JUNGE LEUTE

Im Vorbeigehen zur Ausbildungsstelle

lw; 07.05.2024, 15:00 Uhr
Fotos: Lars Weber --- Fürsprecher von "Azubeam" als ein Puzzleteil im Recruiting-Prozess (v.li.): Rainer Gottschlich (Leiter Berufskolleg), Daniel Gerz (Rüggeberg), Barbara Herbst (BVMW), Jan Eckardt (Scarlito), Yannik Koers (Sparkasse Köln) und Maja Spieckermann (Schülerin).
JUNGE LEUTE

Im Vorbeigehen zur Ausbildungsstelle

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lw; 07.05.2024, 15:00 Uhr
Oberberg – Digitale Stelen mit Clips von regionalen Unternehmen sollen in den Schulen die Nachwuchskräfte von morgen ansprechen – Kanäle der jungen Menschen nutzen.

Von Lars Weber

 

Spätestens mit der Pandemie hat es einen echten Bruch gegeben zwischen Unternehmen und potenziellen Auszubildenden. Durch den fehlenden direkten Kontakt – keine Berufsmessen, keine Praktika, nicht jedes digitale Angebot wurde wie erhofft angenommen – brachen die Bewerberzahlen ein, wie zuletzt noch Agentur für Arbeit, IHK und Kreishandwerkerschaft Bergisches Land berichteten (OA berichtete). Erst jetzt erholten sich die Zahlen etwas. Dabei helfen, die Entwicklung positiv anzuschieben, soll auch ein Projekt des Gummersbacher Unternehmens Scarlito, das gemeinsam mit dem Kaufmännischen Berufskolleg Oberberg (KBKO) den digitalen Berufswegweiser Azubeam entwickelt und schon an manche Schulen gebracht hat. Auf den Stelen sehen die Schüler kurze Clips der regionalen Unternehmen, können die QR-Codes scannen, und so bestenfalls schnell zur Ausbildungsstelle kommen – quasi im Vorbeigehen.

 

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Um die Hintergründe des Projekts und die Schwierigkeiten des Ausbildungsmarkts ist es heute bei einer live übertragenen Webshow mit dem Titel „Neue Wege im Recruiting von Auszubildenden – Azubeam“ gegangen, die aus dem Forum des KBKO gesendet wurde. Eingeladen hatte Scarlito zusammen mit dem Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW). Moderatorin war Barbara Herbst, Leiterin des Kreisverbands Oberberg des BVMW. „Es ist schwierig geworden, die Firmen in Kontakt zu bringen mit den potenziellen Nachwuchskräften“, so Herbst vor der Veranstaltung. „Da hat Azubeam einen großen Wert, weil wenig Aufwand nötig ist, sowohl für die Schüler, aber auch für die Firmen.“

 

Explizit auch für Firmen und kleine Betriebe, die keine eigene Marketingabteilung haben: Diese werden von Scarlito an die Hand genommen und auch die Kosten sollen überschaubar sein. „Die Schüler sollen die ganze Bandbreite an Möglichkeiten kennenlernen“, sagte Scarlito-Geschäftsführer Jan Eckardt.

 

Neben Herbst und Eckardt nahmen auf dem Podium auch KBKO-Leiter Rainer Gottschlich, Daniel Gerz, Ausbildungsleiter bei Rüggeberg (PFERD) sowie die Schülerin Maja Spieckermann und Yannik Koers Platz. Letzterer musste sich während der Pandemie nach beruflichen Möglichkeiten umschauen – und hatte bei der Kreissparkasse Köln eine Stelle gefunden. Während die Berufsfelderkundungen für ihn zu früh kamen, holten ihn vor allem die digitalen Bewerbungsangebote der Sparkasse ab, erzählte er.

 

[Maja Spieckermann testet die Azubeam-Stele: QR-Code scannen und Informationen zum Unternehmen folgen auf dem Fuße.]

 

Damit bestätigte er eine Entwicklung, die der Schule auch im Rahmen einer Studie von den Schülern rückgemeldet worden sei, so Gottschlich. „Die Berufsorientierung muss sich digitaler aufstellen.“ Die Berufsmessen und andere Angebote seien zwar weiter wichtig, erreichten aber nur noch 20 Prozent der Schüler. Bei den restlichen 80 Prozent gebe es Probleme mit dem Selbstwertgefühl und mit der Selbstwirksamkeitserwartung. Heißt: „Viele trauen sich nicht zu, diese Gespräche mit den Personalern erfolgreich zu führen. Also versuchen sie es gar nicht erst“, so Gottschlich. Daher wurde mit Scarlito mit den Stelen eine Lösung entwickelt, die nicht viel mehr als einen Klick von den Schülern benötigt, um an die Firmen heranzutreten, was Maja Spieckermann auf der Bühne präsentierte. „Es ist super einfach.“

 

Und so ganz nebenbei lernen die jungen Menschen die Firmen in der Region kennen. Denn deren Namen verschwinden in den jüngeren Generationen immer mehr, weil zu Hause keine Zeitung mehr auf dem Tisch liegt und die Eltern wenig über ihre Berufe sprechen, erklärte Gottschlich weiter. Das die Funktionsweise der Stelen den potenziellen Bewerbern entgegenkomme, spürt auch Daniel Gerz. „Wir wollen die Bewerbungsprozess bewusst kurz halten“, deshalb waren sie sofort dabei bei Azubeam. Für sie seien vor allem Real-, Gesamt- und Hauptschulen in einem Umkreis von maximal 30 Kilometern interessant, um dort die Fachkräfte von morgen anzusprechen.

 

 

Nachdem die Pilotphase erfolgreich abgeschlossen worden sei, stehe die Azubeam-Stele bereits in mehr als zehn Schulen – und jede Schulform sei dabei bereits vertreten, sagte Jan Eckardt. Zwölf Unternehmen machten so bereits Werbung, weitere befänden sich bereits in der Pipeline. Das Aufstellen der Stele sei innerhalb kürzester Zeit möglich und auch ein Clip für die Betriebe sei schnell und einfach produziert. „Wir wollen Azubeam jetzt weiter ausrollen.“ Informationen für Schulen und Betriebe gibt’s hier.

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