KULTUR
Nils Holgerssons Reise mit den Gänsen
Gummersbach – Bezauberndes Theaterstück entführte das Publikum in der Halle 32 in eine märchenhafte Welt.
Von Vera Marzinski
Ausverkauftes Kindertheater in der Halle 32 beim Stück „Nils Holgersson“ von Selma Lagerlöf in einer Inszenierung von Sophie Bischoff – aufgeführt von einem grandiosen Ensemble der Landesbühne Rheinland-Pfalz. Dieses bezaubernde Theaterstück entführte Kinder ab drei Jahren und ihre Familien in die märchenhafte Welt von „Nils Holgersson“. Tatsächlich – wie angekündigt – ideal für einen unvergesslichen Ausflug in die Magie der Bühne – voller Fantasie, Freundschaft und zauberhafter Momente. Mit einem wandelbaren Bühnenbild von Nathalie Noël – bei dem aus einem Baum ein Zaun, aus den Wolken eine Eisplatte und dann Büsche werden – sowie Darstellern, die auf wunderbare Weise mitnahmen in die Geschichte von Nils und den Gänsen.
Die Geschichte von Nils Holgersson zeigt zum einen, dass Nils am eigenen kleinen Leib erlebt, was es bedeutet, der Natur ausgesetzt zu sein. Er sieht, wie der Mensch sich immer mehr Raum nimmt und was das für die Tiere bedeutet, deren Lebensraum kleiner und gefährlicher wird. Und zum anderen, wie er auf seiner Reise die Bedeutung von Freundlichkeit und Zusammenarbeit kennenlernt und sich allmählich von einem egoistischen Jungen zu einem fürsorglichen Menschen entwickelt. Doch zunächst liebt er es, Tiere auf dem Hof zu ärgern und ihnen böse Streiche zu spielen. Das kann Nils gut und er hat noch viele andere Ideen, die er lieber umsetzt, als seine Hausaufgaben zu machen. Und dann auch noch ein Buch über Gänse, die ihn ja sowieso nerven.
Auf den Besuch bei Tante Klara mit den Eltern muss er verzichten, weil die Schule vorgeht. Alleine auf dem kleinen Bauernhof versucht er, einen Wichtel zu necken, doch der verzaubert ihn in einen Winzling. Und plötzlich ist der Löwenzahn riesengroß. Als er die Hausgans Martin daran hindern will, dem Ruf der Wildgänse in die Freiheit zu folgen, findet er sich unverhofft auf Martins Rücken hoch oben in der Luft wieder. Das ist der Beginn der berühmten Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen, die Selma Lagerlöf vor über 100 Jahren aufschrieb – wofür sie als erste Frau den Literaturnobelpreis gewann – und die auch heute noch viel über Verantwortung, Freundschaft und den Umgang mit unserer Umwelt erzählt.
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[Die Wildgänse wollen eigentlich nicht die Hausgans Martin mitnehmen – und schon gar nicht mit dem Winzling Nils.]
Nils (David Brücker – mit grandioser Mimik und tollem Spiel) sorgt sofort für viele Lacher beim jungen Publikum. Im Buch lesen? Das kann man doch besser als Kopfbedeckung nutzen, findet Nils. Und dann sehen die großen und kleinen Theaterbesucher Wolken auf der Bühne und die Erde wie ein buntes Schachbrett, als Martin (Philipp Feld, der auch den Vater und den Hund spielt) mit Nils abhebt. Die beiden folgen den schnatternden Wildgänsen und Nils rettet Martin das Leben, als sie abstürzen. Smirre der Fuchs (Sean Grimm), vor dem sich alle Bauern – und Gänse – fürchten, wird von Nils vom Gänseessen abgelenkt. Eine wilde Jagd auf den Wichtel Nils beginnt. Doch der ist clever.
Die Wildgänse unter der Leitung der weisen, alten Leitgans Akka (Tatjana Ochsenohr) beschließen, Nils mit nach Lappland zu nehmen – wenn er auf Martin aufpasst und nach der Lappland-Reise freundlich zu ihm ist. Sie reisen auf eine Insel und der kleine Wichtel Nils wächst immer mehr über sich hinaus – das macht nicht nur Eindruck auf die Gänse, sondern auch auf den Wichtel (Lotte Becker, außerdem in den Rollen als Mutter und einer Gans), der ihn geschrumpft hatte.
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[Gemeinsam mit dem reiselustigen Gänserich Martin, der sich den Wildgänsen angeschlossen hat, reist Nils durch Schweden nach Lappland und erlebt viele Abenteuer.]
Mit „Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen“, die Selma Lagerlöf im Auftrag des schwedischen Lehrerverbands schrieb, um Kindern Geografie, Tierwelt, Sagen und Kultur auf spannende und lehrreiche Weise zu vermitteln, ist auch als Theaterstück in der Umsetzung der Landesbühne Rheinland-Pfalz klasse: sowohl schauspielerisch als auch mit der tollen Bühnenausstattung.


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