KULTUR
Schillers Räuber zum Mitgestalten
Lindlar - Innovatives Spielkonzept an unterschiedlichen Orten überzeugt im Freilichtmuseum - Weitere Vorstellung heute Abend.
Von Astrid Deckers
Die Theatergruppe „LandBlattGold“ gastiert am 1. und 2. August im Freilichtmuseum Lindlar, wo sie „Wir sind Die Räuber“ frei nach dem Drama Friedrich Schillers präsentieren. Unkonventionell, innovativ und mit viel Möglichkeit zur Beteiligung des Publikums, das sind die herausragenden Merkmale dessen, was die Theatergruppe unter Regie von Nelia Nusch (Kulturbahnhof Wipperfürth) den Besuchern zeigt. Vorweg verraten: Man muss das Originaldrama des deutschen Kulturguts nicht kennen, um einen wundervollen Abend zu verbringen. Einzige Voraussetzung ist die Bereitschaft dazu, sich auf eine Geschichte voller Bruderzwist, Liebe, Rivalität, Hass und Missgunst einzulassen und die von den hervorragenden Schauspielern dargestellten und geäußerten Emotionen empathisch nachzuvollziehen.
[Kai Mönnich überzeugt als Graf Maximilian von Moor ebenso wie Lea Wagener als Amalia, die zwischen beiden rivalisierenden Brüdern steht.]
Zwei parallel verlaufende Handlungsstränge schildern das Leben zweier Brüder, deren Weg unterschiedlicher nicht sein könnte. Der Zuschauer verfolgt nach einem gemeinsamen Beginn das Leben eines der Brüder und seinen Lebensweg, bis sich die Parallelstränge am Ende wieder vereinen.
Vor malerischer Kulisse im Freilichtmuseum hatte am Freitagabend auch Petrus ein Einsehen und ließ die Sonne scheinen, so dass die mitgebrachten Regenschirme im Rucksack der Gäste bleiben konnten. Knapp 90 Minuten ziehen die Zuschauer mit den Schauspielern durch das Museum und suchen dort die unterschiedlichsten „Orte“ auf. Vom Räuberlager im Wald bis zum Hof Maximilians, immer wieder wurde der Schauplatz geändert und dem Geschehen der Geschichte angepasst.
Spannend ist die Geschichte allemal und jede Vorstellung wird an zwei aufeinander folgenden Tagen angeboten. Somit kann man nicht nur beide Handlungsstränge live verfolgen, sondern womöglich auch ein alternatives Ende. Grundsätzlich entscheiden die Zuschauer, ob es ein „Happy End“ gibt oder Schillers Dramaturgie die Aufführung beendet. Dies geschieht via „Daumen hoch oder runter“, wobei diese Mehrheit durch einen vor Ort installierten Buzzer ausgehebelt werden kann. Drückt jemand aus dem Publikum den Buzzer, wird Schillers Ende gespielt.
![]()
[Kleine Spaziergänge zwischen den Orten des Geschehens ermunterten alle zum gegenseitigen Austausch und gleichzeitigen Verarbeiten des Gesehenen (Foto oben). Freudestrahlend nahmen alle Schauspieler den Beifall des Publikums entgegen (Foto unten).]
Im Anschluss setzen sich alle Darsteller mit ihren Zuschauern bei einem Kaltgetränk zusammen, um ein hautnahes und unverfälschtes Feedback zu bekommen. Auch das ist sicherlich innovativ. Uwe und seine Bekannten aus dem Raum Gummersbach nutzten die Gelegenheit, nachdem sie bereits mehrfach zu Gast waren, festzustellen wie gefesselt sie erneut von der Geschichte gewesen seien und wie anders die Aufführung im Freilichtmuseum als an anderen Orten gewirkt habe.
Wer Lust bekommen hat, sich selbst ein Bild von diesem anderen Konzept zu verschaffen, dem sei die Vorstellung im Freilichtmuseum am heutigen Samstagabend ans Herz gelegt. Der Einlass am Nordtor ist ab 18:30 Uhr und die Vorstellung beginnt um 19 Uhr.
![]()
[Uwe, Schauspielerin Heike, Armin, Annette, Bettina und Ute tauschten sich im Anschluss an die Vorstellung umfangreich aus.]
