KULTUR
Romantischer Klassiker als Familienstück
Wiehl – In der Vorweihnachtszeit bringt das Schau-Spiel-Studio Oberberg unter der Regie von Peter Kirchner das beliebte Weihnachtsmärchen „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ auf die Bühne.
Von Vera Marzinski
„Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ ist sozusagen eine Neuerzählung des Aschenputtel-Märchens der Gebrüder Grimm. Viele kennen den gleichnamigen Film mit dieser wundervollen Melodie von Karel Svoboda aus dem TV-Weihnachtsprogramm. Die ČSSR-/DDR-Koproduktion entstand 1973 unter der Regie von Václav Vorlíček und František Pavliček und ist inzwischen einer der bekanntesten Märchenfilme.
Die Bühnenfassung, die nun bis 19. Dezember im Schau-Spiel-Studio Oberberg in Wiehl zu sehen ist, stammt von Uli Jäckle. Im Film und auf der Bühne ist Aschenbrödel eine selbstbewusste junge Frau, sie kann schießen, reiten und klettern. Doch sie leidet unter ihrer bösen Stiefmutter – bis es ihr eines Tages drei magische Haselnüsse ermöglichen, auf einen Ball zu gehen. Dort trifft sie den Prinzen, der sich sofort in sie verliebt. Dann passiert das Gleiche wie im Märchen: Aschenbrödel flieht und verliert ihren Schuh. Genau der ermöglicht dann das Happy End zwischen Aschenbrödel und dem Prinzen.
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[Der Prinz (Cristiano Liedke) war ganz verzaubert von der verschleierten Prinzessin im Ballkleid.]
Zur Premiere begrüßte Angela Harrock (Geschäftsführerin Schau-Spiel-Studio Oberberg) „viele junge Menschen und viele jung gebliebene Menschen“ - und alle lieben Aschenbrödel. „Die Kinder, die hier spielen, sind gar nicht viel älter als ihr“, erklärte sie den jungen Zuschauern, die auf den Matten vor der Bühne saßen. Viele junge Darsteller spielten teilweise erstmalig beim Familienstück mit. Das begann mit der Melodie des gleichnamigen Films – und versetzte in die kalte, verschneite Landschaft und das rührselig-romantische Gefühl. Passend dazu war es draußen klirrend kalt. Aber auf der Bühne ging es gleich heiß her. Die Gutsherrin (Marion Fuchs) scheuchte die Mägde und Knechte und derweil erzählte Aschenbrödel (hervorragend gespielt von Lara Vögeler) von ihrem Leben. „Die meisten Tage weiß ich gar nicht, warum mein Vater gerade die geheiratet hat“, betonte sie. Die Stiefmutter macht es ihr nicht leicht.
Doch sie liebt ihr Pferd Nikolaus und die Tauben. Zwei Tauben sind auch im Stück dabei, ganz in Weiß mit Federn – ein besonders tolles Kostüm. Die eine (Aylinn Warkentin) bedächtig, die andere sehr theatralisch (Anna Kirchner). Wilde Vorbereitung für den Besuch des Königs, der früh mit seiner Gemahlin erschien. Sehr majestätisch in der Rolle: Hans Gertrud und Silke Faber. Ihr Sohn, der Prinz (sehr überzeugend Cristiano Liedke), übte derweil mit der Hofdame (Lia Haase) königliches Benehmen – beziehungsweise sie versuchte, ihm etwas davon beizubringen. Er war da wenig interessiert, lieber war er im Wald zum Bäume lauschen und Jagen.
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[Grandios die beiden Tauben – sowohl optisch mit tollen Kostümen, als auch darstellerisch (Aylinn Warkentin (li.) und Anna Kirchner).]
Auch die Heiratskandidatinnen interessierten ihn nicht. Die wurden von fünf verschiedenen jungen Darstellerinnen, die auch das Gesindel und die Bäume im Wald mimten, gespielt (Leni Heikaus, Lina Seiler, Runa Hünninghaus, Noelia Pritzkau, Emily Timm). Keine von ihnen in ihren pompösen, glitzernden Kleidern überzeugte den Prinzen, bis die eine auftauchte.
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[Teilweise wilde Verfolgungsjagden oder wie hier eine heftige Suche nach einem Ballkleid für Stiefschwester Dorchen (Liana Warkentin – auf dem Tisch , vorne Leonard Bee als Vincek) .]
Von Knecht Vincek (sehr pfiffig und gut gespielt von Leonard Bee) hatte Aschenbrödel drei Haselnüsse von einer Reise mitgebracht bekommen. Drei Haselnüsse, drei Wünsche – einmal ein Jägergewand, ein Ballkleid und schließlich ein Hochzeitskleid. Nach dem Ball blieben dem Prinzen nur der rosa Glitzerschuh und ein Rätsel von der verschleierten Tänzerin – dem Aschenbrödel. Den Schuh durften auch Zuschauer während des Stückes anprobieren. Die Stiefmutter hatte das Aschenbrödel entführt, gab ihrem Dorchen (Liana Warkentin) deren Ballkleid und versuchte, ihr den Tanzschuh anzuziehen. Das klappte nicht und zum guten Schluss fand der Prinz doch noch sein Aschenbrödel.
Wieder mal ein sehr gelungenes Stück der Wiehler Theatergruppe, bei dem auch die jungen Darsteller ihr Können zeigen konnten. Die weiteren 13 Aufführungen sind restlos ausverkauft. Da bleibt dann nur noch die wunderbare Verfilmung. Die Darstellerin des Aschenbrödels, Libuše Šafránková, war 20 Jahre alt, als sie 1973 durch den Film berühmt wurde.
Ausstahlungen
Der Film "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" wird nun schon seit 51 Jahren zu Weihnachten im Fernsehen ausgestrahlt. 2025 an folgenden Terminen:
21. Dezember: 12:25 Uhr im HR
24. Dezember: 12:50 Uhr im Ersten, 15 Uhr im BR, 16:25 Uhr im NDR und 20:15 Uhr im WDR
25. Dezember: 15:25 Uhr im Ersten und 18:50 Uhr in ONE
26. Dezember: 15 Uhr im MDR und 16:30 Uhr im RBB
31. Dezember: 13:55 Uhr im HR


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