KULTUR

"Die Niere" geht ans Herz

vma; 01.05.2022, 14:00 Uhr
Fotos: Vera Marzinski --- Zu hitzigen Diskussionen führt die Geschichte rund um die Niere bei Barbara Wiwianka (Kathrin, v.li.), Johannes Schima (Arnold), Thomas Knura (Götz) und Sabine Müller (Diana).
KULTUR

"Die Niere" geht ans Herz

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vma; 01.05.2022, 14:00 Uhr
Wiehl - Peter Kirchner inszeniert am Schau-Studio Oberberg ein polarisierendes Stück der Emotionen.

Nahezu erwartete, dann aber doch wieder überraschende Wendungen machen die Qualität dieses Bühnenstücks aus. Das Schau-Spiel-Studio Oberberg zeigt bis 4. Juni die Komödie von Stefan Vögel, der ein intelligentes und amüsantes "well made play" geschrieben hat. Unter der Regie von Kirchner und Regieassistenz Anna Pflitsch – zuletzt als Tilda in „Honig im Kopf“ selbst auf der Bühne -  tobt sich ein Quartett hervorragender Darsteller aus.

 

„Doktor Adler sagt, ich brauche eine neue Niere.“ Mit dieser Ankündigung konfrontiert die Pilates-Trainerin Kathrin (Barbara Wiwianka) eines Abends ihren Mann Arnold (Johannes Schima). Dieser zögert zunächst, seine Niere zu spenden. Kathrin ist sofort überzeugt: Arnold liebt sie nicht aufrichtig. Für ihren gemeinsamen Freund Götz (Thomas Knura) jedoch wäre eine solche Spende kein Problem, was wiederum den Argwohn von dessen Frau Diana (Sabine Müller) weckt. Und so wird das Nierenproblem allmählich zum Beziehungsproblem, denn am Ende stellt sich die alles entscheidende Frage: Liebling, was bist du bereit, für mich zu tun? – und das eigentlich vorhersehbare wendet sich zu einer Überraschung.

 

[Den selbstverliebten Architekt Arnold mimt Johannes Schima hervorragend.]

 

Johannes Schima gibt den Erfolgsarchitekten, der sich selbstverliebt auf der Bühne filmt, ebenso hervorragend, wie den Selbigen von Krankheit gezeichneten Mann. Im Disput um die Nierenspende verstrickt er sich in Ausreden und Widersprüchen. Genussvoll geht Barbara Wiwianka ihre Rolle als Kathrin an und spielt diese mit selbstsicherer Überlegenheit und Freude am Witz, gepaart mit einer kräftigen Prise Sarkasmus: „Tut mir leid, wenn mein Leben nicht in deinen Bauplan passt“.

 

Ihr Pendant Sabine Müller als scheinbar bieder-liebevolle Apothekerin Diana pflegt dennoch gekonnt das Zicken-Image und Thomas Knura brilliert als herzensguter, moralisch integrer Götz. Er ist der moralische Ruhepunkt im Stimmungskarussell – kann aber auch laut werden. Im Stück geht es um Moral, Organhandel, Pilates, Augenlasern, Migräne und auch Phallussymbole - auf einer Stele postiert, funkelt Arnolds Hochhaustraum, der Diamond-Tower, in wechselndem Licht. Lichteffekte, passende Musik – „Diamonds are forever“ oder „With a little help from my friends“ – unterstreichen die Szenen.

 

[Die Handkamera wird immer wieder grandios eingesetzt.]

 

Besonders effektvoll ist der Einsatz der Handkamera, die von den Darstellern hinzugenommen wird und die Aufnahme auf der Rückwand für die Zuschauer zu sehen ist. Das verstärkt Aussagen und unterstreicht Szenen – ein grandioser Zusatz. Mit den Filmprojektionen wird der gegebene reale Spiel-Raum erweitert und er verstärkt bestimmte Aspekte, vergrößert sie, lenkt den Blick.

 

 „Die Niere“ wurde 2019 unter dem Titel „Risiken und Nebenwirkungen“ verfilmt. Im Schau-Spiel-Studio Oberberg wird es als Theaterstück insgesamt 14-mal aufgeführt – die nächste Vorstellung findet am 1. Mai um 18 Uhr statt.

 

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