JUNGE LEUTE

Trendwende auf dem Ausbildungsmarkt

ks; 02.11.2023, 19:00 Uhr
Foto: Katharina Schmitz --- Freuen sich über die Trendwende: (v.l.) Michael Sallmann, Leiter der IHK-Geschäftsstelle Oberberg, Pascal Sahlmen, Geschäftsführer Operativ bei der Agentur für Arbeit Bergisch Gladbach, und Marcus Otto, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Bergisches Land.
JUNGE LEUTE

Trendwende auf dem Ausbildungsmarkt

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ks; 02.11.2023, 19:00 Uhr
Oberberg – Bei der IHK in der Halle 51 wurden heute aktuelle Zahlen vorgestellt – Über 200 Stellen sind noch unbesetzt.

„In den vergangenen Monaten ist für jeden spürbar gewesen, was der Fachkräftemangel bedeutet“, sagte Pascal Sahlmen von der Agentur für Arbeit Bergisch Gladbach. Ob Fahrtausfälle bei den Verkehrsbetrieben, kürzere Öffnungszeiten in Kitas oder längere Wartezeiten für einen Friseurtermin: ärgerlich sei das nicht nur im privaten Kontext, Auswirkungen habe der Mangel auch für Unternehmen und nicht zuletzt für die Volkswirtschaft. „Deswegen können wir es uns nicht leisten, nur einen Jugendlichen am Übergang von Schule zu Beruf zu verlieren“, betonte Sahlmen als Geschäftsführer Operativ.

 

Im Rahmen einer Pressekonferenz wurde heute in der Geschäftsstelle Oberberg der IHK Köln die Jahresbilanz zum Ausbildungsmarkt vorgestellt. Neben Sahlmen haben daran auch Marcus Otto, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Bergisches Land, sowie Michael Sallmann, Leiter der IHK-Geschäftsstelle Oberberg, teilgenommen. Deutlich wurde dabei vor allem eins: „Der Trend der Akademisierung wurde gebrochen“, sagte Saalmann, sprach von einem Rückgang an Studienanfängern. In eine Ausbildung haben hingegen wieder mehr Jugendliche gefunden.

 

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Arbeitsagentur meldet noch 226 offene Stellen

 

Insgesamt haben 3.849 Bewerber die Agentur für Arbeit bei der Suche nach einer Ausbildungsstelle in Anspruch genommen (2022: plus 1,1 Prozent). Im Oberbergischen Kreis wurden 1.825 Berufsausbildungsstellen gemeldet; dies sind 38 weniger als im Vorjahr. Unbesetzt seien davon derzeit noch 226 Stellen – 4,2 Prozent weniger als im Vorjahr. Auf Bewerberseite stehen diesen Stellen 1.452 gemeldete Ausbildungssuchende gegenüber (minus 87); 121 gelten zum aktuellen Stand als unversorgt (plus 75,4 Prozent).

 

„Auf den ersten Blick scheint das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage auf Ebene der Gesamt-Agentur relativ ausgeglichen“, so Sahlmen. Betrachte man allerdings die einzelnen Regionen, seien Unterschiede erkennbar. So gebe es in Leverkusen und im Rheinisch-Bergischen Kreis mehr Bewerber als Ausbildungsstellen. In Oberberg sei das umgekehrt: Hier sei die Zahl der gemeldeten Stellen – genauso wie die der gemeldeten Bewerber – leicht gesunken. Mehr Bewerber als Ausbildungsplätze habe es im Oberbergischen zuletzt 2018 gegeben.

 

Umso wichtiger sei es, Jugendliche und Unternehmen gut zusammenzubringen. Die Berufsberatung und der Arbeitgeber-Service der Agentur vor Ort stehen für Fragen zur Verfügung – einfach anrufen oder über die Internetseite einen Beratungstermin vereinbaren. Die Telefonische Berufsberatung ist unter Tel.: 0800/4 55 55 00 oder online www.arbeitsagentur.de/beratungswunsch, die Arbeitgeber-Hotline unter Tel.: 0800/4 55 55 20 erreichbar. Darüber hinaus finden zwischen dem 13. und dem 25. November Digitale Elternabende zur Berufsorientierung in NRW statt.

