LOKALMIX

"Die einzige Chance, die wir haben"

ks; 01.11.2021, 12:20 Uhr
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Foto: Frank Hottmeyer.
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"Die einzige Chance, die wir haben"

ks; 01.11.2021, 12:20 Uhr
Nümbrecht – Nach der Abschiebung von Shayon und seiner Familie hat eine Rechtsanwältin nun Akteneinsicht angefordert.

Einen Monat ist es mittlerweile her, dass Shayon gemeinsam mit seiner 21-jährigen Stiefmutter und seinem zweieinhalbjährigen Halbbruder nach Bangladesch abgeschoben worden ist (OA berichtete). Sein Umfeld setzt sich nach wie vor für den achtjährigen Jungen ein, der in Nümbrecht nicht nur Anschluss, sondern auch Freunde und ein Zuhause gefunden hat. „Wir haben mittlerweile eine Vollmacht eingeholt und eine Anwältin beauftragt“, sagt Rainer Förster, Vorsitzender der Jugendabteilung des SSV Homburg-Nümbrecht, in dessen Spielgemeinschaft mit dem TuS Homburg-Bröltal Shayon als Fußballer aktiv war.

 

Erteilt worden ist das Mandat der Wipperfürther Rechtsanwältin Regina Billstein, die bereits Akteneinsicht angefordert hat. Billstein, für die das Migrationsrecht ein Schwerpunkt ihrer Arbeit darstellt, begrüßt die Initiative: „Ich kann die Betroffenheit der Bürger nachvollziehen.“ Shayon, seine Familie und auch sein Umfeld müssen sich weiterhin gedulden. „Wir sind gerade in einer Übergangsphase und müssen die Faktenlage abwarten, ehe wir weitere Überlegungen anstellen“, erklärt Förster.

 

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Auch die Bundestagsabgeordnete Sabine Grützmacher (Bündnis 90/Die Grünen) bemüht sich darum, der Familie zu helfen. „Dass ein Kind so etwas erleiden muss, ist eine Katastrophe“, sagt die Politikerin, die den Mitarbeitern der Verwaltung dabei keinen Vorwurf macht. Der Idee, sich mit diesem Anliegen an den Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages zu wenden, steht Grützmacher jedoch skeptisch gegenüber: „Ich befürchte, dass das wenig Aussicht auf Erfolg hätte.“ Doch innerhalb der Bundestagsfraktion der Grünen gäbe es einen Ansprechpartner, der sich im Speziellen mit Fragen rund um Geflüchtete auskenne: „Wir warten alle auf die Akteneinsicht. Vorher ist keine Einschätzung möglich. Aber ich glaube, das ist die einzige Chance, die wir haben.“

 

Shayons jüngerer Bruder scheint gesundheitlich immer noch angeschlagen zu sein, weswegen Förster eine weitere Behandlung im Krankenhaus befürchtet. Doch die Kommunikation mit der Familie sei laut Abdoul Schwotzer-Conde, der in der Nümbrechter Nachbarschaft der Familie lebte, erschwert worden: „Die deutsche SIM-Karte ist deaktiviert worden.“ Über ein anderes Handy ließ Shayons Mutter Schwotzer-Conde wissen, dass sie sich vor Ort in Dhaka um eine neue SIM-Karte bemühe: „Aber bis jetzt habe ich noch nichts Neues gehört.“

 

Um der Familie in ihrer Notlage eine finanzielle Unterstützung zukommen lassen zu können, hat Shayons Umfeld ein Spendenkonto eingerichtet. Dort sind in den vergangenen Wochen über 5.000 Euro eingegangen. „Wir sind hellauf begeistert. Das gibt uns Hoffnung“, freut sich Förster, der einen „großen Dank“ an alle Spender ausspricht.

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