JUNGE LEUTE

Gegenseitige Vorurteile sollen abgebaut werden

ls; 24.01.2024, 13:00 Uhr
Fotos: Leif Schmittgen --- Die Sitzvolleyballerin Sonja Scholten brachte Schülern ihren Sport näher.
JUNGE LEUTE

Gegenseitige Vorurteile sollen abgebaut werden

ls; 24.01.2024, 13:00 Uhr
Gummersbach - An der Gesamtschule fand der Projekttag „Schule ohne Rassismus“ mit prominenter Unterstützung statt - Workshops sollten die jungen Menschen sensibilisieren.

Von Leif Schmittgen

 

Beyzta Sönmez besucht die Stufe Q1 an der Gesamtschule Gummersbach und beschäftigt sich mit ihren Mitschülern mit dem Thema, ob Rassismus an ihrer Schule im Alltag überhaupt vorkommt. „Ich finde es wichtig, dass man sich früh mit dem Thema Nationalsozialismus und dem Holocaust auseinandersetzt, um Rassismus zu verhindern“. Fremdenfeindlichkeit könne viel in einem Menschen zerstören, ist sich die junge Frau sicher. Dass Beyzta mit ihrer Haltung nicht alleine dasteht, zeigt die Vielfalt an Teilnehmern der unterschiedlichen Workshops.  Diese werden im Rahmen des Projekttages „Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage“ getreu dem seit vielen Jahren an der Einrichtung vorgehaltenen Zertifikat immer rund um den Holocaust- Gedenktag (27. Januar) veranstaltet.

 

 

Schirmherr der Aktion ist seit jeher Friedhelm Julius Beucher (SPD), der wegen einer Dienstreise zwar nicht persönlich vor Ort sein konnte, die Schüler aber per Videobotschaft dazu aufrief, wachsam zu sein und aktiv gegen Diskriminierung vorzugehen. Beucher hatte in seiner Funktion als Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes die prominente Sitzvolleyballerin Sonja Scholten an die Schule gelotst. Die unterschenkelamputierte Nationalspielerin berichtete den Zuhörern in der Schulbibliothek von Ausgrenzung von Menschen mit Handicap während der Nazizeit. „Damals wäre ich sicherlich auch verfolgt worden“, so die 35-Jährige, die den Schülern zudem die Regeln ihres Sports erklärt. Wer will, kann sich in der Sporthalle im Sitzvolleyball ausprobieren.

 

 

Im Obergeschoss der Schule lauschen die Kinder der Klasse 5.4 gespannt den Worten von Lehrerin Katja Labude (Foto oben), die aus dem Buch „Weil Tiger keine Affen sind“ zitiert. „Darin geht es um Vielfalt, Gemeinsamkeiten und Unterschiede, die jeden Einzelnen besonders machen“, verrät Labude ihre Anliegen. Auf Zetteln notieren die Kinder schließlich die eigenen Vorlieben beim Essen, dem Schulfach und der Freizeitgestaltung, sodass ein bunter Reigen an Inhalten zusammenkommt. So soll die Vielfalt plakativ gemacht werden.

 

Der Kölner Autor Manfred Theisen (Foto rechts) liest in der Mensa Auszüge aus seinem Werk „Checkpoint Jerusalem“, in dem das Leben eines jüdischen und palästinensischen Menschen beschrieben wird. „Es geht darum - insbesondere nach dem 7. Oktober - gegenseitige Vorurteile abzubauen und miteinander ins Gespräch zu kommen“, berichtet Lehrerin Sabine Löhr, die den regelmäßigen Kontakt zu Theisen pflegt.

 

Der Holocaust, insbesondere das Schicksal der Gummersbacher Familie Simons sowie anderer durch die NSDAP Verfolgter, ist auch Thema beim Stolperstein-Projekt, initiiert von Jacqueline Stremmler und Julia Prieske, die in der Klasse 6.3 auf gespannte Schüler treffen. Die von Künstler Gunter Demnig weltweit installierten Denkmale erinnern an das Schicksal von Familien, so auch an Wohnhäusern in der Kreisstadt. Anschließend sind die Kinder beauftragt, eine Zeitlinie ihres eigenen Lebens zu Papier zu bringen und Parallelen herauszuarbeiten (Foto unten). „Wir möchten schon früh auf den Holocaust hinweisen“, erklärt Stremmler die Intention.

 

 

Außerdem gibt es bis zum Mittag Veranstaltungen vom Netzwerk gegen Rechts, Fotosammlungen zur eigenen Erfahrung mit Rassismus und das interaktive Gesellschaftsspiel „S.O.S. - Insel in Not“ zum gemeinsamen Zusammenleben. Hauptorganisatorin des Tages ist seit einigen Jahren Alexandra Breu. „Es ist wichtiger denn je, auf das Thema aufmerksam zu machen“, so Breu zur aktuellen politischen Lage in Deutschland.

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