KULTUR

"Oper für alle" in der Halle 32

vma; 17.11.2023, 13:12 Uhr
Fotos: Vera Marzinski --- Eine Oper mit großem Orchester, einem wunderbaren Chor und professionelle Sängerinnen und Sänger, wie (v.li) Esther Hilsberg, Burkhard Solle, Seongjoo Cho und Gastón Efficace.
KULTUR

"Oper für alle" in der Halle 32

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vma; 17.11.2023, 13:12 Uhr
Gummersbach - Gummersbacher Philharmoniker brachten „Die Entführung aus dem Serail“ von Mozart auf die Bühne.

Von Vera Marzinski

 

Mit der Mozart-Oper „Die Entführung aus dem Serail“ holten die Gummersbacher Philharmoniker unter der Leitung von Karsten Dobermann gleich an zwei Abenden eine „Oper für alle“ in die Halle 32, die zum vollbesetzten Opernhaus wurde.

 

2006 war „Die Entführung aus dem Serail“ die letzte Eigeninszenierung von Gus Anton im Theater der Stadt Gummersbach gewesen. 1782 fand Mozarts Uraufführung des Singspiels zwischen Klassik und Moderne in Wien statt. In der Halle 32 gab es nun 2023 zwei Aufführungen vor rund 1.200 Gästen, die bei freiem Eintritt gerne zur „Oper für alle“ gekommen waren.

 

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Im Mittelpunkt des Singspiels „Die Entführung aus dem Serail“ steht die Befreiung der beiden Damen Konstanze und Blonde – brillant agierten hier die beiden Sopranistinnen Esther Hilsberg und Seongjoo Cho. Nicht nur die beiden Solistinnen der Kammeroper Köln gaben der Oper das, was eine große Oper ausmacht. Ebenso die beiden Tenöre Burkhard Solle als Konstanzes Geliebter, dem spanischen Edelmann Belmonte, und Gastón Efficaca als dessen Diener Pedrillo. Die beiden Herren wollen die Damen aus der Gefangenschaft im Hause des Bassa Selim befreien.

 

["Endlich wieder Oper in Gummersbach!": Karsten Dobermann.]

 

Die Sache hätte ohne große Reibereien glücken können, wäre da nicht der durchtriebene und bösartige Osmin, Bassa Selims Diener und der große Gegenspieler des Retter-Duos gewesen. Bass-Sänger Hans-Arthur Falkenrath überzeugte nicht nur gesanglich in dieser Rolle. Tragik, Liebe, aber auch Komik und die Neugier auf fremde Welten sind in dieser Oper in großartige Musik eingebettet. Rund 70 Musiker folgten dem Dirigat von Karsten Dobermann, der sich am ersten Abend, nach einer mehr als gelungenen Opernaufführung, mit „Endlich wieder Oper in Gummersbach!“ verabschiedete.

 

Wolfgang Amadeus Mozart hatte mit „Die Entführung aus dem Serail“ eine Oper in drei Akten mit gesprochenen Dialogen geschaffen. Eine spannende Geschichte um die Entführung und Befreiung, die fast gelingt, doch die Flüchtenden werden von den Wachen gefasst. Zudem muss im dritten Akt Bassa Selim feststellen, dass Belmonte der Sohn seines ehemaligen Todfeindes ist. Aber am Ende des Singspiels obsiegt die Macht der Gnade, und Bassa Selim schenkt den Liebenden die Freiheit. Für die Figur des Bassa Selim war ursprünglich ein Sänger geplant, doch änderte Mozart sie auf eine Sprechrolle ab. Hervorragend in dieser Besetzung in Gummersbach: Peter Kröner.

 

[Die Gummersbacher Philharmoniker spielten mit rund 70 Musikern an zwei Abenden und erhielten ebenso wie Solisten, Chor und Projektleitung tosenden Applaus nach den Aufführungen.]

 

Als Janitscharenchor traten die Sängerinnen und Sänger des Wipperfürther Chors „VoxMusica“ auf. Spritzig und rhythmisch musste zu Mozarts Zeiten die Janitscharenmusik sein – und wenn möglich orientalisch angehaucht. So ließ Mozart nicht nur einen Chor von Janitscharen (eine Art türkischer Soldaten) auftreten, sondern schrieb auch einen türkischen Marsch in die Oper.

 

Das Werk ist voller fantastischer Arien, Duette, Ensembles. So beispielsweise, wenn Seongjoo Cho als Blonde von den Benimmregeln beim Flirten singt ("Durch Zärtlichkeit und Schmeicheln") oder Falkenrath als Osmin mit Effcace als Pedrillo im Duett ein „Vivat Bacchus! Bacchus lebe!“ schmettern.

 

Ein großes Orchester, ein wunderbarer Chor, professionelle Sängerinnen und Sänger und eine Inszenierung, die sich der klassischen Moderne verpflichtet fühlt: Ein tolles Event! Ein Kritikpunkt: In den hinteren Reihen war die Sicht teilweise sehr eingeschränkt. Die aufsteigenden Reihen wie im ehemaligen Theater der Stadt Gummersbach fehlten hier einfach, so ein Besucher in der Pause. Nichtsdestotrotz eine hervorragende Leistung von Orchester, Sängerinnen und Sängern und vor allem von Regisseur Martin Kuchejda sowie Dirigent und Gesamtleiter Karsten Dobermann.

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KOMMENTARE

1

Tut mir leid, die Halle 32 ist in keiner Weise als Opernhaus überzeugend. Das ist gar nicht möglich. Ungeachtet der überzeugenden Leistung der Darsteller kann sie als Mehrzweckhalle den erforderlichen Rahmen für eine Opernaufführung einfach nicht bieten. Mit der Schließung des Bühnenhauses hat sich die Kreisstadt für den Weg in die tiefste Provinz entschieden. Wenn man ein Oper in angemessenem Rahmen genießen möchte, dann sicher nicht in Gummersbach.

Mawi, 17.11.2023, 13:30 Uhr
2

In der Tat ist es des Orchesters und der Darsteller unwürdig, ein solches Werk in einer solchen Halle aufzuführen. Allerdings kann man ihnen das fehlende Theater nicht vorwerfen. Im Gegenteil ist es ein Oper für alle und ohne Eintritt ein starker Beitrag zur kulturellen Vielfalt. Nicht jeder wird in ein großes Opernhaus gehen, schon allein wegen der Preise nicht. Eine Karte für die Inszenierung in der Bonner Oper kostet zwischen 30 und 70 Euro. Die Mängel der Aufführung sind der Gummersbacher Kulturpolitik anzulasten, die Kritik daran ist in diesem Beitrag leider etwas zu gut versteckt.

farfromhome, 17.11.2023, 15:26 Uhr
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