LOKALES
Die jecken Herzen zum Schmelzen gebracht
Engelskirchen – Ründerother 'Zoch' schlängelte sich durch den Ortskern – Veranstalter sprechen trotz des launischen Wetters von bis zu 15.000 Jecken am Straßenrand.
Von Peter Notbohm
Traditionen gehören zum Karneval. So verwundert es nicht, dass Wettergott Petrus auch in diesem Jahr an seinen eigenen Traditionen festhielt und einmal mehr kein jeckes Herz für die Närrinnen und Narren in Ründeroth bewies. Ein trockener Ründerother 'Zoch' – den soll es scheinbar nicht geben.
Auch Klaus-Jürgen Merten, 1. Vorsitzender des Ründerother Karnevalsvereins (RKV), wunderte sich um 14:11 Uhr, als der Sonntagszug sich allmählich in Bewegung setzte, noch über das trockene Wetter: „Das ist schon derbe sonderbar.“ Doch selbst von dem später einsetzenden etwa 45-minütigen Regenschauer ließen sich die Jecken am Straßenrand nicht abschrecken. Die Veranstalter gingen von 15.000 Menschen, darunter viele Kinder, aus, die sich zwischen dem Startpunkt an der Jagdhütte in Wiehlmünden und dem karnevalsverrückten Ortskern in Ründeroth einen Platz gesucht hatten, um den Zug zu begleiten. Wie auch die Karnevalisten waren viele verkleidet.
[Eine Horde Alpakas wurde auf der Oststraße gesichtet.]
Etwa 800 Aktive gestalteten den traditionellen Umzug. 13 Mottowagen rollten in Richtung des Ortskerns. Insgesamt waren es 27 Gruppen - und damit drei mehr als im Vorjahr. Sehr zur Freude von Merten: „Der Brauchtum steht wieder mehr im Vordergrund. Es war schwer im vergangenen Jahr nach der Pandemie, die Leute wieder für den Zug zu begeistern.“ Wie viele Tonnen an Kamelle und, Strüssje und Konfetti auf die kostümierten Jecken herabregneten, konnte Merten nur schätzen. Allein der RKV hatte 15 Tonnen im Vorfeld organisiert.
Für das Ründerother Dreigestirn Prinz Sven I. (Sven Scholz), Bauer Olaf (Sven Olaf Meuser) und Jungfrau Elsa (Marvin Scholz) war der Zug der Höhepunkt der diesjährigen Karnevalssession. Ganz gemäß ihres Sessionsmottos „Freunde völlig unverfroren“, angelehnt an den Disney-Film „Die Eiskönigin“ brachten sie die Herzen der Jecken zum Schmelzen. Sie bedauerten, dass sich die Session nun dem Ende zuneigt. „Die ganze Session war ein einziges Highlight. Es war toll zu sehen, wie viel Freude wir auf jeder Veranstaltung verbreiten konnten“, sagte Bauer Olaf kurz vor dem Start des Zuges.
[Die Gruppe "De Maukatzenklemm" musste erstmals seit 2001 beim Zug passen. Wege eines Sterbefalls war die Gruppe nicht vertreten, sondern nur am Straßenrand dabei.]
Der Zug selbst war wie man ihn kennt: Fantasievoll, laut und vor allem bunt. Die Teilnehmer hatten ihre Wagen aufwendig dekoriert und sich entsprechend in Schale geworfen. Den Auftakt machte die GGS Ründeroth unter dem Motto „Wilde Schule, wilder Westen“, unmittelbar gefolgt von der „Jagdhütte“, die sich passenderweise in Pommes-, Schweine- und Rinderkostüme geworfen hatte.
[Die Sportler des TSV Ründeroth machten aus ihrer Vorliebe für American Football kein Geheimnis.]
Ausnahmsweise nicht auf Dagobert Ducks Geldspeicher hatten es dieses Mal die Panzerknacker der „Chaotischen Rudeltiere“ abgesehen; auch sie verteilten lieber Kamelle. Bunt wurde es vor allem bei der „Gummersbacher Jeck Attack“ und dem „Team Hahn“, dessen Mottowagen von einer Wand aus Seifenblasen eingehüllt wurde. Die Sportler des TSV Ründeroth hatten dagegen bereits die heutige Nacht im Sinn und waren angesichts des Super Bowls in den USA allesamt im Footballtrikot von Green Bay Packers-Quarterback Jordan Love erschienen.
[Mit ihrem selbstgebauten Party-Bollerwagen war diese Jecke unterwegs.]
Auch der kleine Seitenhieb auf die Politik durfte nicht fehlen: Unter den zahlreichen Alpakas der „Colorados“ hatten zwei im Vorgriff auf das angekündigte Lauterbachsche Gesetz zur Cannabis-Legalisierung schon einmal einen Joint im Maul. Die „Ründerother Chaoten“ wählten in diesem Jahr erneut ihren ganz eigenen Weg: Neben ihren Wikingerkostümen erklangen aus ihrem Mottowagen statt der üblichen jecken Musik unter dem Motto „Über den Horizont nach Walhalla“ nordische Klänge.
Ihnen folgten die „Popcornfründe 01“, die aus ihrer 22. Teilnahme ein kleines karnevalistisches Jubiläum machten. Unter dem Motto „11x2, wir sind immer dabei“ wurde die Gleichheit aller Narren mit der Zahl elf gefeiert. Vom RKV waren Senat, Sparkly Dancers, Dancing Kids, Aggerperlen, Torwache, Sirenen, Töchter Ründeroths und der Elferrat vertreten. Der Zug endete gegen etwa 17 Uhr am Altenzentrum. Im Anschluss ging es im Festzelt noch bis in die Abendstunden weiter.
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