JUNGE LEUTE

Acht Stunden probiert – doch es ist nichts passiert

lw; 19.04.2023, 15:40 Uhr
Symbolfoto: Lukas Moos auf Pixabay
JUNGE LEUTE

Acht Stunden probiert – doch es ist nichts passiert

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lw; 19.04.2023, 15:40 Uhr
Oberberg – Auch die Schulen im Oberbergischen hatten mit dem Download der Abiturprüfungen zu kämpfen – Deutliche Kritik an der Kommunikationspolitik des Ministeriums.

Von Lars Weber

 

Es war gestern ein Hoffen und ein Bangen aufseiten von Lehrern, Schulleitungen und Schülern. Nachdem klar war, dass es Probleme mit dem Herunterladen der Abiturprüfungen in den Fächern Biologie, Chemie, Ernährungslehre, Informatik, Physik und Technik gibt, war bis in den Abend unklar, ob die Schüler heute ranmüssen oder nicht. Erst gegen 20:30 Uhr blies das Schulministerium die Prüfungen ab und verschob sie auf Freitag. „Schüler und Lehrer sind zum Teil richtig sauer“, sagte Sabine Mistler, Landesvorsitzende des Philologenverbandes NRW, die aus Oberberg stammt, am gestrigen Abend der Rheinischen Post. Angespannt war die Lage auch heute noch. OA hat mit den Leitungen des Lindengymnasiums in Gummersbach und der Gesamtschule Marienheide gesprochen.

 

55 von 215 zum Abitur zugelassene Schüler traf es am Lindengymnasium in Gummersbach, 35 von 86 jungen Menschen an der Gesamtschule. Für sie hätten heute die schriftlichen Klausuren in den Fächern Biologie, Chemie und Physik angestanden, wie Schulleiter Markus Niklas auf Nachfrage mitteilt. Es sei „sehr schade“ gewesen, dass es bis zum Abend gedauert hat, bis eine verbindliche Information festgestanden hätte. Den ganzen Tag über seien die Nerven sehr angespannt gewesen. Immerhin: Die Rückmeldungen am Abend von den Schülern seien „dezent und sehr besonnen“ ausgefallen.

 

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Allerdings weiß der Gummersbacher Schulleiter auch, dass die lange Unklarheit problematisch für die Schüler war und sie sicherlich unterschiedlich damit umgehen werden. „Manche freuen sich über einen weiteren Tag der Vorbereitung und stecken es weg, für andere ist es schwieriger zu verarbeiten.“ Zumal auch weitere Fächer zu bedienen seien. Das sagt auch Wolfgang Krug, Schulleiter in Marienheide. „Die Planungen der Schüler sind ja durchgetaktet.“ Diese geraten aus dem Gleichgewicht, wenn mal eben eine so wichtige Prüfung verschoben wird.

 

Den gestrigen Tag hatten sich aber auch Schulleitungen und Lehrerkollegium anders vorgestellt. Ab 12 Uhr sollte man die Unterlagen herunterladen können, über einen anderen Anbieter, als dies die Jahre zuvor der Fall war – „die vergangenen Jahre war das unproblematisch“, erinnert sich Niklas. Gestern aber ging in Gummersbach und Marienheide gar nichts. „Wir haben es alle fünf Minuten für acht Stunden versucht“, erzählt Niklas. Und auch in der Nachbarkommune wurde es immer wieder probiert. Ausgespuckt hat das System nur eine Fehlermeldung nach der anderen. Während anderorts zumindest ein paar Prüfungen heruntergeladen werden konnten, war am Lindengymnasium und an der Gesamtschule nicht ein Versuch erfolgreich. „Wir standen die Zeit über mit anderen Schulleitungen im Kreis im Kontakt. Von dort gab es ähnliche Meldungen“, so Niklas.

 

Die nervliche Anspannung sei greifbar gewesen. Zumal manche Lehrer die ganze Zeit über parat stehen mussten, um aus den Prüfungsvorschlägen einen auszuwählen. „Manche Kollegen hätten auch noch Experimente aufbauen müssen, dafür wäre am Ende eine halbe Nachtschicht notwendig geworden“, erzählt Niklas weiter. In Marienheide entschied Krug um 20 Uhr, dass alle nach Hause gehen sollen. „Wir waren noch mit zehn Kolleginnen und Kollegen da, die sonst ja schon lange zu Hause gewesen wären.“

 

Und vom Ministerium? „Wir haben Mails bekommen. Darin stand, dass an den Problemen gearbeitet wird“, sagt Niklas. Um Punkt 20:33 Uhr kam eine letzte Mail: Die Prüfungen wurden auf Freitag geschoben. Diese Kommunikation ist es, die Krug sehr geärgert hat. Es könne mal etwas nicht gut laufen. „Das größte Problem war gestern, dass alle Beteiligten lange Zeit im Unklaren gelassen wurden.“ So habe es immer wieder geheißen, dass das Problem bis zu einer bestimmten Uhrzeit behoben sei oder es Informationen dazu geben würde. „Aber dann kam nichts! So kann man nicht arbeiten.“  

 

Genau dies kritisiert auch Sabine Mistler in einer Mitteilung: „Die Schulleitungen und viele unserer Kolleginnen und Kollegen haben am Dienstagnachmittag lange auf verlässliche Informationen warten müssen. Diese Phase der Unsicherheit war für viele sehr zermürbend. Die Kommunikation in so einer kritischen Situation hätte besser laufen müssen.“ Inzwischen hat sich Schulministerin Dorothee Feller (CDU) bei Lehrern und Schülern für das gestrige Chaos entschuldigt (Hier geht’s zur Videobotschaft der Ministerin).

 

Heute wurde es für die Leitungen, Lehrer und Schüler direkt wieder spannend. Die Downloads für die Prüfungen morgen in den Gesellschaftswissenschaftlichen Fächern standen an - und liefen problemlos, wie Niklas und Krug berichten. Kurz nach 12 Uhr waren die ersten Aufgaben schon auf dem Weg zum Kopierer, sagt Krug erleichtert.

 

Die weiteren Abitur-Termine stehen also. Für muslimische Schüler, für die der Nachholtermin am Freitag mit dem Zuckerfest kollidiert, bietet das Ministerium falls gewünscht Nachschreibtermine an.

KOMMENTARE

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Das Schulministerium scheint, egal welche Partei es besetz, dauerhaft der Posten zu sein, auf dem „Partei Low Performer“ untergebracht werden.

Uwe Groß, 20.04.2023, 08:00 Uhr
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