JUNGE LEUTE
Neustart für Schulverweigerer
Waldbröl – Jugendliche und junge Erwachsene können über das Projekt „START“ wieder zurück in einen Lernalltag finden und einen Schulabschluss machen.
Nicht jedem Heranwachsenden ist es vergönnt, in einer intakten Familie aufzuwachsen und von den eigenen Eltern angemessen gefördert zu werden. Manche Lebensumstände belasten Jugendliche derart, dass sie aus einem getakteten Schulalltag ausbrechen. „Einige werden in der Schule gemobbt, andere leben in prekären Verhältnissen, sind in der Familie massiven Konflikten ausgesetzt oder haben Eltern, denen es sogar völlig egal ist, ob ihr Kind in die Schule geht“, fasst Wolfgang Naumann die Ursachen – oder in seinem Wortlaut – sozialen Baustellen für mögliches Schwänzen oder gar einen Abbruch der Schullaufbahn zusammen. Eine weitere und recht neue Ursache sieht der Pädagoge in dem coronabedingten Distanzunterricht der vergangenen Monate: „Viele Schüler gehen seitdem nur noch sehr unregelmäßig oder gar nicht mehr zur Schule.“
Elf Jahre ist es her, dass Naumann ein Konzept entwickelt hat, durch welches benachteiligte junge Menschen wieder zurück an die Schule und letzten Endes zu einem Abschluss geführt werden sollen. Seitdem ist der Begründer mit einem Team in den nördlichen Kommunen des Oberbergischen Kreises aktiv. Seit dem 20. September ist das Projekt „START“ auch mit Räumlichkeiten in Waldbröl angesiedelt und steht damit nun Interessenten aus den südlichen Kommunen Wiehl, Nümbrecht, Waldbröl und Morsbach zur Verfügung. „Wir arbeiten in Kleingruppen und vermitteln die schulischen Inhalte sehr individuell, auch im Hinblick auf die Dauer – denn jeder braucht etwas anderes“, weiß Naumann.
Essenziell sei, die Jugendlichen in ihrer Gesamtheit zu erfassen. „Wir sind nicht besser als die Lehrer an den Regelschulen, aber wir bauen eine andere Bindung zu den Schülern auf. Das ist ganz zentral“, erklärt Naumann. So würden die Lehrkräfte auch Hausbesuche einlegen – beispielsweise wenn ein Jugendlicher den Schulungsräumen fern bleibt. Entscheidend sei auch, dass die Schüler einen Wiedereinstieg schaffen, erste Erfolge feiern können und erfahren, dass Lernen und die gemeinsame Zeit mit Gleichaltrigen auch Spaß machen können. Ab 17 Jahren könnten die Schüler zur Prüfung zugelassen werden. Die Genehmigung erhalten die Prüflinge von der Bezirksregierung Köln. „Nach oben gibt es keine Altersbeschränkung“, sagt Naumann, der auch schon Menschen im Alter von Mitte 30 auf ihrem Weg zur Abschlussprüfung vorbereitet hat.
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[Foto: Wolfgang Naumann --- Pädagoge Wolfgang Naumann (h. r.) bereitet seine Schüler auf die Abschlussprüfung vor.]
„Außerdem überlegen wir frühzeitig, welchen beruflichen Weg die Jugendlichen und jungen Erwachsenen anschließend einschlagen möchten“, so der Pädagoge. Rund 90 Prozent der zur Abschlussprüfung angemeldeten Schüler würden die Prüfung, welche an der Gesamtschule in Marienheide abgelegt wird, bestehen. Einige legten damit sogar ihren Grundstein für weitere Schuljahre, ein Abitur oder sogar ein Studium. Abgesehen von den Gymnasien hätten die Lehrer zu sämtlichen Schulen im Oberbergischen Kontakt. Auch über das Jobcenter oder der Mund-zu-Mund-Propaganda würden Schulverweigerer, die sich einen Neustart wünschten, zu ihnen finden. Interessenten können sich unter Tel.: 0151/50 75 58 35 telefonisch an Wolfgang Naumann sowie per Mail an start-projekt@gmx.de an das gesamte Team wenden.
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