GUMMERSBACH

„Aktion Kinderschuhe“ lief zwischenzeitlich aus dem Ruder

ls, jaw; 03.04.2021, 16:00 Uhr
Fotos: Jan Weber --- Einige Geschwister sowie Einzelkinder hatten ihr Spielzeug mitgebracht.
GUMMERSBACH

„Aktion Kinderschuhe“ lief zwischenzeitlich aus dem Ruder

ls, jaw; 03.04.2021, 16:00 Uhr
Gummersbach - Mit dem Abstellen von Schuhen und Spielsachen wollte man auf die schwierige Situation von Kindern in Pandemiezeiten aufmerksam machen - Teilnehmer wurden durch das Ordnungsamt vom Rathausvorplatz verbannt - Anzeige gegen Organisatorin (AKTUALISIERT).

Von Leif Schmittgen und Jan Weber

 

+++ 2. Meldung, Samstag, 15:50 Uhr +++

 

In sozialen Netzwerken kam häufig die Frage auf, warum die Versammlung auf dem Bismarckplatz am Freitag nicht durch die Polizei aufgelöst wurde. „Dazu gab es keinen Grund. Nur weil die Veranstaltung nicht angemeldet war, darf sie trotzdem stattfinden“, sagt Polizeisprecher Michael Tietze auf OA-Nachfrage. Die Veranstalterin war wegen des Versäumnisses angezeigt worden. Einzelne Vertreter trugen zudem keine Maske.  „Entsprechende Atteste wurden bei der Kontrolle durch die Beamten vorgelegt“. Laut Tietze gab es keine Verstöße gegen die Coronaauflagen.

 

+++ Originalmeldung, Freitag, 13:20 Uhr +++

 

An der bundesweiten „Aktion Kinderschuhe“ beteiligten sich gestern Nachmittag auch Aktivisten aus dem Raum Gummersbach. Eltern wurden dazu aufgerufen, zwischen 13 und 16 Uhr vor dem Rathaus Schuhe und Spielzeug zu platzieren, um auf die Not der Kinder und Jugendlichen in Coronazeiten aufmerksam zu machen. Gestern Nachmittag versammelten sich vor der Rathaustür und auf dem Vorplatz etwa 15 Teilnehmer, die daraufhin von städtischen Ordnungsamtsmitarbeitern auf den Bismarckplatz verbannt wurden.

 

Das sorgte für Unmut bei den Demonstranten, war aber aus zweierlei Gründen rechtens. „Der Vorplatz ist kein öffentlicher Raum und unterliegt damit den Besuchsregeln des Rathauses“, berichtet Bürgermeister Frank Helmenstein auf OA-Nachfrage am Tag danach. Die Verwaltung habe somit von ihrem Hausrecht Gebrauch gemacht. Zudem habe es sich um eine nicht genehmigte Versammlung gehandelt, die - unabhängig der Coronaregeln - bei der Polizei als zuständige Behörde hätte angemeldet werden müssen. „Zumindest die Verwaltung hatte im Vorfeld keinerlei Informationen zu den Plänen“, so Helmenstein. Auch die Polizei war nach Wissensstand des Bürgermeisters vorab nicht darüber in Kenntnis gesetzt worden.

 

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Polizisten hatten die Aktion dann auf dem Bismarckplatz spontan flankiert und vermutlich aus Gründen der Verhältnismäßigkeit stattfinden lassen. Allerdings wurde im Nachhinein bekannt, dass die mutmaßliche Organisatorin von der Polizei wegen Durchführung einer nicht genehmigten Versammlung angezeigt wurde. Um sich von Stimmen, die Aktion würde mit Schuhen jüdischer Häftlinge im Konzentrationslager Auschwitz assoziiert, abzusetzen, hatten die lokalen Initiatoren auch zum Mitbringen von Teddybären und Spielzeug aufgerufen. Von Coronaleugnern oder Querdenkern distanziere man sich laut Organisatorin ausdrücklich.

 

Mehrere Dutzend Eltern und Kinder brachten Schuhe, Spielsachen und andere bunte Gegenstände, die mit Botschaften versehen waren, mit. Bereits vor einigen Wochen hatte es eine ähnliche Aktion in Engelskirchen gegeben (OA berichtete). Einige Eltern von dort waren auch gestern in Gummersbach. 

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