KULTUR

Angst und Hoffnung bei „Utøya“

vma; 04.11.2023, 13:00 Uhr
Fotos: Vera Marzinski ---- Die Polizisten Unni (Nea Ylva Kara) und Alf (Peter Becker) sind verantwortlich für Utoya. Doch er als Vorgesetzter wartet auf Befehle, sie möchte die Kinder retten, auch ohne Befehl von oben.
KULTUR

Angst und Hoffnung bei „Utøya“

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vma; 04.11.2023, 13:00 Uhr
Waldbröl - Mit dem Theaterstück des italienischen Autors Eduardo Erba unter der Regie von Thorsten Schmidt brachte das WKTheater ein Schauspiel auf die Bühne der Waldbröler Aula, das Menschen am Rand eines schrecklichen Ereignisses zeigt.

Von Vera Marzinski

 

2011 ermordete Anders Bering Breivik auf der norwegischen Insel Utøya 69 Kinder. Der italienische Autor Edoardo Erba nahm das Massaker zum Anlass für sein Theaterstück „Die Echos von Utoya“. Nicht die Schrecken der Tat, sondern die Menschen, die sie betrifft in all ihren Facetten, von der Angst bis hin zur erfüllten Hoffnung auf Rettung, zeigt das Theaterstück. In Waldbröl inszenierte Thorsten Schmidt „Utøya“ mit dem Ensemble des WK-Theaters und Regieassistentin Sandra Zekorn. Das Stück wählten sie gemeinsam aus, betonte der Leiter des seit über 30 Jahren bestehenden „WKTheater – Theater im Waldbröler Kulturtreff“.

 

[Malin (Elisa Huland) und Gunnar (Kaspar J. Zekorn) sind schon im Alltag stark verfeindet – sie bangen um Tochter Christina, die vom Vater aus erziehungsstrategischen Gründen genötigt wurde, zum Lager-Wochenende auf die Insel zu fahren.]

 

Ein geschickt gestricktes szenische Gefüge bei dem Regisseur Thorsten Schmidt die Szenen ineinander übergehen lässt mit kurzen „Blacks“. Schwarz ist auch die Bühne in verschieden hohen und schwarz abgedeckten Stufen und mit nur zwei Stühlen und einem Tisch – mit schwarzem Klebeband umwickelt. Die sechs Darsteller tauchen immer im Duo auf. Drei Paare: das Ehepaar Malin (Elisa Huland) und Gunnar (Kaspar J. Zekorn), die beiden Polizisten Alf (Peter Becker) und Unni (Nea Ylva Kara) und das Geschwisterpaar Inga (Britta Radzwill) und Petter (Jared Wilkes) wechseln sich ab.

 

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Drei Blickwinkel eröffnen sich durch ihren unterschiedlichen Bezug zum Geschehen. Das Ehepaar Malin und Gunnar streitet über einen „Norweger“. Malin möchte gerne eine Katze dieser Rasse, Gunnar möchte seine Ruhe und in Ruhe sein Buch lesen. Die verwöhnte Tochter Christina hat er zum Lager-Wochenende auf die idyllische Insel Utøya geschickt. Polizistin Unni wäre gerne zu einer Familienfeier gefahren, aber ihr lüsternder Chef Alf spielt seine Machtposition aus und so muss sie Dienst schieben. Als der durch die Meldung des Bombenattentats in Oslo und dem Terrorangriff auf der wenige Kilometer entfernten Insel Utøya dramatisch wird, will Unni nur eins: die Kinder retten.

 

Ihren Hof retten will Inga noch einen Tag vor dem Unglück. Sie ist schwerkrank und ihr Bruder Petter faul und neugierig. So findet er den neuen Nachbarn, den er als „Troll“ bezeichnet, sehr irritierend mit einem Bauernhof ohne Maschinen, ungepflegten Feldern und massenhaft Düngersäcken. Inga interessiert das und ebenso die Meldungen im Fernsehen nicht: „Es ist nicht hier und nicht bei uns“.

 

Die drei Paare wechseln einander ab im Spiel und in immer neuen Wendungen wird die Verzweiflung angesichts des Geschehens beschworen. Aktiv werden wollen, aber nicht können - ja sogar wissen, dass im Moment überhaupt nichts hilft ist das zentrale Spannungsfeld in Erbas dreifachem Spiel. Die Hysterien nehmen massiv und stetig zu, speziell bei Mutter Malin und Polizistin Unni, deren Vorgesetzter nichts entscheiden und immerzu nur auf Befehle warten will.

 

Als alles vorbei ist wird dem Geschwisterpaar Inga und Petter klar, dass Breivik dieser „Troll“ in der Nachbarschaft war. Petter, der bis dahin glaubte, dass nur Islamisten solchen Terror ausüben könnten, hatte den Nachbarhof untersuchen und so eingreifen wollen und fragt sich, ob er die Morde hätte verhindern können.

 

[Inga (Britta Radzwill) und Petter (Jared Wilkes) sind Geschwister mit einem Bauernhof und haben einen merkwürdigen Nachbarn mit brachgefallenen Feldern und vielen Düngersäcken.]

 

Spannend die Geschichte, bei dem nicht Täter und Opfer Gegenstands des Schauspiels um die entsetzlichen Ereignisse am 22. Juli 2011 in Norwegen sind.  Spannend umgesetzt mit einem beeindruckenden Ensemble. Vier Mal führte das WK-Theater „Utøya“ auf. Noch einmal ist das dramatische Theaterstück am Samstag – 4. November um 20 Uhr – zu sehen. Für nächstes Jahr werde aber sicherlich wieder eine Komödie auf dem Spielplan stehen, so Thorsten Schmidt. 

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