KULTUR

Comedians auf Bielsteiner Bühne

vma; 25.11.2021, 17:00 Uhr
Fotos: Vera Marzinski --- Ganz besonders groß bei den Comedy-Abenden: der Thüringer Jonas Greiner, der die Welt mit viel Ironie und manchmal frech beobachtet.
KULTUR

Comedians auf Bielsteiner Bühne

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vma; 25.11.2021, 17:00 Uhr
Wiehl – An sechs Abenden veranstaltete der Kulturkreis Wiehl im Burghaus Bielstein die „7 nights of fun“.

Von Tutty Tran, über Tan Caglar, Hans-Joachim Heist, Jonas Greiner bis zu Andrea Volk und Ingrid Kühne – für jeden war was dabei. Das Lachen könne einem zurzeit vergehen, so Hans-Joachim Klein vom Kulturkreis zur Eröffnung der Comedy-Woche. Da könne man ein bisschen Spaß gebrauchen - und den gab es trotz 2G-plus-Regel reichlich.

 

Mit seinem allerersten Soloprogramm „Augen zu und durch“ eröffnete Tutty Tran die „7 nights of fun“ des Kulturkreises Wiehl im Burghaus Bielstein: „Ik nix deutsch hehehe.“ Tutty Tran nutzt die Vorurteile, die Menschen wegen seines asiatischen Aussehens im Alltag haben humorvoll aus und ja, er heißt wirklich Thomas. Gekonnt parodierte er die Lebensweisheiten seines Vaters und verstand sich als sympathisches Sprachrohr des mosernden Hauptstädters. Gepaart mit seiner frechen „Berliner Schnauze“ war daher auch keine Randgruppe oder Minderheit – und auch nicht das Bielsteiner Publikum – vor ihm sicher.

 

[Ganz nonchalant rechnete Tan Caglar mit den „Fußgängern“ im Leben eines Rolli-Fahrers ab. Bei ihm heißt es „Geht nicht? Gibt's nicht!“.]

 

Tan Caglar versteht es wie kein anderer, sein Handicap mit Inklusion, Witz und Ironie zu verbinden. „Geht nicht – gibt’s nicht“ heißt der Titel seines neuen Programms, mit dem er per „Wheel“ nach Wiehl ins Burghaus Bielstein kam. Als Dr. Ilay Demirer ist er seit Sommer 2021 in der Serie „In aller Freundschaft“ Chirurg mit einer Vorliebe für schnelle Autos, schräge Sprüche und einer Menge Selbstbewusstsein – also eigentlich spielt er sich selbst. Denn in Bielstein verriet er, dass er einen BMW fahre – mit dem er beim Einparken auf dem Behindertenparkplatz im Supermarkt für Kopfschütteln sorge, bis ihn genau diese Leute mit seinem Rolli durch die Verkaufsgänge rollen sehen. Selbstbewusstsein und schräge Sprüche? Auch auf der Bühne des Kulturkreises zeigte er viel davon.

 

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Unter dem Motto „Noch `n Gedicht“ bot Hans-Joachim Heist, auch bekannt als Gernot Hassknecht aus der „heute-show“, einen Querschnitt durch die schönsten Reime und Wortspielereien des Großmeisters Heinz Erhardt. „Sie sitzen hier so Cognac – ach ne… Rum“, befand Heist alias Erhardt. Und bei einem kleinen Zwischenapplaus kam: „Wenn sie klatschen, dann schon alle." Columbus sei leider verkehrt abgebogen und landete anstatt in Indien vor Amerika. Seitdem schwappe alles Mögliche zu uns rüber. So wie „Hello Wien“ – das gehöre doch eigentlich nach Österreich. Zur Dokoflasche (Doppelkorn) auf der Bühne kam die Erhardt-Erkenntnis: „Selbst ein Erhardt findet mal ein Korn.“

 

Auf den Altmeister folgte am Montag ein ganz junger Comedian. Jonas Greiner ist der größte Kabarettist Deutschlands, kommt aus Thüringen und ist 2,07 Meter groß. Er schaffte es mit Leichtigkeit in seinem Programm Gesellschaftskritik und lustige Alltagsgeschichten zu verbinden und verpackte diese durchweg in intelligente und wortgewaltige Texte. Auf skurrile Gedankengänge zu ganz alltäglichen Dingen folgten intelligente Überlegungen zu bedeutsamen gesellschaftlichen Themen. Jedes siebte Kind in Deutschland lebe von Hartz IV - wichtiger sei es aber wohl rote Streifen auf Lampen zu kleben, die nachts nicht leuchten. „Was ja dann niemand sieht im Dunkeln“. Wenn man sowas wisse, könne man doch nicht glauben, dass der Staat die Rentenprobleme und anderes in den Griff bekomme, so Jonas Greiner.

 

[Heinz Erhardt ist Kult: Hans-Joachim Heist ist verschmitzt, spitzbübisch und fantasievoll – fast so perfekt wie das Original.]

 

Einen Blick in den derzeitigen Büroalltag mit ihrem Programm „Mahlzeit! Büro und Bekloppte“ gab Andrea Volk. Agil, digital und unerträglich – so wie Büroalltag eben sei, auch zu Corona-Zeiten. Da habe sich zwar einiges geändert – Homeoffice durfte man jahrelang nicht und auf einmal sei es möglich, aber der übliche Kleinkrieg und die speziellen Kollegen gebe es immer noch, wusste sie. „Viele Chefs sind heute nur noch ‚Business Weight Watchers‘“, denn das Unternehmen müsse verschlankt werden. Zoom, Telko, digital – der mittlerweile normale Alltag im Büro. Unterschriftenmappen seien veraltet und es käme auch kein Harry Potter vorbei, der diese umweltschonend von Kollege zu Kollege transportiere.

 

Getreu dem Motto „Man trifft sich immer zwei Mal im Leben! …mindestens!“ gastierte die schlagfertige Ingrid Kühne wiederholt im Bielsteiner Burghaus und bot abermals einen Abend, an dem das Lachen großgeschrieben wurde. Mit „Okay – mein Fehler!“, ihrem zweiten Bühnenprogramm, analysierte sie, was alles so schiefgeht und wo man alles schuld sein kann. Zum Schluss freute sich Ingrid Kühne in Bielstein über „das bisschen Normalität“ an diesem Abend: „Wir müssen wieder lachen.“ Doch leider sehe man bei manchen durch die Maske, dass sie schlechte Laune haben. Mit guter Laune konnten zumindest die Gäste an jedem der „7 Nights of Fun“-Abende nach Hause gehen.

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