JUNGE LEUTE

Kurzer Draht zu Schülern und Eltern das Wichtigste

lw; 08.01.2021, 14:36 Uhr
Archivfotos: Michael Kleinjung.
JUNGE LEUTE

Kurzer Draht zu Schülern und Eltern das Wichtigste

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lw; 08.01.2021, 14:36 Uhr
Oberberg – Schulen sind auf Distanzunterricht eingestellt – Leitungen glauben an ihre Konzepte.

Von Lars Weber

 

Der Präsenzunterricht ist sehr wichtig für die Kinder und Jugendlichen, weshalb so lange und so gut es geht daran festgehalten werden sollte. Diese Aussage hat auch das NRW-Schulministerium stets vertreten. Gerade aus pädagogischer Sicht aus verständlichen Gründen. Nun ging es aber nicht mehr. Das Infektionsgeschehen hat ein Umdenken erzwungen, mindestens bis Ende Januar geht es nur im Distanzunterricht weiter. Das haben am Dienstag Bund und Länder beschlossen. OA hat sich bei Schulleitern umgehört, wie gut sie dieses Mal auf die Situation vorbereitet sind.

 

Sankt-Angela-Gymnasium, Wipperfürth

 

Schulleiter Werner Klemp ist vor allem über die eindeutige Regelung bis Ende des Monats froh. Keine Mischung aus Präsenz- und Distanzunterricht, sondern die „Konzentration auf eine Richtung“. Das entlaste vor allem auch die Lehrer, die bei einem Mix zwei unterschiedliche Vor- und Nachbereitungen für eine Unterrichtseinheit hätten. „Das ist eine starke Belastung“, sagt Klemp. Er sieht seine Schule gut vorbereitet, das Gymnasium arbeitet mit der Lernplattform Moodle. Die Server-Kapazität sei in den Ferien nochmal erhöht worden. Alle Lehrer haben Diensttablets und auch Schüler, die noch eines benötigen, können mit Endgeräten ausgestattet werden.

 

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Für den Start möchte Klemp die ersten beiden Tage der kommenden Woche als Testballon für ein neues Konzept nutzen. Dabei orientiert sich der Unterricht an dem üblichen Stundenplan, wird aber nahezu komplett in den virtuellen Raum verlegt. Besonderer Vorteil: Die Lehrkräfte sind die ganze Zeit online und zu erreichen. Nach den Probetagen soll beschlossen werden, ob dieses Konzept weiterverfolgt wird. „Es wird spannend, wenn rund 900 Schüler gleichzeitig das System nutzen“, sagt Klemp.

 

Gesamtschule Reichshof

 

Auf den ständigen Austausch zwischen Lehrern und Schülern setzt auch Annemarie Halfar, Schulleiterin der Gesamtschule Reichshof. Logineo, die Lernplattform des Schulministeriums, habe sich inzwischen bewährt. Neu hinzugekommen ist noch ein Videoprogramm. „Wir wollen die Eltern so gut wie möglich entlasten, es soll ein Distanzunterricht sein und kein Homeschooling“, sagt Halfar. Bei der Kommunikation untereinander soll ein Mix aus Lerngruppen, Videos und Chats helfen. Dazu gebe es Tutorenteams. Und auch beim Lernen soll es die Mischung richten. Es werde nicht ein Video nach dem anderen geben. Die Schüler sollen auch nicht den ganzen Tag am Tablet verbringen.

 

Immerhin: Es ist sichergestellt, dass jeder Schüler, der es benötigt, ein entsprechendes Endgerät bekommt, sagt Halfar. „Es werden auch noch weitere geliefert, aber wir sind jetzt schon gut ausgestattet.“ Seit März habe sich viel getan im Bereich des digitalen Unterrichts. „Wir hoffen und glauben, dass die Familien gut zurechtkommen werden.“ Die Abkehr vom Präsenzunterricht mindestens bis Ende Januar sei mit Blick auf die Infektionszahlen notwendig, auch wenn Halfar aufgrund früherer Aussagen des Ministeriums durchaus überrascht war von der klaren Entscheidung.

