wurde von den Kindern der OGS Hackenberg gestaltet.]
Zur Eröffnung gestaltete die OGS Hackenberg mit dem Projekt „Haus der Demokratie“ den Auftakt, bevor sich das Gelände in eine „Internationale Spielstraße“ mit Mitmachaktionen und Musik verwandelte. Ergänzt wurde das Fest in diesem Jahr durch das „Fest der Kulturen“ mit kulinarischen Spezialitäten des Bosnischen Kulturvereins und Beiträgen der Streetworker. Ein besonderer Höhepunkt war der Besuch von „Käpt’n Blaubär“, der für große und kleine Fans nach Hackenberg
kam.


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