KULTUR

Kriminalfall im Theater mit „8 Frauen“

vma; 27.03.2023, 09:00 Uhr
Fotos: Vera Marzinski --- Schnell entwickelt sich ein Gefecht aus gegenseitigen Anschuldigungen, Eifersüchteleien und giftigen Attacken, da jede der Frauen etwas zu verbergen hat - und der Mörder ist wahrscheinlich unter ihnen.
KULTUR

Kriminalfall im Theater mit „8 Frauen“

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vma; 27.03.2023, 09:00 Uhr
Wiehl – Premiere der zweiten Inszenierung im Schau-Spiel-Studio Oberberg in diesem Jahr war ein voller Erfolg.

Von Vera Marzinski

 

Die Kriminalkomödie „Acht Frauen“ von Robert Thomas ist nicht nur hervorragend besetzt - jede der Darstellerinnen darf glänzen -, sondern es wird auch sehr turbulent mit diesem tollen Ensemble. Das zweite Stück des Schau-Spiel-Studios Oberberg in diesem Jahr wird ebenfalls von Raimund Binder inszeniert.

 

Sieben Frauen, die achte erscheint unerwartet, nachdem der Hausherr tot aufgefunden wird. Grausam ermordet, ein Messer steckt in seinem Rücken. Tot sind auch Telefon sowie das Auto und durch den meterhohen Schnee sind die Frauen von der Außenwelt abgeschnitten. Eine fatale Situation und es kommt Panik auf. Dazu Misstrauen, Verdächtigungen. Denn eines wird schnell klar: In diesem Fall muss der Mörder eine Mörderin sein.

 

[Zimmermädchen Louise (Conny Kannengießer) entdeckt den vermeintlich ermordeten Hausherrn in seinem Zimmer.]

 

Es ist kurz vor Weihnachten und Tochter Susann, die seit einem Jahr nicht mehr zu Hause war, kommt an. Doch Vater Marcel taucht nicht auf. Angeblich wollte er nicht geweckt werden. Das Zimmermädchen Louise entdeckt den toten Marcel. Entsetzen bei den Frauen. Sollen sie ins Zimmer gehen? Aber dann verwischt man nachher noch Spuren. Catharina nimmt den Schlüssel und deponiert ihn auf dem Kamin – für alle sichtbar, sodass keine ins Zimmer mit der Leiche gehen kann. Ein pointiertes, geschickt gebautes kriminalistisches Verwirrspiel beginnt. Jede Frau entwickelt eine sehr individuelle Theorie zum Tathergang. Keine der Damen hat ein Alibi, alle haben ein Motiv, jede ein Geheimnis, jede verstrickt sich mehr und mehr in einem Netz aus Lügen und Heimlichkeiten.

 

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Almut Irmscher ist Gaby, die Herrin des Hauses: groß, elegant und von jener kühlen Beherrschtheit, der man jede Intrige zutraut. Sie behält statthaft die Contenance. Ihr Mann hat ihre Mamy und ihre Schwester Augustine aufgenommen - die beiden sind hin und hergerissen zwischen Dankbarkeit und ihrem Geiz. Jungfer Augustine legt zudem eine bewusst verletzende, zickige und rücksichtlose Art an den Tag – grandios von Bärbel Stinner dargestellt. Wunderbar ist Gaby Bülter in der Rolle der Mamy, die stets bemüht ist, zwischen ihren immerzu streitenden Töchtern zu vermitteln. Doch hinter ihrer großmütterlichen Fassade verbirgt sich eine scheinheilige Frau, die die Gastfreundlichkeit ihres Schwiegersohns schamlos ausnutzt und heimlich zur Flasche greift.

 

[Auch Marcels Schwester Pierrette (Sabine Müller), eine leichtlebige, süffisante Schönheit, ließ sich von ihm aushalten und ist sehr verdächtig.]

 

Louise (Conny Kannengießer) ist erst seit Kurzem als Zimmermädchen im Haus der Familie angestellt und wirkt zunächst harmlos, verstrickt sich dann aber in Widersprüche. Marcels Schwester Pierrette (brillant gespielt von Sabine Müller) ist bekannt als ehemalige Nackttänzerin, deren verruchtes und ausschweifendes Liebesleben besonders bei ihrer Schwägerin Gaby auf Entsetzen stößt und sie für die anderen Frauen immer wieder zur Hauptverdächtigen macht. Auch die beiden Schwestern Catherine (Anna Franziska Pflitsch - wieder mal sehr überzeugend) und Susanne (Svenja Szeghedi mit grandioser Mimik und tollem Spiel) sind nicht unverdächtig – wobei sich die Ältere als „Inspektor Susanne“ aufspielt und die anderen Frauen zum mutmaßlichen Mord befragt, obwohl sie selbst auch in der „Mordnacht“ im Haus war.

 

Auch Madame Chanel (Marion Fuchs), die gutmütige Köchin, die sich viele Jahre auch als Kindermädchen um Susanne und Catherine gekümmert hat, rückt in den Mittelpunkt. Chanel ist laut Catherine ein altes Faktotum, die ihre Eigenheiten hat und Karten spielt. Jede beteuert ihre Unschuld. Verborgene Wahrheiten, peinliche Briefe, Geld und Aktien sind im Spiel. Aber die Mörderin ist unter ihnen - ohne Zweifel. Am Ende überrascht diese hinreißende Melange aus Kriminalstück, Komödie und Psychodrama das Publikum zusätzlich.

 

8 Frauen

 

„8 Frauen“ – im Original „Huit femmes“ – von Robert Thomas (1927-1989) wurde 1961 uraufgeführt. Beim Theaterstück in Wiehl zeigt das Bühnenbild einen Salon mit prasselndem Kamin und einer Treppe zum Zimmer des Hausherrn. Mit Windgeräuschen, Musik und entsprechendem Licht sorgte Pirmin Ader für die passende Technik zum Stück. Es ist vor den Osterferien am 29. und 31. März um 20 Uhr zu sehen. Ab dem 21. April folgen sieben weitere Aufführungen.

 

 Weitere Informationen: theater-wiehl.de/spielplan

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