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Einschnitte für Metalsa-Mitarbeiter

nh; 29. Apr 2015, 10:55 Uhr
Bilder: Nils Hühn.
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Einschnitte für Metalsa-Mitarbeiter

nh; 29. Apr 2015, 10:55 Uhr
Bergneustadt - Mit großer Mehrheit stimmten die Arbeiter bei Metalsa dem Sparprogramm zu - Mehr Arbeit, Reduzierung der Sonderzahlungen sowie eine verschobene Lohnerhöhung sollen den Automobilzulieferer fit für die Zukunft machen.
Von Nils Hühn

Die rund 1.100 Beschäftigten bei Metalsa in Bergneustadt konnten gestern über ihr eigenes Tarifabkommen abstimmen. Seit März hatte die IG Metall mit der Führungsspitze des Automobilzulieferers verhandelt. Herausgekommen ist ein „Zukunftsvertrag zur Sicherung des Standorts Bergneustadts“, erklärte Werner Kusel, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Oberberg. Die Unternehmensführung von Metalsa hatte erklärt, dass es zu Einsparungen kommen müsse, um fit für die Zukunft zu werden.


Georg Vieser, Metalsa-Personalleiter für Afrika, Asien und Europa, erklärte gestern, dass das Unternehmen ein langfristiges Interesse am Werk habe, welches man 2013 gekauft habe. Allerdings hätte man ein „aufgehübschtes“ Werk gekauft und erst mit einiger Zeit erkannt, an welchen Stellschrauben gedreht werden müsse, um das Bergneustädter Werk wieder in die Spur zu bringen. Dafür will Metalsa in den kommenden Jahren 43 Millionen Euro in den Maschinenpark investieren. „In die Substanz wurde vorher nicht investiert“, warf Vieser den Vorbesitzern vor.


[Bei den Tarifverhandlungen gab es aus Sicht der Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter keine Verlierer, aber Freudensprünge machte gestern auch niemand. Von rechts: Metalsa-Personalleiter Georg Vieser, Wolfgang Kakuschi (Betriebsrat), Frank Meier (Betriebsrat), Oberbergs IG Metall-Chef Werner Kusel, Detlef Fichtner (Betriebsrat), Friedel Maxeiner (Betriebsrat) und IG Metall-Jugendsekretär Simon Stefer.]

Um die großen Investitionen stemmen zu können, mussten die Bergneustädter Mitarbeiter einige Zugeständnisse machen. Bei der gestrigen Urabstimmung votierten 83,6 Prozent der IG Metall-Mitglieder dafür, dass sie ab dem 1. Juli statt 35 Stunden 37,5 Stunden die Woche für den gleichen Lohn arbeiten. Das Weihnachts- und Urlaubsgeld wird um 27,5 Prozent gekürzt und die tariflich vereinbarte Lohnerhöhung um 24 Monate verschoben. Gut 17 Millionen Euro spart das Unternehmen dadurch ein. Gleichzeitig verpflichtete sich Metalsa, in den kommenden fünf Jahren keine betriebsbedingten Kündigungen auszusprechen, den Standort zu sichern und zu verbessern.

Die Betriebsratsvorsitzenden berichteten, dass bei der Belegschaft keine Jubelstürme ausgebrochen seien, als man ihnen die massiven Einschnitte erklärte. Aber es sei auch jedem einzelnen Mitarbeiter klar, dass etwas getan werden müsse. „Es war nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen“, berichtete Gesamtbetriebsratsvorsitzender Wolfgang Kakuschki über die Tarifverhandlungen, die „hart, aber fair verliefen.“ Die Zustimmung von 83,6 Prozent der IG Metall-Mitglieder würde deutlich zeigen, dass die Mitarbeiter die Zukunft von Metalsa tragen.

Georg Vieser stellte derweil in Aussicht, dass ab 2018 wieder mit einer schwarzen Null gerechnet werden kann. Bis dahin wird das Bergneustädter Werk aber aufgrund von fehlenden lukrativen Aufträgen Verluste einfahren. Metalsa-Geschäftsführer Erwin Winkler, der die Tarifverhandlungen für die Arbeitgeberseite führte, war gestern nicht vor Ort, da er in Ungarn auf Kundenakquise war. Sollte das hiesige Werk schneller bessere Zahlen liefern, werden die Beschäftigten als erstes davon produzieren, versprach Vieser. Der neue Tarifvertrag ist bis zum 31. Dezember 2019 gültig.
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