Morsbach - Rund 1.000 Narren feiern bei der großen Prunksitzung im Festzelt an den Wisserauen – Prinz Markus I. wurde von seinen Kollegen aus alten Funkengarde-Tagen überrascht.

Von Lars Weber

Man kann schon sagen, dass das närrische Publikum in Morsbach verwöhnt ist. Traditionsreiche Acts, die junge Garde und Karneval-Mega-Stars weit über die „Republik“ hinaus: Den rund 1.000 Jecken im ausverkauften Festzelt an den Wisserauen ist auch diese Session bei der großen Prunksitzung einiges geboten worden. Dass sich das die Morsbacher verdient haben, bewiesen sie gestern auf der Stelle und verwandelten das Zelt stundenlang in einen echten Partytempel.

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Mittendrin selbstredend die Mitglieder der KG Morsbach, allen voran der Elferrat auf der Bühne und – gewohnt in Hochform - Sitzungspräsident Dominik Mauelshagen, der zunächst der Morsbacher Kindergarde die Bühne überließ. „Der Eisbrecher für jede Sitzung!“ Das Publikum schmolz jedenfalls dahin, mit so viel Freude und Talent waren die jungen Tänzerinnen und Tänzer dabei.

„Dä Tuppes vom Land“ alias Jörg Runge sorgte für eine kurze Verschnaufpause in den Beinen der Gäste, nicht jedoch für die Lachmuskeln. Die „Institution in Sachen gereimte Büttenrede“ zog ebenso gekonnt wie routiniert von Thema zu Thema. Von der versemmeltem Pisa-Studie über die Bundeswehr, die Bahn und natürlich die Bundesregierung, niemand war sicher. „Gäbs ne Steuer für Hochnäsigkeit, reichte das Geld bis ans Ende der Zeit“, reimte Runge zum Milliardenloch im Bundeshaushalt.

Besonders freuten sich die KG-Mitglieder und natürlich auch das närrische Publikum, dass die Kölner Superstars von Kasalla an einem der betriebsamsten Karnevalstage des Jahres ihren Weg in die Republik gefunden hatten. Die Morsbacher gaben sich äußerst textsicher und rückten ganz nah an die Bühne heran. Kasalla brachten das Zelt zum Kochen und zum ersten Mal standen alle, gerne auch auf den Bänken. Ohne Zugabe durften die Jungs das „Dorf mit M“ nicht verlassen, machte Mauelshagen „gleichsam nett und bedrohlich“ deutlich, wie Sänger Bastian Campmann amüsiert konstatierte.

Der Mix aus Tanz und Humor im Wechsel brachte im Anschluss einen guten Rhythmus in die Sitzung. Längst Kult sind die Zwiegespräche von Willi und Ernst, die sich als „erotische Alleinunterhalter“ gekonnt die Bälle zuspielten. Vor allem Willi zeigte sich in Flirtlaune mit dem Publikum, besonders mit Andrea aus der ersten Reihe, die sich in sein Poesiealbum verewigen durfte (Foto). Dem kruden Charme der beiden erlag das Morsbacher Zelt. Flotte Sprüche hatte später auch Klaus Rupprecht und seine Handpuppe Willi auf Lager.

Die Mini-Wolpertinger heizten dem Publikum mit einer Disney-Tanz-Revue ordentlich ein, es herrschte Glitzeralarm. Die kleine Ausgabe der Tanztruppe zeigte, dass sich die „großen“ Wolpertinger um ihren Nachwuchs scheinbar keine Sorgen zu machen brauchen. Diese enterten ebenfalls die Bühne und waren wie immer ein Hingucker der besonderen Art.

[Die Mini-Wolpertinger beeindruckten mit ihrer Disney-Tanzshow.]

Die Musiker traten dann das Gaspedal immer weiter durch. Die Show-Bigband „Swinging Funfares“ mögen es ja ohnehin ein paar Nummern größer, was sich allein an ihrer Besetzung ablesen lässt. Jede Menge Blech und Spitzengesang, ein Mix aus zackigen Rhythmen und eingängigen Hits. Sitzenbleiben fällt dabei schwer. Und wer dann schon stand, brauchte über das Hinsetzen erstmal nicht weiter nachzudenken. Kempest Finest aus Köln legten gefühlvoll nach, die Drummerholics gehen sowieso in die Beine.

[Die Familie aus Wuppertal war extra nach Morsbach gekommen, um "ihre" Pauline zu unterstützen, die Teil der Funkengarde ist.]

Das Publikum – Zauberer, Elfen, Ritter, Römer, dunkle und aufreizende Gestalten und im Zweifel einfach wunderbar bunt - hatte sich bis dahin selbstredend warmgetanzt. Tatsächlich gab es Gäste, die es zum ersten Mal ins Morsbacher Zelt gezogen hatte, so eine Fantruppe aus Wuppertal, die extra für Pauline aus der Funkengarde gekommen waren: Pauline ist Tochter, Enkelin, Nichte und Cousine der Wuppertaler. Die Vorfreude auf den späteren Auftritt war ihnen vor Sitzungsstart anzumerken.

Vorfreude haben auch nach mehr als 20 Jahren die Mitglieder der Frauengruppe „Krawallas“. Da sie dieses Jahr bei der Sitzung als Sesamstraßen-Bewohner unterwegs waren, durften ausnahmsweise sogar ihre Männer mit dabei sein und ein paar Rollen übernehmen. Für sie ist der Karneval in Mueschbech „Heimatgefühl, ganz viel Herz und Freundschaft. Jeder darf hier so sein, wie er will, und jeder wird so akzeptiert.“

[Die "Krawallas" wissen, worauf es beim Karneval ankommt.]

Die spektakuläre Athletik der Regimentstöchter Attendorn – ihre Premiere bei der Morsbacher Prunksitzung, aber alte Bekannte bei dem Tanzfestival - läutete dann langsam das Finale ein, dem Bel Kantholz, die Karnevalsband aus den Reihen der Eintrachtjugend Morsbach, in gewohnter Manier eine gehörige Portion Lokalkolorit verlieh. 

Die letzten Töne einer gelungenen Sitzung gehörten traditionell der KG selbst. Regent Prinz Markus I. aus dem Hause Held genoss sichtlich den Jubel des vollen Festzelts. "Als Held in Morsbach geboren, als Prinz der Republik auserkoren und jetzt hier vor Euch zu stehen, das ist mein Traum von Karneval in Mueschbech deheem!", so sein Motto. Wenn Träume wahr werden… Die KG hatte eine besondere Überraschung für den Regenten. Vor mehr als 30 Jahren war er selbst Teil der Funkengarde gewesen. Und nun kam es zum Wiedersehen mit seiner Truppe von damals. Da bekam der Prinz dann doch feuchte Augen.

Für das Tüpfelchen auf dem berühmten i sorgten dann die Garde Blau-Weiß und die Funkengarde. Zum neuen Song "Funkenfieber" kamen schließlich sämtliche aktuelle und ehemaligen Mitglieder auf die Bühne und sangen und tanzten.

Und die KG hat noch nicht fertig: Heute zum Rathaussturm und beim Rosenmontagszug wird es in Morsbach nochmal kunterbunt rundgehen.