Archivbild: Das alte Stadttheater wird 2018 schließen.
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Bürger sollen über Theaterneubau entscheiden
Gummersbach Weil laut einer repräsentativen Umfrage der TH Köln die Mehrheit der Bürger für einen Theaterneubau ist, strebt Bürgermeister Frank Helmenstein einen Ratsbürgerentscheid an.
Ob sich die Stadt Gummersbach ein neues Theater auf dem Steinmüllergelände für geschätzt rund 29 Millionen Euro leisten soll, werden nach Plänen von Bürgermeister Frank Helmenstein die Bürger entscheiden. Und zwar nach der Neuwahl von Rat und Verwaltung, also nicht vor 2020. Diese Entscheidung beruht auf den Ergebnissen einer repräsentativen Umfrage der TH Köln im Auftrag der Stadt. Demnach sind mehr als die Hälfte der Befragten für den Neubau eines Stadttheaters. Die Ergebnisse der Befragung von 400 Bürgern wurden gestern Mitgliedern des Rates und sachkundigen Mitgliedern des Kulturausschusses vorgestellt.Professor Monika Engelen vom TH Campus Gummersbach erläuterte Methodik und Ergebnisse der Befragung. Demnach stimmen rund 62 Prozent der Umsetzung des Konzepts eines neuen Stadttheaters mit 550 Plätzen gegenüber des dann ebenfalls neuen Kinos auf dem Steinmüllergelände zu. Noch mehr Zustimmung findet die Frage, ob kulturelle Angebote und ein Stadttheater wichtig für Gummersbach seien. Auf beide Fragen antworteten jeweils 70 Prozent mit eher wichtig, wichtig oder sehr wichtig. Selbst unter Berücksichtigung statistischer Fehlerquoten liege die grundsätzliche Zustimmung für das Theaterkonzept mit ziemlicher Sicherheit bei weit über 50 Prozent.
Bürgermeister Frank Helmenstein sagte, er habe sich über die Ergebnisse der Umfrage außerordentlich gefreut. Bei einem anderen Ergebnis hätte der den Theaterneubau zu den Akten gelegt. Helmenstein sieht sich bestärkt, dass ein Theater einen hohen Stellenwert für die Bevölkerung hat. Deshalb sei er nach langen Überlegungen doch zu dem Schluss gekommen, die Entscheidung über den Theaterneubau direkt in die Hände der Bürger zu geben. Dies hatte er noch vor einigen Monaten abgelehnt. Der sogenannte Ratsbürgerentscheid, an dem sich Stand jetzt rund 15 Prozent der Gummersbacher Einwohner beteiligen müssten, soll bewusst erst nach der Neuwahl von Rat und Verwaltung erfolgen, denn der Bau würde die Stadt über Jahre finanziell stark einschränken. Das können wir möglichen Nachfolgern nicht einfach so auflasten, so Helmenstein.
Denn die Finanzierung des Theaterneubaus für 29 Millionen Euro und die jährlichen Betriebskosten von schätzungsweise 1,9 Millionen Euro müsste die Stadt komplett eigenständig leisten. Städtebaufördermittel können für ein solches Projekt nicht beantragt werden. Noch bis 2022 ist die Stadt Gummersbach im Stärkungspakt Stadtfinanzen und kann jährlich nur rund sieben Millionen Euro selbst investieren. Auch zur Finanzierung liefert die TH-Umfrage erste Anhaltspunkte: Freiwillig beteiligten würden sich die Bürger über höhere Eintrittspreise (48 Prozent), über Spenden (45 Prozent) oder mittels eines Theaterabonnements (33 Prozent). Erzwungene Beiträge über Kulturabgaben oder Steuern fanden hingegen nur sehr wenig Zustimmung.
Im November soll der Rat zunächst beschließen, das Baugrundstück auf dem Steinmüllergelände für das Theater zu reservieren. Diesem Vorgehen konnte Thorsten Konzelmann für die SPD-Fraktion grundsätzlich zustimmen. Es müsste in den kommenden Jahren aber auch genau beobachtet werden, wie sich der Kulturstandort Gummersbach entwickele. Laut der TH-Befragung sind die meistgewünschten Formate für eine neues Theater Comedy, Musik und Konzert. Veranstaltungen also, die schon heute erfolgreich in der Halle 32 und der SCHWALBE arena stattfinden. Eher klassische Formate für ein Theater wie Ballett, Oper oder Operette finden sich hingegen erst am Ende der Wunschliste. Karl-Otto Schiwek von der CDU sagte, man wolle die Umfrageergebnisse erst einmal sacken lassen. Dr. Ulrich von Trotha (FDP) brachte noch einmal die Sanierung des alten Stadttheaters in Spiel, welches 2018 geschlossen wird. Wenn wir uns ein neues Theater nicht leisten können, müssen wir das alte nicht abreißen.
Für Helmenstein nimmt der jetzt vorgeschlagene Weg mit Grundstückreservierung und Bürgerentscheid erst einmal Druck aus dem Kessel. Über die teils hitzig geführte Debatte der vergangenen Monate und Jahre sagte er: Irgendwann muss es auch mal gut sein. Es geht nicht ums Wollen, sondern ums Können und Dürfen.
Das PDF der Präsentation kann hier eingesehen werden.