Archiv

Steinmüller-Gelände ist energetisch einsame Spitze

ch; 16. Sep 2013, 00:29 Uhr
Bilder: Christian Herse --- Daumen hoch für die neue Photovoltaik-Anlage auf der Schwalbe-Arena: Peter Thome (v.l.), Frank Helmenstein, Frank Röttger und Harald Kawczyk
ARCHIV

Steinmüller-Gelände ist energetisch einsame Spitze

ch; 16. Sep 2013, 00:29 Uhr
Gummersbach – Mit dem Startschuss der Photovoltaikanlage auf der Schwalbe-Arena kann sich das Steinmüller-Gelände nun selbstständig mit Strom, Wärme und Kälte versorgen – Projekttag weniger stark besucht wie in den Vorjahren.
Von Christian Herse

Im täglichen Gebrauch gilt Wärme als minderwertige Energie. Sie entsteht oft ungewollt, kann leicht erzeugt werden und verflüchtigt sich genauso fix, wie sie gekommen war. Aus Wärme Kälte erzeugen zu können und somit aus einem eigentlichen Abfallprodukt etwas hocheffizientes zu schaffen, ist nun der AggerEnergie mit ihrem Blockheizkraftwerk auf dem Steinmüllergelände gelungen.

[Über den gesamten Tag wurden geführte Touren über das Gelände angeboten.]

Bereits seit 2011 produziert die Energiezentrale in den Kellern von "Fisia Babcock" Wärme für das gesamte Steinmüller-Areal. Alle drei Tage fahren dafür die Lastwagen im Winter vor, um den 180 Kubikmeter großen Speicher mit Holzhack aus den Gummersbacher Wäldern zu befüllen. Über kurze Wege werden die nachwachsenden Ressourcen dabei verarbeitet und zu Energie umgewandelt. Dank eines Wärmetauschers kann die entstehende Wärme dabei wie bei einem Kühlschrank in Kälte umgewandelt werden. Für Spitzenzeiten dienen zudem zwei Erdgasbehälter als Reserve, damit niemand frieren muss. „Bis auf die Fachhochschule, die sich bereits vor der Anlage auf dem Gelände befand, versorgen wir jedes Gebäude auf dem Steinmüller-Areal mit Energie“, wusste Holger Thielmann von der AggerEnergie am Sonntag zu berichten.


Und obwohl zum Zeitpunkt der Planungen noch die alten Hallen standen, zeichnete sich in den Köpfen der Planer bereits das ‚neue’ Steinmüller ab. „Da muss man Visionen haben und bereit sein, anfangs auch Verluste zu machen, wenn eben noch keine große Auslastung des Kraftwerks zu erwarten war“, so Stadtwerke-Leiter Peter Thome. Ein Idee, die in diesem Umfang bislang einmalig in Deutschland ist.

Das Blockheizkraft war ein Teil der geführten Touren, die am 6. Projekttag auf dem Steinmüller-Gelände kostenlos angeboten wurden. Durch die Halle32 ging es entlang der EKZ-Baustelle zu besagtem Kraftwerk, aber auch zur Fachhochschule, wo über den gesamten Tag Experimente vorgeführt und die Arbeit der Ingenieure bildhaft dargestellt wurde. Doch obwohl der Himmel die Schleusen geschlossen hielt, blieb das Interesse der Besucher deutlich hinter den Erwartungen der Organisatoren zurück und war kein Vergleich zu den fünf Projekttagen, die bislang durchgeführt wurden.

###CONTENTGAL###

Nicht nur in der Wärme/Kälte-Energieerzeugung ist das Steinmüller-Gelände einsame Spitze. Vor den meisten Augen verborgen, werkelt noch ein zweites Kraftwerk auf dem Dach der Schwalbe-Arena. Auch wenn schon seit Juli im Betrieb, gaben die Verantwortlichen gestern den Startschuss für die 3.000 Quadratmeter große Photovoltaikfläche. „An einem guten Tag erzeugen wir hier 12.000 Kilowattstunden Strom. Das stellt den Jahresbedarf von drei bis vier Durchschnitts-Haushalten pro Jahr dar“, gab AggerEnergie-Geschäftsführer Frank Röttger einen Einblick in die Dimensionen dieser Anlage.

[120 Kilometer weit kommt der stumme Japaner mit einer "Tankfüllung" Strom.]

Insgesamt 168.000 Kilowattstunden Strom sollen insgesamt pro Jahr ‚gefördert’ werden. Neben dem oberbergischen Energieversorger haben sich bei der Finanzierung dabei auch 55 Privatinvestoren beteiligt, die nun einen festverzinsten Anteil pro Jahr vom Umsatz ausgezahlt bekommen. „Die ökologische Beteiligung der Bürger ist gar nicht hoch genug zu bewerten. Und wir mussten sogar Wartelisten führen, so groß war das Interesse“, zeigte sich Röttger beeindruckt.

„Hier haben alle Parteien eng zusammengearbeitet“, fand Arena-Geschäftsführer Harald Kawczyk. Nur so sei es gelungen, schon während den Bauarbeiten die Anlage fertig zu stellen, sodass die Baustelle zum Teil am Ende von ihr mit Strom gespeist wurde. Insgesamt 50 Prozent der erzeugten Energie benötigt die Schwalbe-Arena. Der Rest wird ins normale Stromnetz eingespeist. Bereits jetzt schon können sich eBike-Radler am Spielereingang der Arena an dem Öko-Strom bedienen.

Wenn das Parkhaus des EKZ fertig gestellt ist, soll eine Ladestation für Autofahrer folgen. „Streng genommen können wir jetzt auf dem Steinmüller-Gelände autark von der Umgebung arbeiten. Sämtliche Energie produzieren wir hier und das ökologisch absolut verträglich“, lobte Röttger die Investition für die Zukunft, wie es Bürgermeister Frank Helmenstein bezeichnete.
WERBUNG