KULTUR

Jeder Schauspieler überzeugt gleich in mehreren Rollen

vma; 10.12.2022, 14:20 Uhr
Fotos: Marc Lontzek/Landestheater Detmold --- Kommissar Matthäi (André Lassen – li.) ist fest entschlossen, den wahren Mörder zu überführen. Der ehemalige Chef der Kantonspolizei Zürich, Dr. H. (Jürgen Roth) ist skeptisch.
KULTUR

Jeder Schauspieler überzeugt gleich in mehreren Rollen

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vma; 10.12.2022, 14:20 Uhr
Gummersbach – Mit Dürrenmatts „Das Versprechen“ gastierte das Landestheater Detmold in der Halle 32 - Schauspielerquartett zeigte sich äußerst wandlungsfähig.

Von Vera Marzinski

 

Während einer Autorenlesung begegnet Dr. H. (gespielt von Jürgen Roth), der ehemalige Chef der Kantonspolizei Zürich, dem Ich-Erzähler, einem Kriminalschriftsteller (Hartmut Jonas). Der schreibt über seinen Vortrag, den er vor spärlichem Publikum hielt. Recht spärlich ist auch die Besucherzahl in der Halle 32 gewesen - rund 110 Zuschauer schauten sich das Theaterstück an. Dabei zeigte das Landestheater Detmold eine ausnehmend spannende und vielschichtige Inszenierung. Geschickt wechselten dabei die Akteure ihre Rollen und zeigten ihr breit gefächertes, schauspielerisches Können. So stellte Hartmut Jonas nicht nur den Schriftsteller, sondern auch Herrn Moser, Frau Heller und von Gunten dar. Sogar in acht verschiedene Rollen schlüpfte Alexandra Riemann – vom Polizeiermittler Riesen über die Lehrerin Fräulein Krumm bis zur kleinen Annemarie. 

 

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Der Wirklichkeit sei nur zum Teil mit Logik beizukommen. „Dass der gesunde Menschenverstand sich irren kann, ist unser Risiko“, so der ehemalige Chef der Kantonspolizei Zürich Dr. H. im Theaterstück. Dr. H. bringt seine Kritik gegenüber den allzu realitätsfernen Romanen der Kriminalbuchautoren zum Ausdruck und untermauert seine Thesen, indem er ihm vom Schicksal Matthäis (brillant von André Lassen dargestellt), seines vielversprechendsten Kommissars, berichtet.

 

[Ein überzeugendes Ensemble – (v. l.) Andrè Lassen als Kommissar Matthäi, Hartmut Jonas (hier als Schriftsteller) und Jürgen Roth als Dr. H.]

 

Neun Jahre zurück habe der Hausierer von Gunten zufällig im Wald die Leiche eines Mädchens, der kleinen Gritli Moser, gefunden und sich an Matthäi gewendet. Ein erfolgreicher Kommissar – gefühllos und mit nichts im Kopf als seinem Beruf, jedoch gelangweilt – bis dieser Fall seine Leidenschaft weckt. Kommissär Matthäi war zwar eigentlich nach Amman/Jordanien abgeordnet worden, doch das sagt er ab, denn er hält den Hausierer für unschuldig. Er verspricht der Mutter der ermordeten Gritli, den Mörder zu finden und ermittelt dann - auf recht unkonventionelle Weise - auf eigene Faust.

 

[In der Rolle der Annemarie spielte Alexandra Riemann ebenso hervorragend wie in den weiteren Rollen.]

 

[Mittelpunkt der Bühne – der lange Tisch, auf dem sogar eine Szene mit Playmobil-Figuren nachgestellt wurde.]

 

Die Kreativität des Landestheaters zeigt zum Beispiel die Szene, in der die Bauern des Dorfes den Polizeiwagen umstellen, in dem von Gunten sitzt: Sie wird mithilfe von Playmobil-Figuren auf einem großen Tisch dargestellt. Die Bauern wollen Gerechtigkeit, können beruhigt werden und dann erhängt sich der Verdächtige in seiner Zelle. So ist bereits vor der Pause der Fall erledigt. Eigentlich: Denn Matthäi ermittelt trotzdem weiter, droht aber aufgrund der Aussichtslosigkeit seiner Bemühungen den Verstand zu verlieren.

 

Das Landestheater Detmold zeigte „Das Versprechen“ mit grandiosen Schauspielern. Nur die Auflösung am Schluss zog sich etwas monologartig hin.

 

[Die Eltern der ermordeten Gritli Moser erfahren vom schrecklichen Verbrechen.]

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