KULTUR

Eherettung per Wunderübung

vma; 05.05.2019, 11:15 Uhr
Oberberg Aktuell
Fotos: Vera Marzinski, Christian Melzer (Galerie ab Bild 32) --- „Die Wunderübung“ ist eine hochkomische, feinsinnige Komödie über Beziehungskonflikte – hervorragend be- und umgesetzt in Wiehl.
KULTUR

Eherettung per Wunderübung

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vma; 05.05.2019, 11:15 Uhr
Wiehl - Ein Paar, ein Therapeut, ein Raum und der Versuch, eine Ehe zu retten - das sind die Zutaten von Daniel Glattauers Komödie "Die Wunderübung", die Peter Kirchner im Schau-Spiel-Studio Oberberg in Wiehl inszeniert.

Von Vera Marzinski

 

Kennengelernt hat sich das Ehepaar Dorek – Joana und Valentin - beim Tauchen, in perfekter, wortloser, stiller Unterwasserharmonie. Nun ist die Beziehung der beiden am Tiefpunkt angelangt und die Versuche, die der Paartherapeut anstellt, um die beiden Streithähne in den Griff zu kriegen, sind ganz und gar nicht erfolgreich. Mit psychologischem Fingerspitzengespür werden große Emotionen abgehandelt und in eine hochkomische, feinsinnige Komödie verpackt.

 

[Jörn Wollenweber zieht als Paartherapeut alle Register seines Könnens.]

 

Barbara Wiwianka als adrette Joana mit leicht hysterischen Zügen stichelt perfekt gegen ihren Ehemann und Vater ihrer Kinder. Michael Albrecht zeigt sich als Attackierter höchst explosiv, aber auch eingeschnappt. Beide bedienen bestens die Bilder über die Beziehungen der Geschlechter. Als Therapeut, der letztendlich selbst gefährdet in Sachen Ehe ist, kommt Jörn Wollenweber zwischen die Fronten und mehrmals heftig ins Schwitzen. Es sind drei Schauspieler, die brillieren. Die Eheleute zanken sich meisterhaft, und auch in der zweiten Hälfte des Stücks werfen sie sich die von Glattauer vorgegebenen Bälle mehr als gekonnt zu – die beiden Schauspieler (Wiwianka und Albrecht) sind auch im wahren Leben miteinander verheiratet.

 

Der Eheberater ist die komische Figur der Inszenierung. Wollenweber setzt dies wunderbar um. Seine Mimik, Gestik und Stimme sind dabei grandios. „Die Wunderübung“ ist eine Mischung aus Komödie und Tiefgründigkeit und so manche Dialoge scheinen dem Publikum doch sehr bekannt vorzukommen, was an den Reaktionen und Lachern zu erkennen ist.

 

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90 Minuten dauert die Sitzung beim Paartherapeuten. In einer “Faust-Übung”, die der zunehmend ratlosere Berater vorschlägt, gelingt es Valentin auf Biegen und Brechen nicht, seiner Frau symbolisch das Herz in Form ihrer geballten Faust zu öffnen. Sein Fazit: “Es ist sinnlos.”. Erinnerung an harmonischere Zeiten, an das Einander-Kennenlernen sind nur ein kurzes Aufflammen. Die Faszination voneinander ist definitiv Vergangenheit. Joana weiß immer schon vorher, was ihr Ehemann sagen will und sorgt mit ihrem Redeschwall dafür, dass er oft gar nicht zu Wort kommt. Valentin straft sie dafür mit Gefühlskälte. Er nimmt jeden Missstand als gegeben hin und sieht keinen Grund für Veränderung.

 

Doch nicht nur das Paar hat Probleme - auch der Therapeut scheint in Schwierigkeiten zu stecken. Nach einer kurzen Ruhepause, die sowohl Therapeut als auch Klienten dringend benötigen, verändert sich die Situation. Da kippt das Stück und die Stimmung. Die drei, und dabei insbesondere Therapeut Jörn Wollenweber, nehmen Fahrt auf. Wird er eine Wunderübung finden, die die Ehe retten kann? Oder hat er selbst Probleme und ist der Situation gar nicht gewachsen?

 

[Als Paar im fortgeschrittenen Kampfstadium, die ein eingespieltes Team sind: Michael Albrecht und Barabra Wiwianka als Valentin und Joana.]

 

Autor Daniel Glattauer ist vom Fach: er hat eine Ausbildung zum psychosozialen Berater absolviert. Seine Beobachtungen aus Gruppen- und Einzelsitzungen sind unverkennbar in das Stück eingeflossen. Dass er spannende Geschichten darüber zu erzählen weiß wie Männer und Frauen ticken und miteinander umgehen, hat Glattauer bereits mit "Gut gegen Nordwind" und "Alle sieben Wellen" unter Beweis gestellt. Die „Wunderübung“ erschien 2014 und wurde 2018 verfilmt. Im Wiehler „Schau-Spiel-Studio Oberberg“ ist „Die Wunderübung“ sehr gut besetzt, das Bühnenbild – eine runde Scheibe, die am Rand in unterschiedlichen Farben indirekt beleuchtet wird, drei Wartezimmer-Stühle in verschiedenen Farben und Formen, eine stimmungsvoll eingesetzte Beleuchtung – hervorragend gewählt und von Nadine Jung und Philip Burbach umgesetzt.

 

Weitere Aufführungen So. 05.05. (18 Uhr), Fr. 10.05., Sa. 11.05., Mi. 15.05, Fr. 17.05., Sa. 18.05.  (jeweils um 20 Uhr), So. 19.05. (18 Uhr), Fr. 24.05., Sa. 25. 05. (jeweils 20 Uhr) und So. 26.05. (18 Uhr).

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