KARNEVAL
„Kumm mer lääve hück“- Wipperfürther Dreigestirn proklamiert
Wipperfürth - Bei einem rauschenden Fest in der Alten Drahtzieherei wurden die neuen Tollitäten der Narrenzunft Neye dem Karnevalsvolk vorgestellt.
Von Astrid Deckers
500 Besucher zog es am Samstag in die Alte Drahtzieherei nach Wipperfürth, um gemeinsam mit der Narrenzunft Neye 1956 die Karnevalssession zu eröffnen und das neue Dreigestirn kennenzulernen. Moderiert vom Präsidenten der Narrenzunft, Renè Löhr starteten die Narren pünktlich um 19:11 Uhr in die Session 2025/2026. Gewohnt begeisternd, humorvoll und mit der gewissen Prise Ironie begleitete Löhr Gäste und Aktive durch einen stimmungsvollen Abend, dem es nicht an Höhepunkten mangelte. Im Anschluss an seinen Wunsch „Lasst uns friedlich zusammen feiern“, sorgte das Tanzcorps Blau-Weiß Neye mit den „Tanzmäusen“ und den „Tanzbärchen“ für das erste Highlight des Abends. Beide Tanzgruppen präsentierten ihre neuen Gardetänze und wurden nicht ohne eine Zugabe von der Bühne gelassen.
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[Das Prinzenpaar der Session 2024/2025 nahm umjubelten Abschied vom Wipperfürther Narrenvolk.]
Mit Prinz Tim I. und seiner Prinzessin Alina zog unmittelbar im Anschluss das Prinzenpaar der vergangenen Session auf die Bühne und bewies erneut, warum sie beim Publikum und im Verein so beliebte Sympathieträger sind. Als jüngstes Prinzenpaar der Narrenzunft in die Vereinsgeschichte eingegangen, zeigten sie bereits mit der Auflistung ihrer schönsten Momente als Prinzenpaar, wo ihre Prioritäten lagen. „Kitas, Altenheime, Schulen – Menschen, denen wir zum Anfassen nahekommen durften,“ so erzählte Prinz Tim I. in seiner Abschiedsrede. Vom ersten Vorsitzenden der Narrenzunft, Lars Eschenbach erhielten sie als Dank den Prinzen, bzw. Prinzessinnenorden des Vereins. Ein letztes Mal intonierten sie gemeinsam mit dem Publikum ihr Sessionslied: „Ding Hätz für Wipperfürth“, bevor sie unter dem Beifall der Anwesenden aus dem Saal auszogen.
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[Bei so viel Präzision in der eigenen Darbietung und stimmungsvollen Zurufen aus dem Publikum strahlten die Augen der Tänzerinnen beim Gardetanz.]
Hebefiguren, wunderschöne Bilder und mitreißende Schrittfolgen, mit diesen Worten lässt sich die Stimmungsrakete, welche die Tanzgarde des Tanzcorps Neye entzündete, beschreiben. Ihr neu erlernter Gardetanz unterhielt die Jecken prächtig, so dass auch sie nicht ohne Zugabe die Bühne verlassen durften.
Untermalt mit einer Endlosschleife von Kasallas „Alle Jläser huh“, zogen dann der komplette Verein und das neue Dreigestirn in die Drahtzieherei ein. Das designierte Trifolium im Alter von 24 bis 32 Jahren zelebrierte den Einmarsch intensiv, so dass selbst die Endlosschleife endlich wurde und Präsident Löhr süffisant und mit zwinkernden Augen kommentierte: „Die begrüßen echt jeden einzeln“ oder auch „Kann mal jemand dem Dreigestirn den Weg zur Bühne zeigen?“.
Mit dem leidenschaftlichen Mopedfahrer und Studenten Prinz Lucca I., dem in seiner Freizeit am liebsten Bier brauenden Techniker Bauer Benjamin und der in einer Karnevals-Urgestein-Familie aufgewachsenen Hebamme, Prinzessin Johanna inthronisierte Wipperfürths Bürgermeisterin Anne Loth ein junges und dynamisches Dreigestirn. Alle sind seit 2017 bzw. 2019 in der Narrenzunft und dort zu echten Freunden geworden. Die Idee eines Dreigestirns war bereits vor drei Jahren entstanden und nunmehr wurde ihr Traum wahr.
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[Narrenzunft-Präsident René Löhr hatte einige Bonmots im Moderationsärmel.]
