LOKALMIX

„Eine Reise der extremen Kontraste“

ks; 02.04.2024, 17:05 Uhr
Fotos: Gemeinde Lindlar --- Die Lindlarer Delegation hat unter anderem die ukrainische Stadt Borodjanka besucht, wo noch heute Zerstörungen des russischen Überfalls vom Frühjahr 2022 zu sehen sind.
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„Eine Reise der extremen Kontraste“

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ks; 02.04.2024, 17:05 Uhr
Lindlar – Bürgermeister Dr. Georg Ludwig und Vertreter aus der Lindlarer Politik sind vor Ostern von ihrem Antrittsbesuch in der Ukraine zurückgekehrt.

Rund 36 Stunden war eine kleine Delegation um Bürgermeister Dr. Georg Ludwig unterwegs, um erstmals Lindlars ukrainische Partnerstadt Radomyschl zu besuchen. Mit einem Kleinbus machte sich der Rathauschef zusammen mit Thorben Peping (SPD), Achim Gebert (Die Grünen) und Katja Krug (FDP) auf den Weg. Knapp sieben Tage waren die Lindlarer insgesamt fort, kamen vor Ostern wieder zurück ins Oberbergische. Was bleibt, sind nicht nur bewegende und intensive Eindrücke aus einem Land, das sich mitten im Krieg befindet, sondern auch das Ziel, die Städtepartnerschaft zu vertiefen.

 

„Für mich war es eine Reise der extremen Kontraste“, erzählte Peping heute auf Nachfrage von OA. Einerseits habe der SPD-Politiker vor Ort eine „unglaubliche Gastfreundschaft, Herzlichkeit und Hoffnung“ spüren dürfen. Dem gegenüber hätten aber die Spuren des Krieges in der Umgebung und auch in den Gesichtern der Menschen gestanden. Zudem gebe es „wieder zunehmend mehr nächtliche Luftalarme“, schilderte der Lindlarer.

 

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Wie nah der Krieg auch in Radomyschl ist, wurde nicht zuletzt durch eine öffentliche Trauerfeier deutlich, die die Lindlarer besuchten. „Die Trauerfeier galt einem Soldaten aus Radomyschl, der während unseres Aufenthaltes gestorben ist und dessen Sarg an unserem letzten Tag überführt wurde“, berichtete Peping ergriffen. Auch Ludwig sprach von einem erschütternden Moment, „der zeigte, wie sehr der Alltag der Menschen vom Krieg geprägt wird“. Gerade vor diesem Hintergrund sei es beeindruckend, wie die Stadtverwaltung und die Bevölkerung das öffentliche Leben aufrechterhalten.

 

[In Radomyschl finden immer wieder Trauerfeiern für die gefallenen Soldaten der Stadt statt.]

 

Los ging es am ersten Besuchstag mit einem offiziellen Empfang durch Bürgermeister Wolodymyr Teterskyi und dem Leitungsteam der Stadtverwaltung im Rathaus. Beim Auftaktgespräch sei laut Ludwig über die Schwerpunkte der weiteren Zusammenarbeit gesprochen worden. So möchten die beiden Kommunen neben konkreten Projekten wie in den Bereichen Umwelt und Kultur die gegenseitige Begegnung aufbauen, etwa durch Austauschbesuche für Jugendliche – „sobald es die Umstände wieder zulassen“, ergänzte der Bürgermeister.

 

Ein besonderer Höhepunkt am ersten Tag sei die Begrüßung vor dem versammelten Stadtrat gewesen, der die Lindlarer Delegation mit stehendem Applaus empfing. Es folgten Besuche von Sportstätten, beim Zentrum für humanitäre Hilfe, das seit Beginn des Kriegs im Kulturzentrum untergebracht ist, eine Information über den örtlichen Milchverarbeitungsbetrieb sowie jeweils ein Empfang im Heimatmuseum, in der Stadtbibliothek wie auch in der St.-Nikolaus-Kathedrale. Besucht wurde außerdem das Museum für Flora und Fauna und die Schulakademie für Forstwirtschaft.

 

[Empfangen wurde die Delegation um Bürgermeister Dr. Georg Ludwig (2.v.l.) von Wolodymyr Teterskyi (3.v.l.), dem Bürgermeister der Stadt Radomyschl.]

 

Am zweiten Tag ging es für die Oberberger zunächst in die benachbarte Stadt Borodjanka, wo noch heute Zerstörungen des russischen Überfalls vom Frühjahr 2022 zu sehen sind. „Die Ruinen in Borodjanka werden mir wahrscheinlich am meisten in Erinnerung bleiben“, sagte Peping. „Dort spürt man heute immer noch die Grausamkeit und Brutalität der ersten Kriegswochen, als in der Region um Kiew ganze Stadtteile in Schutt und Asche gelegt worden sind.“

 

Beim Besuch des Krankenhauses und der Feuerwehr in Radomyschl konnten sich die Lindlarer unter anderem ein Bild davon machen, wie wichtig die beiden Krankenwagen und das Feuerwehrfahrzeug für die Menschen vor Ort sind, die Lindlar im vergangenen Jahr mit Fördergeldern und Spenden zur Verfügung gestellt hatte. „Es war sehr schön zu sehen, dass all unsere Hilfe dort angekommen ist, wo sie gebraucht wird und einen Unterschied macht“, so Peping.

 

Bei der Gelegenheit übergab die Delegation verschiedene Hilfsgüter. Katja Krug überreichte für das Krankenhaus einen neuen Defibrillator als Spende der FDP-Fraktion, Dr. Georg Ludwig händigte Notfallausrüstung sowie ein gutes Dutzend Schutzanzüge als Spende der Feuerwehr Lindlar aus, und Thorben Peping übergab dem Bürgermeister Teterskyi im Namen der SPD-Fraktion einen Notfall-Rucksack mit umfangreicher Ausstattung. Das gemeinsame Geschenk der Lindlarer war eine Grauwackeplatte mit dem Emblem der Städtepartnerschaft, gespendet von dem Lindlarer Grauwacke-Unternehmen BGS und gestaltet von einem Lindlarer Designer.

 

[Als Geschenk hat die Lindlarer Delegation eine gravierte Grauwackeplatte überreicht.]

 

„Der dritte Besuchstag begann mit einer Baumpflanzaktion in der ‚Allee der Freundschaft‘ – dem Symbol der Städtepartnerschaft zwischen Radomyschl und Lindlar“, erzählte Ludwig. Anschließend stand eine Führung durch die Burg Radomyschl mit ihrer umfangreichen Heimatkunde- und Ikonensammlung an. Abschließend ging es für die Delegation zu einer Besichtigung des größten Arbeitgebers von Radomyschl, der PJSC Brauerei, die auch für manch bekannte Biermarke aus Westeuropa produziere.

 

Der erste Besuch in Radomyschl habe als Auftakt gedient, um die Städtepartnerschaft auszubauen, die Menschen in Radomyschl der Solidarität von Lindlar zu versichern und weitere konkrete Projekte ins Auge zu fassen. Auf den Antrittsbesuch in der Ukraine soll nun ein Besuch in Lindlar folgen. Dazu haben Ludwig und die Politiker Teterskyi und sein Team bereits eingeladen.

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