LOKALMIX

721 Jahre: Bergneustadt-Feier mit Rückblick und Ausblick

us; 15.05.2022, 13:35 Uhr
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Fotos: Michael Kleinjung --- Karl von der Dörspe (Horst Kowalski) und Minchen (Gerda Rippel) wuschen leider zum letzten Mal ihre „schmutzige Bergneustädter Wäsche“.
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721 Jahre: Bergneustadt-Feier mit Rückblick und Ausblick

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us; 15.05.2022, 13:35 Uhr
Bergneustadt - Zur Feier des 721. Stadtgeburtstages der Feste Neustadt kamen mehrere Hundert Bürger rund um den Losemundbrunnen in der historischen Altstadt zusammen.

Von Ute Sommer

 

Die „einfachen Bürger“ und „Bauern“ hatten sich längst zu mehreren Hunderten am Losemundbrunnen in Bergneustadt zusammen gefunden, während die "Amtmänner", begleitet vom Trommelschlag der Standartenträger, Marketenderinnen und Landsknechte des Heimatvereins "Feste Neustadt",  vom "Volk" neugierig  begafft, im Zentrum der Altstadt einmarschierten. „Sie trauen sich hierher, weil wir schonend mit ihnen am Brunnen umgehen“, sagte  Utz Walter, Vorsitzender des Heimatvereins und hieß den ersten Bürger Matthias Thul, samt seiner Ratsmitglieder und Vertreter der Parteien willkommen.

 

[Bei der Aktion „Schnippschnapp-Haare ab“ für den guten Zweck machte auch Hillis Ehefrau Claudia mit.]

 

Mit Blick auf  die historischen Hintergründe der Stadtburg-Gründung im Jahr 1301, die als märkischer Vorposten gegen den Kölner Erzbischof gedacht war, schlug  er den Bogen in die Gegenwart. „Was tun wir zur Absicherung unserer Demokratie?“, appellierte er, sich aktiv an der anstehenden Landtagswahl zu beteiligen. Vorher jedoch gelte es, den Stadtgeburtstag ausgiebig in Gemeinschaft zu feiern. Für das abwechslungsreiche Rahmenprogramm dankte er dem Leiter des Heimatmuseums Walter Jordan, für die Dinge des leiblichen Wohles den engagierten Ortsvereinen.

 

[In einer AG ihrer damaligen Grundschule Wiedenest lernte Greta Brate die Nyestädter Mundart.]

 

Nach der musikalischen Visitenkarte des Bläserkreises Bergneustadt unter Leitung von Dr. Annemarie Sirrenberg, hieß es Bühne frei für eines der bekanntesten Kunstwerke Bergneustadts. Dietmar „HIlli“ Hillnhütter, seines Zeichens Künstler, Tüftler, Erfinder, bunter Vogel und ehemaliger Lehrer, versteigerte seine Haarpracht bereits zum siebten Mal für den guten Zweck. Diesmal lobte „Hilli“ den Schnitt von Haupthaar und Bartpracht zugunsten der baulichen Erweiterung des Heimatmuseums aus. Unter dem Applaus der Zuschauer beteiligten sich Hans Kowalski, die wackeren Landsknechte, Hillis Ehefrau, Bürgermeister Thul, einige Kinder und Friedhelm Julius Beucher am „Schnippschnapp-Haare ab“, was die Taler im herumgereichten Klingelbeutel nur so klimpern ließ. Für erstaunte Ohren und kräftigen  Beifall sorgte die 14-jährige Greta Brate, die das Publikum mit einem Gedicht in "Nyestädter Mundart" unterhielt.

 

[Mit großem Brimborium und imposanter Eskorte durchmaßen Amtleute und Honoratioren die Bergneustädter Altstadt in Richtung Losemundbrunnen.]

 

In seinem Grußwort rekapitulierte Rathauschef Matthias Thul das Bürgerbeteiligungsverfahren im Rahmen des Tages der Städtebauförderung, an dem am Nachmittag im Garten der Villa Krawinkel alle Bürger Vorschläge zur künftigen Entwicklung der „Stadtteileingänge in der Altstadt“ und zur „Neugestaltung des Gartens der Villa Krawinkel“ einbringen konnten. Des Weiteren präsentierten Verwaltung und Stadtteilmanagement den Verfügungsfonds und die Grünfibel im Zusammenhang mit dem Hof-und Fassadenprogramm. Trotz teilweise kontroverser Positionen rief er die Bürgerschaft  dazu auf, die Neuordnung weiterhin kritisch-konstruktiv zu begleiten.

 

Verleihung des Stadtdukatens und Brunnengespräch

 

[Der sichtlich überraschte Rainer Tomasetti nahm am Freitagabend die Würdigungsurkunde und den Stadtdukaten von Bürgermeister Matthias Thul entgegen.]

 

Ist die Verleihung des Bergneustädter Stadtdukatens an verdiente Bürger der Stadt normalerweise integraler Bestandteil des Stadtgeburtstages und unterliegt strenger Geheimhaltung, war  der diesjährige Preisträger laut Informationen der Verwaltung wegen wichtiger privater Termine verhindert. In launigen Worten ließ der Bürgermeister die Zuhörer also an der "Geheimsache" teilhaben,  bei der er tags zuvor in Begleitung der Landsknechte in die Hauptversammlung des TuS Belmicke geplatzt war, um dessen konsterniertem Vorsitzendem Rainer Tomasetti mit dem Stadtdukaten auszuzeichnen. Seit 22 Jahren leitet das Belmicker Urgestein die Geschicke „seines“ Turn-und Spielvereins, war Schützenkönig, Karnevalspräsident und Kirchenvorstand, aktiver Sänger in der Chorgemeinschaft Wiedenst-Benolpe und verlieh seine Stimme an den Kirchenchor Cäcilia, wenn Männerstimmen fehlten.

 

 

Ebenfalls traditioneller Programmpunkt des Stadtgeburtstages ist das „Brunnengespräch“ der Originale Minchen (Gerda Rippel) und Karl von der Dörspe (Horst Kowalski), bei dem jede Menge „schmutziger Wäsche“ in Bergneustädter Mundart gewaschen wird. Die Gummersbacher Corona-Proteste durch das „Medizinische Fachpersonal Oberberg“ verbuchten Minchen und Karl als notorische Besserwisserei der Kreisstädter: " Dat dai Chummerschbacher hii in der Jäjend meenen, dai Schlauesten te sinn, datt wirrten fii joo alt lange". Weiter nahmen sie den Discounter-Neubau in „De Dörschpe“ und die „Niije Midde“ aufs Korn, palaverten über „wichijje Lüü in dr Schtaat“ und „dai Eeke im Schmittenloark“, kladderten auf Platt über Rangeleien im Stadtrat. Bedauerlicherweise  fraglich ist die Fortsetzung der originellen Mundart-Dialoge, denn mit dem „Tschüss tesaamen unn bliift jesund“ beendete das Duo sein letztes Brunnengespräch.

 

Spontan wurden im Anschluss ihre Nachfolger präsentiert, die das Brunnengespräch in anderer Form fortsetzten werden. In welcher Form genau, wird noch erarbeitet. Antje Schnellenbach und Helga Sterling-Schmuck versprachen aber schon gestern, die Ereignisse in der Feste genau zu beobachten.

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