Kette und Zepter für den Prinzen, Schlüssel und Dreschflügel für den Bauern und ein Spiegel für die Prinzessin, nachdem Bürgermeisterin Loth alle Insignien an die neuen Besitzer übergeben hatte, stieß sie mit ihnen gemeinsam auf die Freundschaft, eine närrische Zeit und den Augenblick an. Nachdem sie verkündete, dass ihre Nervosität bei Proklamationen in den letzten Jahren nicht geringer geworden sei, ergriff Löhr diese Steilvorlage und verkündete: „Die Schrift auf Ihrem Zettel wird auch jedes Jahr größer“ was Loth mit den Worten: „Ich wollte meine Brille nicht benötigen“ zur Freude aller Anwesenden konterte. Nach den ersten Worten aller Dreigestirns Mitglieder auf der Bühne verkündete Bauer Benjamin das Motto: „Ob die Fründschaft, ob die joode Zick, ob dä Aurenbleck, kumm mer lääve hück“ und Prinzessin Johanna führte aus, wie wichtig ihnen Dreien ihre Freundschaft und das Leben im “hier und jetzt“ ist.
Zur Überraschung vieler Zuschauer präsentierte das Dreigestirn kein Sessionslied, sondern einen Sessionstanz. Von „Pirate“ bis „Stäänefleejer“ tanzten und feierten sie auf der Bühne und mit den Narren im Saal. Auf Nachfrage erklärte Prinz Lucca I. es gebe zwei Gründe: „Erstens, wir können alle nicht singen und zweitens hat unser Bauer Benjamin eine Hörschädigung, die ein Singen nicht möglich macht.“ Prinzessin Johanna führte aus: „Wir wollen mit dem Publikum Spaß haben, das funktioniert auch mit Tänzen und nicht nur mit eigens eingesungenen Liedern.“ Für alle drei habe Spaß und Freude bereiten oberste Priorität. Wie das mittanzende Publikum bewies, sollten sie Recht behalten.
Mittlerweile zur Tradition geworden, präsentierte sich auch der Herren Elferrat der Narrenzunft mit einer Tanzdarbietung. Kostümiert als Minions, präsentierten sie ein Feuerwerk aus eingängigen Melodien und (fast) synchroner Bewegung. Klar verlangte der Saal eine Zugabe, aber erneut bewies Moderator Löhr seine spitze, stets humorige Zunge: „Die haben noch keine Zugabe, aber wenn, dann werden wir das in Perfektion nochmal sehen.“
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[Mit einer Mischung aus „Akrobatik“, Schauspiel und viel Humor stellten die Herren aus dem Elferrat auch in diesem Jahr ihre Vielseitigkeit unter Beweis.]
Abordnungen vom Komitee Lenkelner Karneval, der KG Baulemann, des Dabringhausener Festausschuss und der Hanse-Husaren zeigten sich vom Programm begeistert. Mit dem designierten Dreigestirn Prinz Sandra, Bauer Manu und Jungfrau Gabi hatten die Lenkelner ihr diesjähriges Dreigestirn mitgebracht, dass erst am 22. November im Kulturzentrum Lindlar proklamiert wird. Mit der KG Baulemann war eine traditionelle Wipperfürther Karnevalsgesellschaft vor Ort, die kein eigenes Dreigestirn oder Prinzenpaar hat, jedoch mit 40 – 50 Bühnenauftritten in der Session und ihrem „Funkenbiwak“ am 10. Januar 2026 ein Eintrittsgeld befreites Angebot unter dem Motto: „Karneval für Jedermann“ in Wipperfürth anbietet. Wie der 1. Vorsitzende Daniel Engelmann berichtet, stehen Traditionen wie der „Stippeföttche“ Tanz bei ihren Bühnenauftritten, niedrigschwellige Angebotsstrukturen, aber auch traditionelle Kleidung und Besuche bei befreundeten Vereinen wie der Narrenzunft im Mittelpunkt der Aktivitäten der 100 Mitglieder der KG.
Mit der Coverband „Sternrocker“ aus Lindlar und ihren Mundartliedern, der Torwache Ründeroth und den Drummerholics aus Köln jagte ein Höhepunkt den nächsten und so werden sich sicherlich der eine oder andere Verein bei der Narrenarena am 4. Januar 2026 erneut in der Alten Drahtzieherei wiedersehen.


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