KULTUR

„In der Musik liegt meine Leidenschaft, meine Freiheit, mein Glück“

lw; 15.07.2021, 08:55 Uhr
Foto: Full House Eventtechnik --- Frau Winzig bei einem Streaming-Konzert während des Lockdowns.
KULTUR

„In der Musik liegt meine Leidenschaft, meine Freiheit, mein Glück“

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lw; 15.07.2021, 08:55 Uhr
Wiehl – Mascha Winkels alias Frau Winzig erzählt von den Höhen und Tiefen ihres Lebens als Musikerin während der Pandemie – Auftritt Ende Juli im Kölner Stadtgarten.

Von Lars Weber

 

Endlich wieder Livemusik! Das denken sich viele Künstler, deren Instrumente in den vergangenen eineinhalb Jahren nicht auf öffentlichen Bühnen vor Publikum zu hören waren. Eine Künstlerin von ihnen ist Mascha Winkels, vielen vielleicht besser bekannt als Frau Winzig, die Ende des Monats im Kölner Stadtgarten zu sehen und zu hören ist. Für die gebürtige Wiehlerin und Wahl-Kölnerin kam die Pandemie zwar zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt und bescherte ihr so manchen miesen Moment. Sich unterkriegen lassen oder gar aufgeben kam aber für den Freigeist niemals infrage.

 

Nach vielen Soloauftritten mit ihrer Gitarre gaben ihr die Auftritte in der Castingshow „The Voice of Germany“ 2018 einen Schub , sie holte sich mit dem Multi-Instrumentalisten Merlin Zambra einen musikalischen Weggefährten mit an Bord, ein namhafter Produzent in Wien wurde auf sie aufmerksam: Frau Winzigs Karriere nahm 2019 ordentlich an Fahrt auf (OA berichtete). Allerdings fuhr sie zu dieser Zeit noch dreigleisig. Winkels trat nicht nur auf Deutschlands Bühnen auf, sondern arbeitete zugleich noch in einer Kölner Bar und in ihrem eigentlichen Beruf als Lehrerin. Die 31-Jährige musste sich entscheiden. „Im Sommer 2019 habe ich meinen Job als Lehrerin gekündigt, im Januar 2020 hab ich meine Selbstständigkeit angemeldet.“ Ein bisschen lachen muss sie bei den Sätzen schon. Sie konnte ja nicht ahnen, was danach passierte.

 

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Bevor sie richtig durchstarten wollte, ging es erst nochmal nach Indonesien für mehrere Wochen. Kurz vor dem Lockdown kam sie zurück nach Deutschland. Corona hing schon über den Köpfen der Künstler wie eine fette Gewitterwolke, dann kamen Starkregen, Blitz und Donner. „Wir waren schon am Start mit Produzent, Label und Verlag, aber dann wurde alles auf Eis gelegt.“ Die Leiden der jungen W. begannen, wie sie mit Augenzwinkern sagt. Die aufgelegten Künstler- und Selbstständigen-Förderungsprogramme hätten sie „ordentlich runtergerockt“. „Mein Erspartes war irgendwann weg, ich stand mit nichts da.“

 

Aber deswegen das selbstbestimmte Künstlerleben direkt wieder eintauschen mit dem krisenfesten Lehrerberuf? „Zu keinem Zeitpunkt habe ich daran gedacht!“ Mit so einer Entscheidung hätte Winkels Frau Winzig begraben müssen. „In der Musik liegt meine Leidenschaft, meine Freiheit, mein Glück! Ich bin jeden Tag froh über meine Entscheidung.“ Und nicht nur sie. Mit solidarischen Aktionen und auch Spenden halten Fans sie über Wasser. Auch ein Beitrag im legendären Musikmagazin Rolling Stone zeigt, dass Frau Winzig einen Nerv trifft.

 

[Foto:  Sebastian Vietor ---  Immerhin: Die Pandemie ließ viel Zeit für Kreativität.]

 

Wenn der künstlerische Dauerlockdown während der Pandemie zu etwas gut war, dann zur Weiterentwicklung. „Ich habe hart an meinem Songwriting und meiner Stimme gearbeitet und 60 Lieder geschrieben.“ Außerdem hat sie sich weitere Musiker gesucht. „Das ist so eine geile Band und die stehen voll hinter mir.“ Auch das habe in den vergangenen Monaten viel geholfen, denn ohne schlechte Phasen, in der sie richtig niedergeschlagen war, kam diese Zeit nicht aus. „Ich hab auch jetzt noch Schiss, wie es weitergeht.“ Gerade in solchen Momenten sucht sie auch häufig ihre Heimat Wiehl auf. „Dann sitze ich auf der Terrasse bei meinen Eltern in der Sonne und denke mir: ‚Das wird schon alles wieder‘“.

 

Am Mittwochabend spielte sie ein Konzert vor nur 30 Menschen, drinnen in einem Club und hinter einer Plexiglasscheibe. „Ich sitze da wie im Schaufenster.“ Sie kann es kaum erwarten, endlich wieder loszulegen und die neue Frau Winzig zu präsentieren. „Das traurige Mädchen mit der Gitarre“, wie sie diese Phase nennt, ist nicht mehr da. Ihre Musik beschreibt sie als Heartbreakpop mit deutschen Texten. „Kompromisslos und authentisch.“ Wann die nächste Veröffentlichung kommt, steht noch in den Sternen. „Hoffentlich spätestens im nächsten Jahr.“

 

Bis dahin hofft sie noch auf einige Konzerte - wie das im Kölner Stadtgarten am 30. Juli ab 20 Uhr, zu dem etwa 100 Besucher zugelassen sind. Mit ihr auf der Bühne stehen an diesem Abend Gregor Polzin (Gitarre), Artur Schulz (Bass), Chul-Min Yoo (Piano) und Merlin Zambra (Drums), zu ihrer Band gehört sonst auch noch Aljoscha Genings an der Gitarre. Der Ticketverkauf hat bereits begonnen, Karten gibt es hier.

Was Frau Winzig live so kann, können sich Interessierte bei einem während des Lockdowns von Full House Eventtechnik gestreamten Konzerts (ab 2 Stunden, 6 Minuten) anschauen.  

 

Ein Vorbild kommt aus Oberberg

 

Musik stand für die jugendliche Mascha Winkels zunächst nicht im Lebensmittelpunkt. Stattdessen hat sie vor allem Sport gemacht, Handball, Boxen oder auch Turnen. Aber da sowohl ihr Opa als auch ihr Vater in Bands aktiv waren, erfasste sie das Fieber irgendwann doch. Ausgelöst wurde es vor allem von Dieter Szametat, seines Zeichens Musiklehrer und ein Bandkollege ihres Vaters. Er wurde ihr Gitarrenlehrer, nachdem sie nach einem Jahr keine Lust mehr auf Klavier hatte. „Ich war 14 und Dieter hat mich einfach machen lassen. Er hat mir gesagt, dass ich eigene Songs schreiben soll.“ Zwar konnte Szametat nach einem schweren Unfall nicht mehr ihr Gitarrenlehrer sein, von seiner Liebe zur Musik hat sie aber weiter gelernt. „Absolute Leidenschaft!“

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