KULTUR

Ein Spiel von Lüge und Wahrheit

vma; 25.09.2023, 10:00 Uhr
Fotos: Vera Marzinski --- Raffiniertes Spiel um „Die Wahrheit“, das mit der verheimlichten Affäre von Alice (Maike Krei) und Michel (Rolf Peter Klaus) beginnt.
KULTUR

Ein Spiel von Lüge und Wahrheit

  • 0
vma; 25.09.2023, 10:00 Uhr
Wiehl - Die neue Spielzeit des Schau-Spiel-Studio Oberberg wurde mit einer Boulevard-Komödie von Florian Zeller eröffnet.

Von Vera Marzinski

 

Das Schau-Spiel-Studio Oberberg eröffnete die Spielzeit 2023/2024 mit „Die Wahrheit“ von Florian Zeller unter der Regie von Peter Kirchner. Eine Boulevard-Komödie mit überraschenden Wendungen, präzisen und pointierten Dialogen und nicht zuletzt mit hervorragender Leistung der vier Darsteller. Dass es bei einer Komödie mit dem Titel „Die Wahrheit“ eher um das Gegenteil geht, ist zu erwarten. Der französische Romancier, Dramatiker und Filmregisseur Florian Zeller – 1979 in Paris geboren -  wählte als Motto für seine tempo- und pointenreiche Komödie einen Text des französischen Schriftstellers und Philosophen Voltaire: „Die Lüge ist nur dann ein Laster, wenn sie Böses tut. Sie ist nur dann eine Tugend, wenn sie Leiden vermeidet.“, wie Theater-Geschäftsführer Thomas Knura zur Begrüßung zitierte.

 

In der Boulevardkomödie ist es üblicherweise so, dass das Publikum mehr weiß als das Bühnenpersonal. In "Die Wahrheit" ist es umgekehrt. Ebenso brillant wie die Handlung sind die Charaktere konstruiert. Zudem schafft es das Stück durchweg zu unterhalten, ohne in Klamauk abzudriften.

 

[Jörn Wollenweber - Charakterdarsteller selbst in einem Boulevardstück. Er war mit jeder Pore der betrogene Paul.]

 

Michel (Rolf Peter Klaus) betrügt seine Frau mit Alice (Maike Krei). Sie ist unzufrieden, dass sie sich nur für wenige Stunden treffen. Anfänglich wehrt Michel ihren Wunsch nach einem Wochenende ab; er fürchtet nicht nur, seine Frau Laurence (Daniela Kuhn-Berger) könne ihm auf die Spur kommen, sondern auch Paul (Jörn Wollenweber), Alices Mann und Michels bester Freund. Michel will auf keinen Fall, dass etwas herauskommt, angeblich um alle zu schonen. Er drängt Alice zu dem Versprechen, immer weiter zu lügen - sie aber lehnt ab. Bringt Alice sie also schließlich die Wahrheit an den Tag? Doch was ist in den Beziehungen der zwei Paare überhaupt die Wahrheit? Immer, wenn man glaubt, sie zu kennen, stellt Autor Zeller alles wieder auf den Kopf.

 

WERBUNG

Grandios Rolf Peter Klaus als Michel, der alle funkelnden Facetten des betrogenen Betrügers zeigt. Ein Lügner, der sich angesichts der Lüge der anderen ehrlich empört. Die genießende Geliebte, die aber gerne endlich reinen Tisch machen möchte, spielt Maike Krei überzeugend. Mal entnervt, mal manipulierend, mal gleichgültig, mal begeistert. Den vermeintlich unwissenden Paul mimt Jörn Wollenweber ebenso brillant wie den enttäuschten und beschwichtigenden Freund Michels. Er ist wie gewohnt voll und ganz in der Rolle – spielt er doch schon jahrelang beim Schau-Spiel-Studio Oberberg. Im Gegensatz zu Daniela Kuhn-Berger, die erstmalig hier auf der Bühne steht und neben den erfahrenen Darstellern als Michels Ehefrau überzeugt.

 

[Erstmals auf der Bühne im Schau-Spiel-Studio Oberberg: Daniela Kuhn-Berger, die überzeugend war als Michels Ehefrau Laurence.]

 

Regisseur Peter Kirchner schöpft klug die Komik des Dialogs aus und lässt seinen Schauspielern so viel Raum wie möglich. Und denen gelingt ein hervorragendes Zusammenspiel. Die Bühne ist ausgestattet wenigen Requisiten: eine leuchtende Säule, die mal als Bar oder Praxis-Tisch dient, zwei Barhocker, eine Behandlungsliege, ein Sessel, eine Holzbank und natürlich ein Bett. Das steht in der ersten Szene sofort im Mittelpunkt. Zu allem viel passende Lichttechnik (Pirmin Ader) und zwischendurch Musik von Jacques Brel. „La valse à mille temps“ (Der Walzer der tausend Takte) passt auch genial zur getanzten Schlussszene. Ob bis dahin die Frage nach der Wahrheit geklärt ist?

 

Weitere Aufführungstermine sind unter theater-wiehl.de/spielplan zu finden.

BILDERGALERIE

KOMMENTARE

0 von 800 Zeichen
Jeder Nutzer dieser Kommentar-Funktion darf seine Meinung frei äußern, solange er niemanden beleidigt oder beschimpft. Sachlichkeit ist das Gebot. Wenn Sie auf Meinungen treffen, die Ihren Ansichten nicht entsprechen, sehen Sie von persönlichen Angriffen ab. Die Einstellung folgender Inhalte ist nicht zulässig: Inhalte, die vorsätzlich unsachlich oder unwahr sind, Urheberrechte oder sonstige Rechte Dritter verletzen oder verletzen könnten, pornographische, sittenwidrige oder sonstige anstößige Elemente sowie Beschimpfungen, Beleidigungen, die illegale und ethisch-moralisch problematische Inhalte enthalten, Jugendliche gefährden, beeinträchtigen oder nachhaltig schädigen könnten, strafbarer oder verleumderischer Art sind, verfassungsfeindlich oder extremistisch sind oder von verbotenen Gruppierungen stammen.
Links zu fremden Internetseiten werden nicht veröffentlicht. Die Verantwortung für die eingestellten Inhalte sowie mögliche Konsequenzen tragen die User bzw. deren gesetzliche Vertreter selbst. OA kann nicht für den Inhalt der jeweiligen Beiträge verantwortlich gemacht werden. Wir behalten uns vor, Beiträge zu kürzen oder nicht zu veröffentlichen.
WERBUNG