 

IHK: Über 1.000 neue Verträge

 

Die Ausbildungsbetriebe im IHK-Bezirk Köln konnten wieder mehr neue Azubis unter Vertrag nehmen. Erstmals seit der Coronapandemie seien wieder mehr als 8.000 Ausbildungsverträge in den verschiedenen rund 150 IHK-Berufen vereinbart worden. Im Oberbergischen waren am Stichtag zum 30. September genau 1.031 neue Ausbildungsverträge eingetragen – 65 zusätzliche Verträge (plus 6,7 Prozent) als zum Vorjahresstichtag. „Damit sind in Oberberg endlich wieder über 1.000 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen worden – die Coronadelle ist fast ausgeglichen“, freute sich Sallmann.

 

Angesichts der schwächelnden Konjunktur sei diese Entwicklung nicht unbedingt zu erwarten gewesen. „Wir sind in einer Rezession, und ich fürchte, dass sich das in den kommenden drei, sechs, oder neun Monaten nicht ändern wird“, meinte der IHK-Leiter. Doch diese Entwicklung zeige auch, dass den Unternehmen die strategische Bedeutung der Ausbildung für den eigenen Fachkräftebedarf bewusst ist, dass trotz schwieriger politischer und wirtschaftlicher Rahmenbedingen weiter und mehr ausgebildet wird. Sallmann hofft, dass ein Wert von über 1.000 abgeschlossenen Verträgen jetzt wieder ein „neuer Normalzustand“ ist – denn „jeder vermittelte Platz ist nicht nur gut für den einzelnen Menschen, sondern auch für Unternehmen und den Wirtschaftsstandort“.

 

Für besonders motivierte Jugendliche hat der IHK-Ausbildungsexperte ein spezielles Angebot: „Schülerinnen und Schüler mit Fachoberschulreife können ihr Fachabi zusammen mit einer Ausbildung machen. Wer unbedingt die Berechtigung zum Studium an einer FH haben möchte, kann sich das gleichzeitig mit einer Berufsausbildung erarbeiten, spart viel Zeit und verdient dabei auch noch Geld.“ Die Ausbildungsstellenvermittlung der IHK Köln unterstützt Betriebe und Jugendliche auch weiterhin bei Ausbildungsplatzsuche und Bewerbung per WhatsApp unter Tel.: 0173/54 87 51 7 oder per Mail an passgenau@koeln.ihk.de – denn: „Es gibt noch viele freie attraktive Stellen. Vor Weihnachten noch einzusteigen ist kein Problem.“

 

Imagewechsel im Handwerk

 

Die Anzahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge für das Handwerk im Oberbergischen Kreis sei laut Otto insgesamt zufriedenstellend. So seien bis zum Stichtag Ende September/Anfang Oktober nur 1,9 Prozent weniger Lehrverträge abgeschlossen worden als im Vergleich zum Vorjahr. „Aber ich habe noch nie so eine zerschossene Statistik gesehen“, sagte der Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft. Während im Rheinisch-Bergischen-Kreis gar ein Plus von 9 Prozent verzeichnet worden sei, gebe es in Leverkusen gar ein Minus von 9 Prozent.

 

Attraktiv seien für Jugendliche vor allem Ausbildungsberufe, die sich mit Zukunftsaufgaben wie dem Klimaschutz und der Energiewende oder der Digitalisierung befassen. Dazu gehören neben den Dachdeckern auch die Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik. „Hier gab es einen Imagewechsel hin zum Klimaretter“, erklärte Sallmann. Zu den weiteren Gewinnern im Oberbergischen gehören außerdem Ausbildungsberufe zur Bäckereifachverkäuferin oder zum Informationselektroniker – einem neuen Berufsbild. Einen (leichten) Aufschwung gibt es ebenfalls bei den Berufen Lebensmittelfachverkäufer, Zimmerer und Metallbauer.

 

Weniger Ausbildungsverträge werden dagegen verzeichnet bei den Bäckern, den Friseuren, den Elektrikern, den Kraftfahrzeugmechatronikern und den Tischlern. Einen Grund zu Sorge sieht Otto dabei nicht. So gebe es Betriebe, die nicht jedes Jahr zig neue Ausbildungsplätze anbieten würden. Allerdings: „Die Friseure wurden in der Pandemie am stärksten getroffen, davon haben sie sich noch nicht erholt.“ Auch wenn der Ausbildungsberuf auf Bewerberseite stark nachgefragt werde, würden die Betriebe zahlenmäßig noch nicht so ausbilden, wie vor der Pandemie.

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