Reichshof – Die 4b der Peter von Heydt Grundschule Hunsheim war in dieser Woche die MausKlasse – Dabei haben die Schüler Beiträge fürs Radio produziert.

Für einige Schüler der Peter von Heydt Grundschule Hunsheim in Reichshof war diese Woche alles andere als normal. Aus der 4b wurde am vergangenen Montag die MausKlasse des WDR – und aus dem Klassenraum in gewisser Weise ein Radiostudio. Reporterin Insa Backe war in dieser Woche zu Besuch, sprach mit den Viertklässlern darüber, wie Radiobeiträge, Nachrichten und Sendungen produziert werden, was Fake News sind und wie man sie aufdeckt, besuchte den VfL Gummersbach für eine Reportage und thematisierte auch das Social-Media-Verbot, das es derzeit für rund 1.400 Fünftklässler in Solingen gibt. Dabei haben die Kinder auch eigene Beiträge produziert für die tägliche Radiosendung MausLive im WDR5 und im DAB+-Kanal Die Maus.

 

Heute ging es darum, was Fake News sind, wie man absichtliche Falschmeldungen erkennt und warum es sie überhaupt gibt. Insa Backe machte deutlich, dass es sich dabei um Lügen handle, die als Wahrheiten getarnt werden, oder aber Wichtiges von Wahrheiten weglassen. Um sie aufzudecken, gab sie den Schülern drei Checkpoints mit auf den Weg: den Kopf, das Herz, das vielleicht aufgeregt pocht, und den Bauch, der womöglich ein Ja- oder Nein-Gefühl sendet. Wichtig sei dabei auch, sich nicht aufhetzen zu lassen, auch nicht im Netz, und Informationen samt Quellen zu überprüfen. Möglich sei das zum Beispiel über die kindgerechte Suchmaschine „fragFINN“, „fragzebra“, ein Angebot der Landesanstalt für Medien NRW, oder „ZDF logo!“.

 

22 Kinder gehen in die 4b, und ungefähr die Hälfte der Schüler hat ein eigenes Handy. Aus ihrer langjährigen Erfahrung weiß Insa Backe, dass viele Kinder durch Geschehnisse in der digitalen Welt einem enormen Druck ausgesetzt sind. Die Reporterin berichtet beispielsweise von Kettenbriefen, die die Kinder an 15 Personen weiterleiten müssten. Wenn nicht, passiere etwas Schlimmes, heißt es drohend in vielen Texten. Darüber hinaus würden sie über das Internet und dabei insbesondere über die Sozialen Medien häufig Bilder und Videos mit Gewalt, Szenen aus dem Krieg, sexuellen Inhalten oder auch Tierquälereien bis hin zum Tod erhalten – oft verbunden mit dem fälschlichen Hinweis, dass, wenn sie etwas anklicken, es danach nicht mehr angezeigt bekommen. Ein weiteres Thema: Games, bei denen die Kinder Punkte fürs Töten bekommen. „Das sind kleine Kinder, das macht was mit denen“, sagte die Reporterin besorgt.

 

Laut Insa Backe sei das eine Entwicklung, die nicht neu ist. Einen rapiden Anstieg habe es bereits vor zehn Jahren gegeben. Wichtig sei, dass sich die Kinder daran keine Schuld geben. „Sie geraten da unverschuldet rein. Schuld sind Erwachsene und Konzerne“, machte die Reporterin deutlich. Umso wichtiger sei es, dass mehr Erwachsene davon wissen. „Desto mehr können wir die Kinder schützen.“ Und: dass Eltern und Lehrer darüber informiert und sensibilisiert werden. Wenn ein Kind sich also mit einem derartigen Fall anvertraut, sollte man Ruhe bewahren, dankbar dafür sein, dass sich das Kind damit an einen wendet, und ein Wir-Gefühl vermitteln, klarmachen, dass man das zusammen angeht.

 

Los ging die Reporter-Ausbildung der MausKlasse am vergangenen Montag. Zunächst erklärte Insa Backe der Klasse, was im Radio wichtig ist. Die Theorie konnte dann gleich in die Praxis umgesetzt werden. Für eine Reportage besuchten die Kinder dann in der SCHWALBE arena den VfL Gummersbach, sprachen da etwa mit Teammanager Rainer Fiedler, Cheftrainer Gudjón Valur Sigurdsson, Co-Trainer Goncalo Miranda und Spieler Ellidi Vidarsson. Vor Ort durften sie nicht nur ihre vorbereiteten Interviewfragen stellen, sondern auch in die Kabine der Bundesliga-Mannschaft gehen. Außerdem dachten sie darüber nach, worauf es beim Mannschaftssport ankommt, und erfanden Rätsel über außergewöhnliche Sportarten für die MausLive-Fans.

 

Am Mittwoch drehte sich dann alles um die aktuelle Nachrichtenlage. Die MausKlasse fragte sich, was heute wichtig und relevant ist und wie man die Nachrichten verständlich, aber auch unterhaltsam präsentieren kann. Als Thema des Tages wählten die Hunsheimer Grundschüler das Social-Media-Verbot für rund 1.400 Fünftklässler in Solingen und gestalteten dazu das abendliche Nachrichtenformat MausZoom mit. Wie die Kinder dort berichteten, dürfen die Solinger Fünftklässler derzeit keine Social-Media-Netzwerke wie TikTok, Snapchat oder auch Instagram nutzen. Dazu haben die Eltern vor Beginn des Projektes einen Vertrag mit der Stadt und der jeweiligen Schule unterschrieben. Und auch im Unterricht werde über Fake News gesprochen und auch darüber, wie man sich im Internet schützen kann.

 

Besucht wurde die MausKlasse heute auch von Nadine Kreißl und Karoline Csesznek. Die Kinder durften raten, welche Farben die beiden wohl mögen, welche Hobbies sie haben und auch, was sie beruflich machen. Insa Backe war dabei wichtig, dass die Kinder lernen, dass man niemandem ansehen kann, was er so mag oder macht. Wie sich herausstellte, arbeiten beide Frauen bei der Polizei: Nadine Kreißl bei der Kriminalpolizei und Karoline Csesznek auf der Wache. Um wirklich sicher zu sein, ob das auch stimmt, überprüften die Kinder die Ausweise der beiden. Danach riefen Leon und Sophia bei der Polizei an, sagten, dass es sich nicht um einen Notruf handelt, sondern um eine Überprüfung. Und tatsächlich konnte der Beamte am Telefon bestätigen, dass es sich bei den beiden um Kolleginnen handelt.

 

Vor eineinhalb Jahren hat Lehrerin Simone Hölker ihre Klasse für das Projekt angemeldet. Dass die MausKlasse für ihre Schüler nun endlich zur Realität wurde, freute sie sehr. Die Kinder hätten in dieser Woche „Radioluft schnuppern“ können und gesehen, wie viel Arbeit hinter einem Beitrag steckt – auch wenn der am Ende nur vier Minuten lang ist. „Das war ganz toll“, sagte Hölker rückblickend. Wer sich die Beiträge der MausKlasse der Peter von Heydt Grundschule Hunsheim (nochmal) anhören möchte, findet diese auf der Website der Maus. Hinweise zu Bewerbungen für die MausKlasse gibt es für Lehrer hier zu finden.