 

Besondere Betreuung

 

Nicht so einfach ist die Situation so kurz vor den Prüfungen für Schüler der Abschlussklassen, sagen die Schulleiter unisono. Um die Jugendlichen aufzufangen, seien besondere Betreuungsmodelle geplant. „Wir wollen optimale Bedingungen für die jetzige Situation schaffen“, sagt Halfar. Detelf Betz (Realschule Gummersbach-Steinberg) glaubt, dass dieses Jahr erneut keine zentralen Prüfungsaufgaben gestellt werden, sondern die Fachlehrer der Schulen die Aufgaben gestalten werden. Schließlich lief der Unterricht in NRW sehr unterschiedlich und war mancherorts von Quarantäneregelungen durchzogen. Eine besondere Betreuung verspricht auch Werner Klemp. Er hofft, dass in diesem Jahr vielleicht zumindest eine kleine Feier der Abiturienten unter freiem Himmel möglich sein wird. Schließlich gehörten auch solche Dinge zum Abschlussjahr dazu – eigentlich.

 

Realschule Gummersbach-Steinberg

 

Aus denselben Gründen überrascht von der Entscheidung für den reinen Distanzunterricht waren auch Detlef Betz, Leiter der Realschule Steinberg, und sein Kollegium – positiv überrascht, wohlgemerkt. Denn kurz vor Weihnachten wurde in manchen Klassen beides – Distanz und Präsenz – praktiziert: eine enorme Doppelbelastung für die Lehrer. Beim Start des Unterrichts nächste Woche solle sich am Stundenplan orientiert werden. „Er soll dort umgesetzt werden, wo es sinnvoll ist“, sagt Betz. Die Aufgaben gibt es aber schon vorab. Gerade in praxisorientierten Fächern wie Textil oder Technik werde aber sicherlich noch einmal anders gearbeitet.

 

[Mindestens bis zum Ende des Monats bleiben die Klassenräume leer.]

 

Ein gewisser Spielraum sei allein schon wegen der Lerngeräte notwendig. Zwar kam gestern noch eine Lieferung an Tablets und Betz hofft, dass er alle Schüler ausrüsten kann. In manchen Familien müssten die Tablets aber trotzdem noch geteilt werden, sodass Schüler bei der Bearbeitung der Aufgaben individuelle Zeitfenster nutzen müssen.

 

Gemeinschaftsgrundschule Isengarten, Waldbröl

 

„Wir sind startbereit“, sagt auch Christina Kunze von der GGS Isengarten. Die Entscheidung für den Distanzunterricht sei nur schlüssig gewesen, schließlich gehe es um Kontaktreduzierung. Klar ist aber auch, dass es bei den Jüngsten beim Distanzunterricht anders läuft als in höheren Klassen. In Waldbröl hilft da das pädagogische Konzept der Lernpläne, mit denen die Schule bereits seit fünf Jahren arbeitet. Zehn Stunden in der Woche arbeiten die Schüler dabei in Eigenregie an Aufgaben in sämtlichen Fächern, die auch ihren persönlichen Leistungsniveaus entsprechen.

 

„Unsere Schüler sind es gewöhnt, auch eigenständig zu arbeiten“, sagt Kunze. Das heißt aber selbstredend nicht, dass Schüler und Eltern auf sich allein gestellt sind. „Unser Unterricht ist auf den Kontakt mit den Kindern ausgerichtet, auch jetzt.“ Dafür werden die Lehrer mehrmals die Woche den Kontakt mit den Familien suchen, ganz so, wie das individuell notwendig ist. Ähnlich sei es auch schon im März gelaufen, mit vielen positiven Rückmeldungen der Eltern. „Die Vertrautheit mit den Lernplänen hilft uns jetzt sehr, auch den Eltern.“

 

Blick in die Glaskugel

 

Wie geht es im Februar an den Schulen weiter? Die Schulleiter machen keinen Hehl daraus, dass sie auf eine schnelle Rückkehr zum Präsenzunterricht hoffen. Doch entscheidend seien nunmal die Infektionszahlen. „Die werden zeigen, wie es weitergeht“, sagt Betz. „Sie müssten schon drastisch nach unten gehen“, meint Annemarie Halfar. Falls eine solche Entwicklung Ende des Monats sichtbar ist, hofft sie, dass vielleicht zumindest die Jüngsten und die Abschlussklassen zurückkehren dürfen. Dies wäre, sagt Grundschulleiterin Kunze, gerade für die Erstklässler wichtig. „Für sie ist die Situation am schwersten.“ Werner Klemp hofft zwar auch auf eine schnelle Rückkehr zum Präsenzunterricht, persönlich glaubt er aber, dass es im Februar noch zu früh dafür sein könnte. „Ich hoffe auf Präsenzunterricht, aber nicht um jeden Preis!“

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