KULTUR

Das Leben feiern mit "Harold & Maude"

vma; 08.10.2021, 12:00 Uhr
Fotos: Vera Marzinski --- Anrührend, komisch, makaber – Maude (Kathrin Ackermann) und Harold (Maximilian Wrede) brachten dies nicht nur mit dem Schwenk zu „Titanic“ brillant rüber.
KULTUR

Das Leben feiern mit "Harold & Maude"

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vma; 08.10.2021, 12:00 Uhr
Gummersbach – Mit dem Stück von Colin Higgins zeigten die Theatergastspiele Fürth eine zeitlose schwarze Komödie die endlich wieder Theaterflair in die Halle 32 brachte.

Von Vera Marzinski

 

Erst im August und Ende September lief er wieder im TV. Der Film „Harold & Maude“ mit But Cort als Harold und Ruth Gordon als Maude. Mittlerweile ist der Streifen aus dem Jahr 1971 längst Kult. Und auch im Theaterstück: ein ungewöhnliches Paar. Sie fast 80 und er gerade mal 18. Er ist todessüchtig und sie liebt das Leben. Während Harold bemüht ist, die Aufmerksamkeit seiner Mutter durch immer neue, perfekt inszenierte Selbstmorde zu gewinnen, ist Maude damit beschäftigt, täglich das Leben durch eine neue Erfahrung zu feiern.

 

Eingebettet in schwarzhumorige Situationen voller Komik, Melancholie und Poesie erlebten die rund 100 Zuschauer in der Halle 32 gemeinsam mit Harold und Maude eine ganz besondere Zeit der Liebe. Ganz besonders auch die Darstellerin der Maude – Kathrin Ackermann. Die ist tatsächlich schon über 80, aber agil, attraktiv und sprüht nur so vor Lebensfreude. Selbst ein Kopfstand bereitet ihr keine Probleme. Sie ist grandios als Maude, aber auch Maximilian Wrede in der Rolle als Harold begeisterte. Eine sehr gute Besetzung für dieses spezielle Paar.

 

[Langsam entwickelt sich eine besondere Verbindung zwischen dem altersungleichen Paar.]

 

Je mehr Harold in das Leben von Maude eintaucht, desto stärker verändert sich sein Blick auf die Welt. Zuvor fühlt er sich eher zum Tod hingezogen. Den hat er schon 17 Mal inszeniert – und diverse Verstümmelungsaktionen. So auch bei den Treffen mit den Heiratskandidatinnen (alle gespielt von Magdalena Meier), mit denen ihn seine Mutter (Manuela Denz) zu verkuppeln versucht und die alle im Desaster enden. Auch Pater Finnegan (Hans-Peter Ampferer, der auch den Masseur spielt) und der Psychiater (Sebastián R. Delta – weitere Rolle: Inspektor) können nichts ausrichten.

 

So frönt Harold weiterhin seiner stillen Leidenschaft, dem Besuch von Beerdigungen – und trifft dort auf die lebensfrohe Maude. Die rettet Bäume vorm Rathaus, Robben aus dem Zoo, raucht Shisha und bringt Harold jodeln und Gitarre spielen bei. „Hast du nie Angst?“ fragt Harold. Darauf Maude „Wieso? Das Bekannte kenne ich, und das Unbekannte will ich kennenlernen!“ Und sie will das Leben. Bis sie 80 ist.

 

[Kaum zu glauben, aber Kathrin Ackermann machte tatsächlich einen Kopfstand auf der Bühne.]

 

Das Tourneetheater Fürth besteht seit fast 30 Jahren und tourt jährlich mit mindestens zehn Produktionen durch die Lande. Gegründet 1992 von Thomas Rohmer, der die Regie bei diesem Stück führte. Glücklich ist er, dass es nach der langen Pause endlich wieder gezeigt werden kann, sagt er. Denn kurz nach der Premiere mussten sie wegen des Corona-Lockdowns stoppen. Ihm sei einiges für das Higgins-Stück eingefallen. Ein Bühnenbild, das sehr wandelbar ist - mit zwei Räumen und in der Mitte Schiebetüren, hinter denen mal eine Trauerkapelle, mal ein Strand oder ein Sonnenblumenfeld zum Vorschein kommt.

 

Im Film kommt hauptsächlich Musik von Cat Stevens vor, in der Aufführung der Theatergastspiele Fürth unterstreichen viele von Michael Bublé gesungene Lieder wie „Something stupid“ die Szenen, aber auch „I wanna be like you“ aus dem Dschungelbuch und eine Sequenz musste einfach einen speziellen Musikeinspieler haben.

 

Als Maude mit Harold auf einen Turm klettert – „Hast Du denn keine Angst runterzufallen“, fragt er und sie antwortet: „Da denke ich nicht drüber nach!“ – strahlt sie mit ausgebreiteten Armen pure Lebensfreude aus und wird von Harold an der Taille festgehalten. Dazu „My heart will go on“ aus dem Film Titanic. In doppeltem Sinne passend, denn Maude zeigt Harold, was „Leben“ ausmacht – und so steht er, als Maude nicht mehr da ist, genau dort oben auf dem Turm und aus seiner Verzweiflung wird Lachen.

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