LOKALMIX

„Eine Ausbildung ist jederzeit möglich“

ks; 03.11.2021, 11:30 Uhr
Foto: Katharina Schmitz --- (v. l.) Johannes Juszczak (IHK Köln), Nicole Jordy (Agentur für Arbeit Bergisch Gladbach), Michael Sallmann (IHK Oberberg), Nadja Gangi Climenti (Agentur für Arbeit Bergisch Gladbach) und Marcus Otto (Kreishandwerkerschaft Bergisches Land).
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„Eine Ausbildung ist jederzeit möglich“

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ks; 03.11.2021, 11:30 Uhr
Oberberg – Ausbildungsmarkt erholt sich nur langsam von Corona-Folgen – Bewerbungen sind massiv eingebrochen – Größte Bedarfe im Handwerk.

Kaum Praktika, ausgefallene Berufsfelderkundungen und nur eingeschränkte Ausbildungs- und Berufsorientierungsmessen – auch im zweiten Pandemiejahr leidet der Ausbildungsmarkt unter den coronabedingten Einschränkungen. Trotzdem hätten laut Nicole Jordy, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Bergisch Gladbach, nur wenige junge Menschen um die Unterstützung der Arbeitsagentur gebeten: „Wesentlich für die Kontaktaufnahme und eine Berufsorientierung sind Gespräche in der Schule.“ Doch aufgrund des monatelangen Distanzunterrichts und des beschränkten Zugangs in Schulgebäude seien beispielsweise die sonst üblichen Sprechstunden nicht umsetzbar gewesen. „Die Leute haben deswegen nicht zu uns gefunden“, meint die Vorsitzende.

 

Als besorgniserregend bezeichnet Jordy, dass sich in diesem Jahr viele Schulabgänger nicht in den Statistiken wiederfinden lassen: „Und ich bin überzeugt, dass es sich hierbei nicht um Einzelfälle handelt.“ Für den Bezirk der Industrie- und Handelskammer Köln treffe dies auf über 2.000 Personen zu. „Das ist wirklich rätselhaft“, meint auch Michael Sallmann, Leiter der IHK-Geschäftsstelle Oberberg. Die jungen Leute hätten sich weder für eine Ausbildung entschieden, noch seien sie an weiterführenden Schulen oder Hochschulen aktiv. „Sie sind auch nicht in der Welt unterwegs“, sagt Sallmann und hofft auf einen Nachholeffekt im kommenden Jahr.

 

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Die Einflüsse der coronabedingten Einschränkungen – und auch des demographischen Wandels – sind auf dem Ausbildungsmarkt nach wie vor spürbar. Dies zeige sich vor allem in einem Rückgang der Anzahl der Bewerber, die sich bis zum offiziellen Ende des Berufsberatungsjahres am 30. September 2021 auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle gemeldet haben. Im Oberbergischen Kreis wurden von den Unternehmen 1.770 Berufsausbildungsstellen bei der Arbeitsagentur gemeldet (minus 2 Prozent zum Vorjahr). Davon sind derzeit noch 226 und damit 21,5 Prozent mehr als im Vorjahr unbesetzt. Auf Bewerberseite stehen diesen Stellen 1.570 gemeldete Ausbildungssuchende gegenüber (minus 4 Prozent). 108 Personen gelten zum aktuellen Stand als unversorgt (plus 12,9 Prozent).

 

 

Die IHK verzeichnet wieder mehr neue Azubis in Oberberg

 

Als positive Besonderheit des Oberbergischen Kreises bezeichnet Johannes Juszczak, Leiter der Ausbildungsberatung der IHK Köln, die Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen: „In Nordrhein-Westfalen verzeichnen wir einen leichten Rückgang am Anteil der Unternehmen, die Azubis beschäftigen. In Oberberg ist das nicht der Fall.“ Die Unternehmen würden somit ihre Verantwortung wahrnehmen – nicht zuletzt im Hinblick auf den stark spürbaren Fachkräftemangel, der sich weiterhin verstärke.

 

Kaum nachgefragt werden Ausbildungen in den Branchen, die von den coronabedingten Einschränkungen ohnehin schwer gebeutelt worden sind. „Insbesondere im Tourismus- sowie im Hotel- und Gaststättenbereich fehlen Bewerbende und das bei wieder wachsendem Angebot“, so Sallmann. Dies treffe laut Juszczak auch auf die Veranstaltungsbranche zu, wenngleich diese im Oberbergischen nur eine untergeordnete Rolle spiele. Einen Bewerbermangel gäbe es laut Sallmann außerdem in gewerblich-technischen Ausbildungsberufe in der für Oberberg prägenden Industrie. Positiv verlaufe hingegen die Entwicklung in den IT-Berufen: „Hier trifft ein nach wie vor großes Angebot an Ausbildungsstellen erfreulicherweise auf ein mittlerweile entsprechend großes Interesse bei den Bewerbenden.“

 

In Oberberg waren zum Stichtag 30. September 2021 genau 959 neue Ausbildungsverträge eingetragen (plus 3,7 Prozent). Mit 579 Verträgen konnten die kaufmännischen Berufe deutlicher zulegen als die gewerblich-technischen Berufe. Hier wurden 380 neue Ausbildungsverträge unterschrieben. „Unternehmen, die auch kurzentschlossen Ausbildungs- oder Praktikumsplätze besetzen wollen, können von unserem ‚Quick-Start-Service‘ profitieren. Innerhalb von 48 Stunden klären wir individuell die rechtlich notwendigen Voraussetzungen, um alle Ausbildungspotentiale der regionalen Wirtschaft zu heben“, so IHK-Ausbildungsexperte Juszczak.

 

 

Die größten Bedarfe werden im Handwerk gemeldet

 

Auch im Handwerk sind zahlreiche Stellen nicht besetzt worden, sodass hier sogar die größten Bedarfe liegen. Interessant sind dabei unterschiedliche Trends innerhalb der Kreishandwerkerschaft des Bergischen Landes. „Während wir in Leverkusen und im Rheinisch-Bergischen Kreis bei den Ausbildungsverträgen jeweils einen Zuwachs von 12 Prozent verzeichnen, ist die Zahl im Oberbergischen Kreis konstant geblieben“, berichtet Marcus Otto, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Bergisches Land.

 

Neben den Friseuren, die hinsichtlich neuer Auszubildender ein großes Minus verkraften müssen, wurden auch die Berufe der Dachdecker, Elektroniker, Kraftfahrzeugmechatroniker, Maurer, Metallbauer und Zimmerer nur schwach nachgefragt. „Absoluter Gewinner in der Statistik 2021 ist der Tischler. Hier hat sich die Zahl der Lehrverträge von 15 auf 30 verdoppelt“, so Otto.

 

 

„Eine Ausbildung ist jederzeit möglich – für beide Seiten“, stellt Johannes Juszczak, Leiter der Ausbildungsberatung der IHK Köln, klar. Er empfiehlt Suchenden, sich jederzeit bei den entsprechenden Stellen zu melden.

 

Die Ausbildungsstellenvermittlung der IHK Köln ist erreichbar per WhatsApp an 0173/54 87 51 7, per Mail an ausbildungsvermittlung@koeln.ihk.de oder unter Tel.: 0221/16 40 66 50. Darüber hinaus können sich Eltern in IHK-Webinaren über das „Abenteuer Ausbildung“ informieren.

 

An die Arbeitsagentur können sich Jugendliche und Eltern im Oberbergischen per Mail an berufsberatung.153@arbeitsagentur.de wenden. Für Arbeitgeber ist die Arbeitsagentur unter Tel.: 02261/30 41 04 zu erreichen.

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