KULTUR

"Ich habe den tollsten Job der Welt"

ws; 18.08.2021, 06:00 Uhr
Foto: Wilfried Storb --- Bernd Stelter mit seinem Gastgeschenk, das er nach seinem Eintrag in das Goldene Buch der Stadt Wipperführt überreicht bekam.
KULTUR

"Ich habe den tollsten Job der Welt"

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ws; 18.08.2021, 06:00 Uhr
Wipperfürth – Nachdem sich der bekannte Autor und Comedian Bernd Stelter ins Goldene Buch der Stadt Wipperfürth eingetragen hatte, stellte er sich den Fragen von OA in einem Interview.

Von Wilfried Storb

 

OA: Herr Stelter, waren Sie eigentlich überrascht, als Ihnen den Wunsch angetragen wurde, sich in das Goldene Buch der Stadt Wipperfürth einzutragen?

Stelter: Ja. Das Goldene Buch der Stadt ist schon etwas Besonderes. Das ist eine Ehre. Das ist nicht einfach "ein Autogramm geben". Es sind nicht so viele, die da drinstehen. Ich bin gerne hier und daher freue ich mich sehr darüber.

 

OA: Sie schreiben auch gerne Bücher. Haben Sie sich einem besonderen Bereich verschrieben?

Stelter: In erster Linie möchte ich unterhalten, das ist mein Beruf. Ich schreibe meine Kabarett-Programme und Lieder selbst. Aber ich schreibe auch Bücher. Da sind natürlich meine Krimis dabei. Krimis, die in Zeeland in den Niederlanden spielen. Mit meinem Inspecteur Piet van Houvenkamp und fünf bekloppten deutschen Campern, die mir immer helfen wollen, was der Inspecteur gar nicht will. Aber ich schreibe auch Sachbücher. Als ich damals so viel abgenommen hatte, habe ich ein Buch mit dem Titel "Wer abnimmt, hat mehr Platz im Leben" geschrieben.

 

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OA: Was ist Ihr Geheimnis, um das alles zu schaffen?

Stelter: Ich bin halt 60 geworden und da hat sich allerhand verändert in meinem Leben. Unter anderem auch, dass ich mir überlegt habe: Was muss ich denn jetzt machen, dass das letzte Drittel gut wird? Und ich glaube, dass man körperlich beweglich bleiben muss. Deshalb gehe ich jeden Tag meine 10.000 Schritte. Man muss auch geistig beweglich bleiben – deswegen lerne ich immer wieder was Neues. Ich lerne nicht nur meine Kabarett-Programme, sondern habe auch niederländisch gelernt. Ich bin jetzt zudem Junior-Sommelier – Kursus zum Weinkenner- und das finde ich alles wichtig. Man muss im Leben lernen, damit das Gehirn was zu tun hat.

 

OA: Was ist noch wichtig?

Stelter: Der dritte Punkt ist eben der: Man muss auch emotional flexibel bleiben. Es gibt sehr viele alte Menschen, die sehr verbittert sind und man muss trainieren und aufpassen, dass das nicht passiert. Das Leben darf man nicht nur über einen Punkt definieren. Wenn es immer nur um meinen Job geht und dann schmeißt der Chef mich raus, dann bin ich verbittert. Ich muss auch neben dem Job noch etwas anderes haben. Und man muss seine sozialen Kontakte und Freunde pflegen. Ab und zu noch mal ins Adressbuch gucken: Wen haben wir denn da drin stehen, mit dem ich lange nicht mehr gesprochen habe und dann mal wieder anrufen oder einen Brief schreiben. Das tut gut.

 

OA: Stehen Sie lieber auf der Bühne oder im Studio?

Stelter: Ich stehe eindeutig lieber auf der Bühne. Aber wenn man mal wieder ganz lange auf der Bühne gestanden hat oder monatelang unterwegs war, dann freue ich mich auch wieder darauf, was zu schreiben. In der Reihenfolge kommt aber zuerst die Bühne.

 

OA: Wenn Sie über zwei Stunden ein Programm spielen, kommt es dann auch schon mal vor, dass Sie einen Texthänger haben? Wie gehen Sie damit um, wie kommt man über diese Situation hinweg?

Stelter: Na klar, permanent! Also gerade jetzt, wo ich eineinhalb Jahre nicht gespielt habe, dann lernt man die Texte wieder. Man weiß ja nie, wo man hängt. Irgendwo ist immer was weg. Aber ich erzähle ja Geschichten. Ob ich jetzt alles erzähle, was ich aufgeschrieben habe, ist nicht von Bedeutung. Dann improvisiere ich ein bisschen. Ab und zu gehe ich rückwärts und schleiche um den Notenständer herum, damit alle Leute auch sehen: "Aha, er guckt nach!" Und das ist auch lustig.

