KULTUR

Europas Hymne in der Halle32

ks; 20.09.2022, 12:05 Uhr
Fotos: Katharina Schmitz, Bayer-Philharmoniker/Dr. K.-H. Krauskopf (3) --- Bar Avni wird am 23. Oktober mit ihrem Orchester in der Halle32 zu Gast sein.
KULTUR

Europas Hymne in der Halle32

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ks; 20.09.2022, 12:05 Uhr
Gummersbach – Die Bayer-Philharmoniker spielen im Rahmen einer Matinee Beethovens Neunte.

Freude, Freiheit, Hoffnung und Humanität – Begriffe, die untrennbar mit Beethovens 9. Sinfonie verbunden sind und damit einem Werk, das vielen nicht zuletzt aufgrund der Europahymne bekannt ist. „Das Stück ist ein Meisterwerk, das oft zu Neujahr gespielt wird“, sagt Bar Avni, Chefdirigentin der Bayer-Philharmoniker. Ende Oktober wird sie mit ihrem Orchester und dem Chor der Konzertgesellschaft Wuppertal in Gummersbach zu Gast sein und dabei Beethovens weltberühmte Sinfonie präsentieren. Für Martin Kuchejda, Leiter der Halle32, ein herausragendes Projekt: „Wir wollen Gummersbach etwas bieten, was es nicht jeden Tag zu sehen gibt.“

 

Ein klassisches Konzert in dieser Größenordnung habe in der Kreisstadt nur selten stattgefunden – „wenn überhaupt“, sagt Kuchejda. 160 Musiker werden in die Veranstaltungshalle kommen, der Chor wird hinter dem Orchester gestaffelt. „Das ist eine Materialschlacht, jeder Zentimeter wird genutzt“, sagt Barbara Stracke, die im Team des Veranstaltungsmanagements der Halle32 tätig ist. Die Bühne muss extra umgebaut und der Bühnenapparat weit nach vorne in die Halle gezogen werden. Die Streicher werden auf Bodenniveau sitzen, hinter ihnen geht es in die Höhe. „Viel Aufwand“, wie Stracke findet – die die Idee zu einem derartigen klassischen Event in der Halle32 hatte.

 

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25 Jahre lang hat Stracke bei den Bayer-Philharmonikern Fagott gespielt, fühlt sich dem Orchester immer noch verbunden. Ihre Überlegungen seien bei den Leverkusener Musikern auf offene Ohren gestoßen. Dass das Orchester bei seinem Gastspiel Beethovens Neunte aufführen wird, freut auch Kuchejda: „Die Hymne ist keine Selbstverständlichkeit.“ Umso wichtiger sei es, sich immer wieder auf deren Grundthesen zurückzubesinnen – vor allem in Zeiten wie diesen. Vorwissen bräuchte es der Dirigentin zufolge nicht. Die Musik sei „so stark und unmittelbar: das macht was mit einem.“

 

Avni schwärmt von Beethovens Neunter. Ausgehend von einem Nichts baue sich die Musik allmählich auf, die 33-Jährige zieht sogar Parallelen zur Genesis. Fast physisch sei die Entwicklung der Musik zu spüren. Der dritte Satz sei „wie das schönste Bild im Museum“, ehe die Sinfonie mit dem vierten Satz im Finale gipfelt. „Das ist größer als wir, größer als jeder einzelne von uns. Die Musik schafft es, uns zusammenzubringen, uns zu einen.“ Nach 75 Minuten würden die Zuhörer die Halle32 „anders“ verlassen. Ob das Gefühl eine Stunde oder vielleicht sogar zwei Tage anhalte, sei der Dirigentin zufolge individuell. „Wir hoffen, dass wir das mit möglichst vielen teilen können.“

 

[(v.l.) Barbara Stracke, Bar Avni und Martin Kuchejda freuen sich auf das anstehende Konzerterlebnis.]

 

Dass die Halle32 dabei nicht wie ein Konzertsaal funktioniere, sei nicht entscheidend. „Jeder Saal hat seine Herausforderungen, genauso wie jedes Orchester und jedes Stück“, so Avni. Das klassische Konzert in eine moderne Veranstaltungshalle zu bringen, sehen die drei Gesprächspartner sogar als Vorteil. Damit verbunden sei die Möglichkeit, sich für ein vielfältigeres Publikum zu öffnen. Dabei habe laut Stracke auch die Wahl des Termins eine Rolle gespielt. So findet das Konzert an einem Sonntagvormittag statt und sei – im Gegensatz zu abendlichen Veranstaltungen – auch für Schüler und Familien interessant.

 

Eigentlich hätte das Konzert bereits im Beethovenjahr 2020 stattfinden sollen – doch wie so Vieles musste auch diese Veranstaltung coronabedingt abgesagt werden. Avni hat das Projekt damit von ihrem Vorgänger, dem österreichischen Dirigenten Bernhard Steiner, geerbt. Seit Januar 2021 ist die Israelin als Chefdirigentin bei den Leverkusener Philharmonikern tätig und damit die erste Dirigentin in der rund 120-jährigen Geschichte des Orchesters. „Es ist eine Ehre, das Stück hier anbieten zu können – und es ist zu gut, um verpasst zu werden“, freut sie sich auf das Konzert in Gummersbach.

 

Das Konzert findet am Sonntag, 23. Oktober, statt. „Für uns ist diese Veranstaltung durchaus ein Wagnis“, gibt Kuchejda zu. Möglich sei die Umsetzung nur dank der Unterstützung des Vereins zur Förderung der Kultur in Gummersbach sowie der Rotary und Lions Clubs aus Gummersbach und Oberberg. Karten sind im Vorverkauf für 22 Euro zuzüglich einer VVK-Gebühr und an der Tageskasse für 30 Euro erhältlich. Die Veranstaltung beginnt um 11 Uhr, der Einlass um 10:30 Uhr.

 

KOMMENTARE

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Schön, dass mal wieder ein klassisches Orchester in Gummersbach zu Gast ist! Ob die Halle 32 dafür der geeignete Veranstaltungsort ist, sei dahin gestellt. Zur Erinnerung : In der Moltkestrasse steht ein Bühnenhaus, welches ohne weiteres Platz für ein grosses Orchester und ein grosses Publikum bieten würde, ohne jedesmal aufwändige Umbauten vornehmen zu müssen! Und darüber hinaus alle Voraussetzungen für Theater und musikalische Veranstaltungen bietet, mit Orchestergraben, Seitenbühnen und Kulissenturm. Leider wurde es von der Stadt Gummersbach wegen angeblicher gravierender Mängel geschlossen. Schade!

Kulturfreundin, 20.09.2022, 16:29 Uhr
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