JUNGE LEUTE

"Kinder können heute Dinge nicht mehr, die sie früher konnten"

lw; 27.09.2023, 15:58 Uhr
Archivfoto: Lars Weber.
JUNGE LEUTE

"Kinder können heute Dinge nicht mehr, die sie früher konnten"

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lw; 27.09.2023, 15:58 Uhr
Oberberg – Helen-Keller-Schule bekommt Teilstandort - Förderbedarf steigt immer mehr -Kreistag muss Beschluss nachschärfen.

Von Lars Weber

 

Um die beengte Situation an der Helen-Keller-Schule (HKS), der Förderschule des Oberbergischen Kreises in Wiehl-Oberbantenberg, endlich entlasten zu können, muss der Kreistag morgen zunächst offiziell der Errichtung eines neuen Teilstandorts zustimmen. Generell sollte dies nur eine Formalie darstellen: Schon bei seiner Sitzung Anfang Juni hatte das Gremium die interimsweise Anmietung einer Liegenschaft und die Ertüchtigung dieses Gebäudes in Gummersbach für den schulischen Bedarf beschlossen. Nun hatte die Bezirksregierung Köln aber darauf hingewiesen, dass der Beschluss in der Form nicht ausreichend ist, weshalb nun nachgebessert wird.

 

Denn: Nach Rücksprache mit der Bezirksregierung handelt es sich bei einer Interimslösung für einen Zeitraum von mehr als zwei Jahren um die Errichtung eines Teilstandortes der Schule – und muss somit von der oberen Schulaufsicht genehmigt werden. Der Kreistagsbeschluss bezog sich indes lediglich auf die Anmietung und Ertüchtigung des Gebäudes und schloss die Errichtung eines Teilstandorts nicht ein. In der aktuellen Sitzung des Schulausschusses gab es bereits uneingeschränkt grünes Licht. Es ist davon auszugehen, dass sich der Kreistag dem anschließt.

 

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Schließlich muss die Situation in Oberbantenberg dringend verändert werden, worauf im Sommer auch bei der Vorstellung des aktualisierten Schulentwicklungsplans eingegangen wurde (OA berichtete). Die Experten zeigten anhand der Schülerzahlen und der Prognosen, wie extrem unausgewogen der Zulauf ist zur Helen-Keller-Schule im Vergleich zur Anne-Frank-Schule (AFS) in Wipperfürth. Beide haben den Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung. Momentan besuchten die Einrichtung in Oberbantenberg 180 Schüler, 105 sind es bei der Schule im Norden des Kreises. Während die Prognosen aber für letztere Einrichtung eine konstante Entwicklung zeigt, kennt die Schülerzahl an der HKS nur eine Richtung. Schon in drei Jahren könnte die 200-Schüler-Marke überschritten sein, dabei fehle es jetzt schon an Platz.

 

Mit einer Veränderung der Schülerzahlenentwicklung ist laut Gutachter also nicht zu rechnen, weshalb das Büro zu dem Ergebnis kommt, dass der Schulträger auf jeden Fall zeitnah mit einem Provisorium (Auslagerung) oder einer Dependance reagieren müsse. Für die Anmietung des Gebäudes in Derschlag werde mit Mietkosten von monatlich 6.000 Euro zuzüglich Nebenkosten und Herrichtungskosten von rund 250.000 Euro gerechnet. Es müssen unter anderem noch baurechtliche Genehmigungen eingeholt und der Brandschutz geklärt werden. Das Gebäude ist aus Sicht der Schulleitung für den schulischen Bedarf aber grundsätzlich geeignet, wenn bestimmte Umbaumaßnahmen durchgeführt werden. Aus Sicht der Schulleitung könnten die Berufspraxisklassen der Schule dort interimsweise untergebracht werden, heißt es im Beschlussvorschlag.

 

Der Mietvertrag sei noch nicht geschlossen, Bildungsdezernentin Birgit Hähn zeigte sich im Schulausschuss aber zuversichtlich, bald zu einer Einigung mit dem Eigentümer zu kommen.  Die Dauer des Vertrags soll zehn Jahre betragen.

 

Dies hat auch mit dem weiteren Vorgehen in der Sache zu tun. Die Frage einer langfristigen, auch baulichen Alternative zum Standort in Oberbantenberg muss nämlich unabhängig davon noch geklärt werden – und wird viel Zeit in Anspruch nehmen. Verschiedene Lösungen seien denkbar. Schwierig werde sich ein Neubau gestalten. „Ein Grundstück dafür tut sich im Kreis nicht so einfach auf.“ Eine Denkrichtung sieht daher den Ausbau der Anne-Frank-Schule und eine Umschichtung der Schüler vor. Baukosten, die Personalfragen oder auch der Schülertransport, alle diese Faktoren müssten in Lösungsvorschläge eingebunden werden.

 

Hähn sprach auch die gesellschaftliche Seite des Themas an. Denn die Entwicklung der Schülerzahlen an der Helen-Keller-Schule liege durchaus im Bundestrend. Mit anderen Worten: Immer mehr Kinder haben Förderbedarf. „Diese Entwicklung muss generell hinterfragt werden“, meint Hähn. „Wir müssen genau hinschauen, wo das herkommt. Kinder können heute Dinge nicht mehr, die sie früher konnten."

KOMMENTARE

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Wo das herkommt? Das ist doch nicht wirklich die Frage oder? Zu einem werden schon bei kleinsten Problemen in der kita mit dem Kind, Anträge auf Förderung gestellt! Somit hat das Kind schon einen Status! Zum anderen schreiben sich Regelschulen Inklusion auf die Fahne, wo in keinster Weise Inklusion stattfindet! Und dann nimmt das Schicksal seinen Lauf..

Betroffene Mutter , 27.09.2023, 18:10 Uhr
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