 

OA: Wie müssen wir uns das vorstellen, wenn Sie ein neues Programm schreiben? Sitzen Sie vor einem leeren Blatt Papier und Ihnen fällt nichts ein?

Stelter: Nein. Man hat ja erst mal eine Idee. Ich hatte mal die Idee, über die Wechseljahre des Mannes oder die Pubertät der Kinder zu schreiben und jetzt meinetwegen darüber, dass Montage oder Dienstage genauso Tage sind wie das Wochenende. Wenn man diese Idee hat, dann sammelt man ja. Meist ist es so: Ich spiele ein Programm drei Jahre. Wenn ich das Programm zur Hälfte gespielt habe, merke ich selbst, dass ich anfange, über die nächsten Sachen nachzudenken. Dann sammelt man Ideen. Ich habe immer so kleine schwarze Kladden bei mir. Da trage ich die Ideen ein. So ein halbes Jahr, bevor man anfangen muss, dann muss man sich hinsetzen und das Ding wirklich schreiben. Schreiben darf man nicht erst, wenn einen die Muse küsst, die küsst einen nicht. Man muss sich einfach hinsetzen und arbeiten - dann klappt das schon.

 

OA: Testen Sie die Pointen erstmal bei Ihrer Familie oder gehen Sie damit direkt ins Programm?

Stelter: Ja, Frau, Putzfrau, Sekretärin - das ist so das Testgremium.

 

OA: Sie sind - mit Ausnahme der Corona-Zeit - sehr viel unterwegs. Haben Sie jemals bereut, diesen Berufsweg eingeschlagen zu haben?

Stelter: Niemals! Auch nicht für eine Viertelstunde. Also ich denke, ich habe schon den tollsten Job der Welt. Ich kann beruflich meinem Hobby nachgehen. Ich bin sehr sehr froh, dass ich diesen Beruf habe. Und das Schöne ist -und das war jetzt in der Corona-Zeit wichtig- mein Job ist halt vielfältig. Ich habe Fernsehen gemacht. Ich habe meine Kabarett-Tournee, Karneval und ich schreibe Bücher. Ich bin irgendwo Sänger, Liedermacher und Musiker. Wenn mal irgendwas nicht so klappt, macht das nichts – ich habe anderes. Dass ich in der Corona-Zeit nicht auf der Bühne stehen konnte, habe ich mit dem Schreiben kompensiert. Ein Schauspieler, der ein Drehbuch abspielt, der ist in den Allerwertesten gekniffen. Ich hatte Möglichkeiten, Lieder und Bücher zu schreiben.

 

OA:  Wie geht Ihre Familie mit Ihrer Abwesenheit um?

Stelter: Naja, meine Kinder sind jetzt 27 und 28 Jahre alt. Ich war auch früher schon öfter nicht da. Aber ich habe mich trotz allem sehr stark um meine Kinder gekümmert. Das größere Problem war eher, dass ich, der immer unterwegs war, jetzt plötzlich jeden Tag bei meiner Frau war. 30 Jahre glücklich verheiratet und dann kommt Corona. Diese Corona-Geschichte haben wir gemeistert, im wahrsten Sinne des Wortes. Es war ein Stück Arbeit und wir haben es toll hinbekommen. Ich bin stolz.

 

OA: Sie sind ein bekannter Mann und wenn Sie irgendwo hinkommen, werden Sie sicherlich oft erkannt. Wie gehen Sie mit der Bekanntheit um? Nervt Sie das?

Stelter: Nein. Ich sehe das nicht kritisch mit der Ausnahme von zwei Punkten. Erstens: Ich besuche keine öffentliche Sauna mehr, weil ich den Spruch "Da kommt der dicke Stelter und der Kleine auch" echt nicht mehr hören kann. Zweitens: Wenn jemand kommt und sagt "Entschuldigen Sie bitte, ich möchte sie nicht beim Essen stören", dann sage ich immer: "Das ist eine prima Idee, dann lassen sie es bitte auch". Wenn ich esse, dann esse ich. Ansonsten, wenn man mich anspricht, mache ich auch Selfies, gebe gerne Autogramme, denn das ist mein Publikum. Ich freue mich, dass ich das habe.

 

OA: Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben und wir wünschen Ihnen und Ihrer Familie alles Gute und weiterhin viel Erfolg bei Ihrer Arbeit.

Stelter: Danke sehr. Den wichtigsten Satz, den ich im Moment habe und den sage ich auch auf der Bühne jeden Abend: "Wenn das Schöne passiert, stehen bleiben und gucken".

 

Bernd Stelter tritt Freitag, 10. September, ab 20 Uhr in der Open-Air-Arena in Wipperfürth auf. OA wird 3x2 Karten für das Konzert verlosen. Mehr dazu in Kürze auf OA.

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