JUNGE LEUTE

Schüler des Lindengymnasiums fühlen Landtagskandidaten auf den Zahn

pn; 05.05.2022, 17:00 Uhr
Fotos: Peter Notbohm --- Schulleiterin Beatrix Will (v.l.n.r.), Uwe Söhnchen, Markus Niklas, stellvertretender Schulleiter, Marko Wegner, die beiden Schüler Eda Körn und Tom Tombers, Thorben Peping, Annette Pizzato, Bernd Rummler und Christian Berger freuten sich über eine gelungene Podiumsdiskussion.
JUNGE LEUTE

Schüler des Lindengymnasiums fühlen Landtagskandidaten auf den Zahn

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pn; 05.05.2022, 17:00 Uhr
Gummersbach – Sechs Politiker nahmen Stellung zu den Themen Bildung, Digitalisierung, Umwelt- und Klimaschutz sowie der Flüchtlingspolitik im Rahmen des Ukraine-Krieges – Schüler zeigen sich äußerst interessiert und sorgen für lebhafte Diskussion.

Von Peter Notbohm

 

Obwohl die etwa 110 Schüler der Stufe 9 des Gummersbacher Lindengymnasiums in zwei Wochen bei keinem der oberbergischen Kandidaten, die für den neuen Landtag in Düsseldorf kandidieren, ihr Kreuzchen machen dürfen, waren sie am Mittwochvormittag nicht minder wissbegierig. Unter Leitung von Lehrerin Gisela Mengelberg hatten die Jugendlichen sechs Kandidaten zu einer etwa 100-minütigen Podiumsdiskussion ins Lindenforum eingeladen. Gekommen waren Christian Berger (CDU), Thorben Peping (SPD), Annette Pizzato (FDP), Uwe Söhnchen (Grüne), Marko Wegner (Die Linke) und Bernd Rummler (AfD).

 

Dass die Politiker bei diesem Termin „nur“ um die Wähler der Zukunft warben, hinderte sie nicht daran, sich phasenweise einen intensiven Schlagabtausch zu liefern. Gut tat der Debatte dabei auch, dass die Kandidaten zwar angehalten waren, sich möglichst kurz zu halten, aber keine fixen Redezeiten festgelegt waren. Lebendig wurde die Diskussion vor allem durch die vielen Nachfragen der Schüler aus dem Zuschauerraum, sodass die Landtagskandidaten nicht nur bei knappen Darstellungen der Wahlprogramme ihrer Parteien blieben. „Für die politische Aufklärung ist es wichtig, dass unsere Schüler viele unterschiedliche Meinungen hören“, meinte Schulleiterin Beatrix Will (Foto).

 

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Die von den beiden Schülern Eda Körn und Tom Tombers geleitete Podiumsdiskussion spannte dabei einen Bogen von Bildungspolitik und Digitalisierung über Umwelt- und Klimaschutz bis zum Ukraine-Krieg und der daraus resultierenden Flüchtlingspolitik. Dass nach zwei Jahren Corona-Pandemie und einhergehendem Distanzunterricht gerade das Thema Digitalisierung den Schülern besonders wichtig war, erklärt sich fast von selbst und so nahm dieser Part gemeinsam mit der Bildungspolitik der Zukunft auch den längsten Teil der Diskussion ein.

 

Thorben Peping warb dafür, Schulen zur kritischen Infrastrukur zu erklären, da es nicht damit getan sei, nur Glasfaser zu verlegen. Auch Lehrerfortbildung seien immens wichtig. Ähnlich sah dies Christian Berger, der davon sprach, dass man Schulen einen finanziellen Spielraum für Infrastruktur und Personal geben müsse. Uwe Söhnchen kritisierte hingegen, das zwar Geld ausgegeben werde, aber zu selten zielführend: „Der Verwaltungswahn passt nicht mehr in unsere Zeit. Es kann nicht sein, dass eins der reichsten Länder der Welt einen Teilchenbeschleuniger baut, aber kein Internet an seine Schulen kriegt.“

 

 

Ohne es laut auszusprechen, konterte Annette Pizatto, dass die schwarz-gelbe Landesregierung ja zunächst einmal den Scherbenhaufen ihrer rot-grünen Vorgängerregierung habe aufarbeiten müssen: „Wir haben viele neue Stellen für Lehrer geschaffen, dazu Programme für Fortbildung und E-Hausmeister.“ Bernd Rummler forderte, dass nicht nur die Schulen beim Thema Digitalisierung im Auge behalten werden dürfen, Unterricht müsse auch aus der eigenen Wohnung möglich sein. Ähnlich argumentierte Marko Wegner: „Aus der Pandemie ist wenig gelernt worden. Wir müssen das Lernen effizienter gestalten.“

 

Unterschiedliche Standpunkte zwischen den Parteien gab es beim Thema Schule der Zukunft. Während CDU, FDP und AfD weiter für ein dreigliedriges Schulsystem sind, warb Peping dafür, dass an allen Schulformen mehr praktischer Unterricht stattfinden müsse, zudem man langfristig dazu kommen sollte, dass alle Schüler bis zur 10. Klasse in dieselbe Schulform gehen.

 

Mehr Einigkeit herrschte beim Thema Umweltschutz und Klimawandel zwischen den Diskussionsteilnehmern. Nur Rummler sprach sich für den Erhalt von Atomstrom und Braunkohle aus, während die fünf weiteren Kandidaten vor allem auf erneuerbare Energien setzen wollen. Berger und Peping sprachen hier konkret die Jugendlichen im Raum an. „Steht für eure Zukunft ein. Nervt ältere Menschen, bis sie euch zuhören, wenn sie nicht zuhören wollen“, so der SPD-Kandidat. Berger warb für mehr Investitionen in die Wasserstofftechnologie und forderte die junge Generation ebenfalls auf, aktiv zu bleiben: „Engagiert euch und tretet der Politik weiter auf die Füße.“

 

 

Viele ähnliche Vorschläge gab es beim Thema öffentlicher Nahverkehr in ländlichen Regionen. Darüber, dass man hier neben einem Ausbau der Bahnstrecken in Zukunft auf kleinere Busse und auch Ruftaxis setzen müsse, herrschte weitgehend Konsens. Uwe Söhnchen kritisierte, dass die OVAG unter dem ehemaligen Geschäftsführer Karl-Heinz Schütz „unter dem Applaus von CDU und FDP kaputtgespart wurde“ und forderte langfristig einen kostenlosen ÖPNV für die Bevölkerung.

 

Nachdem anschließend auch über die Waffenlieferungen an die Ukraine kontrovers diskutiert worden war, beendete Gisela Mengelberg die Podiumsdiskussion, die in den kommenden Wochen im Schulunterricht weiter aufgearbeitet werden soll. Warum sie ausgerechnet der Stufe 9 die Gelegenheit gegeben hatte, die Landtagskandidaten zu löchern, beantwortete sie mit einem Versprechen an die Schüler: „Sie waren auch in die Vorbereitung für die Podiumsdiskussion zur Bundestagswahl involviert, konnten aus pandemischen Gründen aber nicht daran teilnehmen.“ (Anm.d.Red: Im vergangenen Jahr diskutierten die Politiker nur mit Oberstufenschülern in der Eugen-Haas-Halle). „Außerdem hat diese Stufe die Friedensdemonstration zum Ukraine-Krieg mit vorbereitet und dort Reden gehalten. Wenn junge Menschen schon so politisch aktiv sind, war es mir wichtig, dass sie auch eine solche Veranstaltung mitmachen können.“

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